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    ROUNDUP  1177  0 Kommentare Trumps Ausstieg treibt Ölpreise - Konkrete Auswirkungen unklar

    FRANKFURT/SINGAPUR (dpa-AFX) - Der Rückzug der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran hat die Ölpreise am Mittwoch kräftig steigen lassen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli kostete im Vormittagshandel 76,96 US-Dollar. Das waren 2,11 Dollar mehr als am Vortag. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) zur Lieferung im Juni kletterte um 1,83 Dollar auf 70,90 Dollar.

    Die Ölpreise liegen damit knapp über dem Niveau, das sie bereits zu Wochenbeginn erreicht hatten. Zurzeit kosten die beiden führenden Rohölsorten der Welt so viel wie letztmalig Ende 2014, also wie seit etwa dreieinhalb Jahren nicht mehr. Die Gründe dafür liegen nicht nur in der Angst vor Angebotsengpässen, sondern auch in einer steigenden Erdölnachfrage als Folge einer solide wachsenden Weltwirtschaft.

    Die USA hatten sich am Vorabend trotz des massiven Widerstands europäischer Partner aus dem Abkommen über das Atomprogramm des Iran zurückgezogen. Die im Rahmen des Abkommens ausgesetzten Sanktionen sollen in voller Härte wieder zum Tragen kommen. "Wir werden die höchste Stufe von Wirtschaftssanktionen einführen", erklärte US-Präsident Donald Trump. Die Europäische Union hält Trumps Entscheidung für gefährlich für die Lage im Nahen Osten und will die Sanktionen ausgesetzt lassen.

    Zu den amerikanischen Sanktionen gehört auch die Aufforderung an Abnehmer iranischen Rohöls, die Käufe innerhalb von 180 Tagen zu reduzieren. Die USA selbst importieren kein Rohöl aus Iran. Während es grundsätzlich denkbar ist, dass die Rohölpreise als Folge der US-Sanktionen weiter steigen könnten, ist dies jedoch alles andere als sicher. Fachleute sind sich über die konkreten Auswirkungen noch nicht im klaren.

    So ist vor allem noch nicht sicher, wie sich die größten Abnehmer iranischen Rohöls verhalten werden. Dies sind in erster Linie China, die Europäische Union, Indien, Japan, Südkorea und die Türkei. Dass China ebenfalls aus dem Atomabkommen aussteigt, gilt angesichts des Handelskonflikts mit den USA als sehr unwahrscheinlich. Die EU hat bereits angekündigt, an dem Abkommen mit Iran festhalten zu wollen. Einige Fachleute halten daher die Auswirkungen der US-Sanktionen auf den Ölmarkt insgesamt für eher gering.

    Allerdings könnten im aktuellen Umfeld bereits geringe Angebotsverknappungen deutliche Auswirkungen haben. Denn der Ölmarkt ist angespannt. Dies ist zum einen auf eine von der Opec und anderen großen Produzenten wie Russland installierte Fördergrenze zurückzuführen. Deshalb halten es Fachleute auch für unwahrscheinlich, dass der Ölriese Saudi-Arabien wie in früheren Zeiten Angebotsausfälle ausgleichen könnte. Der zweite große Produzent Russland dürfte aufgrund der angespannten politischen Beziehungen zu dem Westen dafür ebenfalls nicht in Frage kommen.

    Darüber hinaus ist das weltweite Rohölangebot knapp, weil die Förderung im Krisenland Venezuela, das im Besitz der größten Ölreserven der Welt sein soll, in den vergangenen Jahren dramatisch geschrumpft ist. Seit 2015 ist die Tagesproduktion um knapp eine Million Barrel oder 40 Prozent abgestürzt. Als wesentlicher Grund dafür gelten fehlende Investitionen in die maroden Förderanlagen. In Venezuela herrscht aufgrund einer desaströsen Wirtschaftslage Mangelwirtschaft. Die Verantwortung wird nicht unwesentlich der sozialistischen Führung unter Präsident Nicolas Maduro und amerikanischen Wirtschaftssanktionen zugeschrieben./bgf/jha/




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