Marktbericht August 2018
Widersprüchliche Signale im Hochsommer - Seite 3
Die ersten Runden der Auseinandersetzung wurden an den Kapitalmärkten noch weitgehend ignoriert. Das wird bei einer Verschärfung nicht so bleiben. Aus US-Sicht ist China der Hauptgegenspieler im Handelsstreit. Die Hintergründe dazu haben wir im letzten Marktbericht ausführlich erläutert. Es würde uns nicht wundern, wenn der Streit in den kommenden Wochen und somit im Vorfeld der US-Wahlen (Midterm Elections) im November an Intensität gewinnt. Um zu vermeiden, dass die Republikaner die Mehrheit im Kongress verlieren, braucht Trump noch dringend erfolgreiche „deals“. Trotzdem sind wir der Auffassung, dass sich beide Seiten der Gefahr bewusst sind. Die US-Administration folgt bislang ihrer bekannten Strategie: abwechselnd wird der Konflikt angeheizt, um dann wieder Lösungen anzubieten. Geht man davon aus, dass bei den handelnden Personen in den USA ein kleiner Rest an Rationalität und Verantwortungsbewusstsein zurückgeblieben ist, so dürfte dieser Streit früher oder später einer Lösung zugeführt werden. Es bleibt zu hoffen, dass bis dahin nicht zu viel Porzellan zerschlagen wird.
Italien – der große Wackelkandidat im Währungsraum
Die politische Unsicherheit im Euroraum hat sich nach den Wahlen in Italien wieder erhöht. Die neue Regierung aus linken und rechten Anti-Establishment-Parteien ist mit einem Programm (Steuern senken, Renteneintrittsalter herabsetzen, Arbeitsmarktreform zurückdrehen) angetreten, das Italien in eine tiefe Krise führen könnte. Seit die Euro-skeptische Koalition in Rom im Amt ist, sind die Zinsen italienischer Staatsanleihen wieder deutlich gestiegen. Die Fieberkurve schlägt erneut aus. Dennoch ist das kurz- und mittelfristige Risiko eines Austritts des südeuropäischen Landes aus der Währungsunion gering. Die Hürden für ein gesetzeskonformes Referendum zum Euroaustritt sind hoch. Eine „halb-legale Lösung“ erscheint als zu riskant. Leider haben wir es hier aber mit einer schwer einschätzbaren Regierung zu tun. Dass die Unterstützung der Bevölkerung für den Euro niedriger ist als in den meisten anderen Ländern, macht die Sache nicht einfacher. Keine Frage, die Risiken haben im Vergleich zur pro-europäischen Regierung unter Premierminister Renzi markant zugenommen. Wir wollen zwar in Italien für unsere Kunden keine Investitionen tätigen, dennoch sehen wir in dieser Entwicklung keine unmittelbare Gefahr für die internationalen Kapitalmärkte. Steigende Zinsen können die Regierungen hochverschuldeter Länder auch disziplinieren.