Bundesregierung
Faule Kredite im Euroraum
Die FDP-Fraktion erkundigte sich in einer kleinen Anfrage (19/2663) bei der Bundesregierung über die Gefahren, die von notleidenden Krediten in europäischen Banken ausgehen könnten. Erschreckend ist die Beurteilung, sowohl der Bundesregierung als auch der EU, dass der Anteil fauler Kredite bei den Banken höher sei als vor der Finanzkrise.
"Klar ist allerdings, dass Bankensysteme und einzelne Banken in einigen Ländern des Euroraums, sowohl bei absoluter als auch relativer Betrachtung, stark von dem Problem notleidender Kredite betroffen sind", so die Einschätzung der Bundesregierung. Hierbei handelt es sich in erster Linie um Griechenland, Zypern und Italien. Insgesamt wurde im Dezember 2017 für den Euroraum ein Gesamtvolumen von 813 Mrd. Euro ermittelt.
Im Detail kommt die Bundesregierung bzgl. Griechenland zu folgender Einschätzung: "Die EBA (Europäische Bankenaufsichtsbehörde) weist für Dezember 2017 eine Brutto-NPL (Non-Performing-Loans)-Quote griechischer Banken von knapp 45 Prozent aus, den höchsten Wert im Euroraum. Hohe NPL-Bestände können die Stabilität einzelner Banken gefährden". Auch wenn die NLP-Quote am höchsten ist, so betrug die Summe notleidender Kredite 100,8 Mrd. Euro. Damit kommt Griechenland auf Platz 4. Die ersten Plätze belegen: Italien mit 186 Mrd. Euro, weit dahinter Frankreich mit 135,5 Mrd. Euro und Spanien mit 106,2 Mrd. Euro. Im Vergleich zu Griechenland hat Frankreich eine niedrige NPL-Quote von 3,1 Prozent.
Nach Griechenland ist Zypern das nächste Sorgenkind im Euroraum, denn bei den 16,8 Mrd. Euro notleidender Kredite liegt die Ausfallquote bei 38,9 Prozent. Die Bundesregierung merkt dazu an: "Zypern [hat] nach Griechenland bei relativer Betrachtung den am stärksten von notleidenden Krediten betroffenen Bankensektor im Euroraum". Dies liegt vor allem an der Cyrus Cooperative Bank.
Euroraum Top-5 nach Gesamtvolumen
Platz | Land | Notleidende Kredite in Mrd. Euro | Ausfallquote in Prozent |
1 | Italien | 186,7 | 11,1 |
2 | Frankreich | 135,5 | 3,1 |
3 | Spanien | 106,2 | 4,5 |
4 | Griechenland | 100,8 | 44,9 |
5 | Deutschland | 49,6 | 1,9 |
Euroraum Top-5 nach Ausfallquote
Platz | Land | Ausfallquote in Prozent | Notleidende Kredite in Mrd. Euro |
1 | Griechenland | 44,9 | 100,8 |
2 | Zypern | 38,9 | 16,8 |
3 | Portugal | 15,2 | 30,7 |
4 | Italien | 11,1 | 186,7 |
5 | Slowenien | 10,5 | 1,8 |
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Für Italien gibt es eine teilweise Entwarnung: "Die Bestände notleidender Kredite bei italienischen Institutionen sind insgesamt rückläufig und der Anteil neuer notleidender Kredite am Kreditbestand ist laut Banca d'Italia wieder auf das Vorkrisenniveau gesunken". Trotzdem weißt die Bundesregierung daraufhin, dass sich im italienischen Bankensektor das höchste Gesamtvolumen fauler Kredite befindet: 187 Mrd. Euro.
Auf die Frage, in welchen Bereichen die faulen europäischen Kredite verortet werden können, anwortet die Bundesregierung: "Es wird deutlich, dass bei aggregierter Betrachtung ein Großteil der bestehenden notleidenden Kredite an Unternehmen der Realwirtschaft vergeben wurden bzw. im Immobiliensektor zu verorten ist".
Als Fazit kann zitiert werden: "Trotz abnehmender Tendenz insbesondere im Jahr 2017 ist der Bestand an notleidenden Krediten im Euroraum sowohl im historischen Vergleich als auch im Vergleich zu anderen Wirtschaftsräumen hoch".
Quelle:
Deutscher Bundestag, Drucksache 19/3600, vom 02.08.2018.