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    Börsen-Zeitung  789  0 Kommentare Indizes neu gemischt / Kommentar zur Indexneuordnung der Deutschen Börse von Dietegen Müller

    Frankfurt (ots) - Wird der deutsche Technologieindex TecDax durch
    die am Montag umgesetzte Indexneuordnung ein besseres Abbild der
    deutschen Technologiewerte und damit als Investitionsobjekt
    attraktiver? Die Frage wird am Markt unterschiedlich beantwortet. Neu
    ist, dass im TecDax enthaltene Titel auch in anderen Indizes der
    Dax-Familie vertreten sein können - und umgekehrt. Der ETF-Anbieter
    Comstage begrüßt beispielsweise die Neuordnung der Dax-Familie und
    meint, das Marktsegment werde damit für Investoren beliebter. Bisher
    lässt sich die Zahl der ETF, die auf dem TecDax basieren, an einer
    Hand abzählen. Indexstratege Uwe Streich von der LBBW ist dagegen
    skeptisch, was die Erfolgsaussichten des neu geordneten TecDax als
    Underlying für neue Anlageprodukte anbelangt. "Der Index verliert
    durch die Neuordnung eher an Gewicht, da er durch den Einbezug von
    Aktien aus anderen Indizes der Dax-Familie sein
    Alleinstellungsmerkmal verliert."

    Streich hält es auch für problematisch, dass einige wenige Titel
    künftig ein großes Gewicht im TecDax haben werden und damit auch
    seine Performance prägen. "Der TecDax wird eher zu einer
    Einzelaktien-Story. Die vier Neuzugänge aus dem Dax haben jeweils
    eine Anfangsgewichtung von 10% im Index, und die acht größten Aktien
    erreichen einen Zwei-Drittel-Anteil an der Marktkapitalisierung",
    sagt der Indexexperte. Dazu zählen auch Qiagen, Siemens Healthineers,
    Sartorius und United Internet. Auch die Abgrenzung von
    Technologietiteln ist im TecDax für Streich nicht überzeugend
    umgesetzt worden. "Die Deutsche Börse behandelt
    Beteiligungsgesellschaften weiterhin als Unternehmen, die in
    'Classic'-Indizes enthalten sein können. Das führt dazu, dass die an
    vielen Technologie-Start-ups beteiligte Gesellschaft Rocket Internet
    nicht im TecDax enthalten sein kann, und stattdessen im MDax
    enthalten ist."

    Auch das Bankhaus Metzler verweist auf das große Gewicht einiger
    weniger Titel im neuen TecDax. Dies mache den Index vermutlich besser
    investierbar, aber marginalisiere die anderen Indexwerte. Am Ende
    dürfte wohl entscheidend sein, wie groß das Interesse im Markt an
    einem "deutschen Tech-Index" ist. Viele Investoren bevorzugen als
    Tech-Benchmark breitere Sektorindizes. Es gibt zwar auch einen
    Technologie-Index des Deutsche-Börse-Wettbewerbers Euronext, den Tech
    40. Doch handelt es sich hierbei um ein Sammelsurium an Unternehmen
    aus den verschiedensten Branchen. Auch hier war die Nachfrage auf
    Seiten der Investoren bisher nicht überwältigend.

    Dies führt zu zwei Erkenntnissen. Es ist schwierig, einen Index zu
    schaffen, der von Investoren als Benchmark genutzt werden will. Und
    die Abgrenzung eines Indexuniversums ist anspruchsvoll. Die
    Sektorklassifizierung ist eine Wissenschaft für sich. So lässt sich
    fragen, warum nun eine Deutsche Telekom mit ihrem großen Anteil an
    traditionellem Kupferkabel-Geschäft im TecDax Einzug hält.

    Befürworter dieses Schritts könnten im angelsächsischen Raum zu
    finden sein. So gelten ab Handelsende am 28. September neue Global
    Industry Classification Standards (GICS). Die Indexanbieter S&P Dow
    Jones Indices und MSCI werden dann den bisherigen Telekom-Sektorindex
    durch den Communication Services Sector ablösen. In diesem werden
    auch Titel aus dem IT- oder Konsumgütersektor dazugehören. Dann
    werden auch Marktschwergewichte wie Facebook oder Alphabet in dem
    neuen Index enthalten sein, Seite an Seite mit traditionellen
    Telekomunternehmen wie Verizon oder AT&T. Der neue Index wird also
    auch zyklischer ausgerichtet sein - wohingegen im TecDax durch die
    Telekom eher defensivere Qualität Einzug hält.

    Für Investoren, aber auch Anbieter von börsengehandelten Fonds
    (ETFs) sind die Folgen groß. Der Hedgefonds Winton hat berechnet,
    dass durch die Reklassifizierung des Telekomindex allein im 22 Mrd.
    Dollar schweren SPDR Technology ETF rund 4 Mrd. Dollar neu angelegt
    werden müssen, wenn der Fonds weiterhin den IT-Sektor nach Definition
    von MSCI und S&P abbilden soll. Die Indexanbieter nehmen jeweils die
    größte Erlösquelle des Unternehmens als Basis für seine
    Sektorzuordnung. Winton berechnet aber eigene Sektoren. So lasse sich
    durch die Nutzung von künstlicher Intelligenz und der Auswertung von
    Geschäftsberichten eine genauere Zuordnung machen. Winton meint,
    damit aktuelle Branchentrends besser erfassen zu können und
    unerwünschte Anlagerisiken auszuschalten. Die damit gewonnen
    Erkenntnisse würden im Investmentprozess schon umgesetzt.

    (Börsen-Zeitung, 22.09.2018)

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