100TabulaRasa hat einen guten Punkt gemacht: größere Ausführungen hinsichtlich der Sprache gehören eigentlich nicht in das Forum hier.
Andererseits zeigen die zustimmenden und ablehnenden Reaktionen, dass das Thema bewegt.
Daher hier (als Ergänzung zu den Erklärungen von gestern) etwas Hintergrund zu dem übergeordneten Kontext + dem Zusammenhang mit dem wichtigsten Anliegen von uns Anlegenden: der Schaffung nachhaltiger Werte.
Umbruchzeiten sind immer mühsam und anstrengend. Und die fortschreitende Gleichstellung von Frauen + Männern ist ein sehr tiefgreifender Umbruch:
-Der hat vor sehr langer Zeit begonnen (zB Einführung des Wahlrechts für Frauen in DE vor über 100 Jahren)
-Frauen haben sich in der Vergangenheit viele Rechte erkämpft, die zum Zeitpunkt der Einführung meist sehr umstritten waren (zB Abschaffung der Zustimmungspflicht von Ehemännern, wenn Frauen einen Arbeitsvertrag unterschreiben)
-Aktuelle Themen in diesem Umbruch sind u.a. Frauenquote, Pay-Gap, Me-Too und Gendern
-Vermutlich werden in Zukunft weitere Themen auf uns zukommen.
Sich hier pauschal zu verweigern und "dagegen zu stemmen", geht nach hinten los. Stattdessen sollten Unternehmen diese Entwicklung mit Sinn+Verstand+Augenmaß begleiten+gestalten und Frauen bei dem Abbau von Benachteiligungen unterstützen. Das ist kein vorauseilender Gehorsam, sondern unternehmerisches Denken, denn es hilft bei der Profitabilität: diese Unternehmen können kompetente Frauen leichter als Mitarbeiterinnen gewinnen + dauerhaft halten (
Details siehe hier), besser mit weiblichen Kunden kommunizieren, treffen bessere Entscheidungen als vornehmlich männlich dominierte Wettbewerber etc.
Als Schlaglicht, wo wir aktuell beim Thema Gleichstellung in der Kapitalanlage-Community stehen, hier ein paar aktuelle Datenpunkte aus unserer Kommunikation mit institutionellen Investoren:
:: Die Wertpapieranalysten der großen Banken, die Reports zur Deutsche Telekom veröffentlichen, sind zu 100% Männer. 0 von 19 sind Frauen. (
Details siehe hier)
:: Die Kontaktpersonen unserer großen Top-Investoren sind zu 90% Männer. (Informationen jenseits der Deutschen Telekom dazu gibt es im
Citywire Alpah Female Report 2023 - Deutschland gehört dabei zu den Schlusslichtern in Europa)
:: In unserem Investor Relations Team sind 5 von 5 Kommunikatoren, die mit institutionellen Investoren über alle Themen sprechen, Männer. 1 Kollegin ist Expertin für ESG-Kommunikation. (
Details siehe hier)
:: Frauen aus der institutionellen Kapitalanlage sagen, dass sie einen Social Media Post, der diesen Umstand thematisiert, nicht liken können, weil sie sonst befürchten müssen, von Kollegen und Kunden als 'Heulsusen' verlacht zu werden und mit beruflichen Nachteilen rechnen müssen.
Wenn man auf den DAX40 blickt, ist auffällig, dass unter den 40 CEOs nur 2 Frauen sind (Merck + Fresenius Medical Care).
2010 war die Deutsche Telekom das erste DAX-Unternehmen, das sich selbst eine Frauenquote für Vorstands- und Führungspositionen gegeben hat. Damals waren nur 2(!) von 60 Top-Executives (Ebene unter dem Vorstand) weiblich - früher ganz normal, heute nur noch schwer vorstellbar. Inzwischen sind wir knapp 30 Prozent.
Zum Gendern: wie 1000TabulaRasa richtig sagt, wird sich zeigen, wie die Entwicklung der Sprache weiter fortschreitet. Während manchen das Gendern wichtig ist, stehen andere dem ablehnend gegenüber oder lehnen es strikt ab. Die in manchen Kontexten bestehenden Ver- oder Gebote bestimmter Formen des Genderns zeigen, wie kontrovers das Thema ist. Wir als Deutsche Telekom müssen in diesem unübersichtlichen + dynamischen Feld navigieren und einen tragfähigen transparenten Weg finden, der allen, so weit wie möglich, gerecht wird.
Bei der Frage der Mehrheit ist es wichtig zu differenzieren:
-OB es eine Alternative zum generischen Maskulinum braucht, sollten alleine die Frauen bestimmen, denn nur sie können sagen, ob sie sich davon mitgemeint oder ausgeschlossen fühlen. Und innerhalb der Frauen ist eine Differenzierung zwischen den Altersgruppen wichtig. Wenn ich mich bei den jüngeren Kolleginnen hier im Unternehmen umhöre, ist die Situation recht eindeutig. Jüngere Frauen sind natürlich in Bezug auf die gesamte Bevölkerung eine Minderheit. Im Zuge des Fachkräftemangels sind sie zunehmend wichtig.
-An der Diskussion, WIE diese Alternative aussehen sollte, sollten alle teilnehmen, damit es für alle passt.
Bevor jemand darauf hinweist, dass gendergerechte Sprache nicht die Lösung für alle Probleme ist: ja, das ist richtig. Aber es kann ein Baustein für ein inklusives Umfeld sein. Wie gesagt: Es wird sich zeigen, wie die Entwicklung der Sprache weiter fortschreitet.
Zu den Likes hier im w:o-Forum: die Anzahl der Likes sind zwar kein Gütesiegel, aber ein Maß für die Zustimmung. Zu beachten ist jedoch, dass es hier im Forum einen großen Überhang älterer Männer gibt (zu denen ich mich mit knapp 50 Jahren auch selbst zähle). Die 5 LIkes für den Post
#66225 (Erkläuterung der Hintergründe unseres Vorgehens beim… sind daher im Vergleich zu den 10 Likes für den ablehnenden Post von Lorenz_Laplace mehr, als ich erwartet habe.
Vorschlag: wir lassen alle die Kirche im Dorf, üben Toleranz und konzentrieren uns hier im Forum wieder mehr auf Kern-Themen für Anlegende. Lorenz_Laplace wollte ursprünglich erklären, weshalb er die Aktie der Deutschen Telekom für ein grundsolides, relativ risikoarmes Investment hält. Das klingt mir nach einem interessanten Post ... :-)