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    Marktkommentar  678  0 Kommentare Dr. Andreas Busch (BANTLEON): Gestiegene Renditen in den USA und Italien mahnen zur Vorsicht

    Steigende Zinsen lasten auf der Stimmung an den Finanzmärkten.

    Sowohl in den USA als auch in Italien zogen die Renditen zuletzt deutlich an. Während höher rentierende US-Treasuries den kurzfristig erfreulichen Konjunkturausblick widerspiegeln, mahnt die Entwicklung in Italien unmittelbar zur Vorsicht. Die gestiegenen Finanzierungskosten dürften die ohnehin schwache Wirtschaft zusätzlich bremsen.

    Gleichwohl ziehen auch in den USA dunkle Wolken am Konjunkturhimmel auf. Das Wachstum sollte sich abschwächen und die Renditen dürften mittelfristig wieder nach unten drehen.

    Das beherrschende Thema an den Finanzmärkten in der vergangenen Woche waren steigende Zinsen. Jenseits des Atlantiks kletterten die Renditen von US-Treasuries auf neue, zum Teil 10‑jährige Höchststände. Verantwortlich dafür war ein stetiger Strom robuster Konjunkturdaten. Er führte an den Geldterminmärkten zur Überzeugung, die Fed würde die Leitzinsen doch weiter anheben als bislang angenommen.

    Derweil stand in Europa Italien im Fokus. Staatsanleihen mit 10-jähriger Laufzeit brachen aus ihrer seit Mai bestehenden Seitwärtsrange nach oben aus und rentierten mit 3,43% immerhin auf einem 4-jährigen Höchststand. Auslöser dieser Entwicklung war die Angst, die Regierung in Rom könnte wieder hemmungslos Schulden machen und damit eine zweite Griechenlandkrise heraufbeschwören.

    Während der US-Zinsanstieg letztlich die aktuell gute Verfassung der Wirtschaft und den kurzfristig erfreulichen Konjunkturausblick widerspiegelt, ist die Lage in Italien eindeutig kritisch zu werten. Ohnehin ist hier aufgrund der mangelnden Innovationsfähigkeit, der nicht vorankommenden Deregulierung und der lähmenden öffentlichen Verwaltung mit einem bestenfalls moderaten Wirtschaftswachstum in den kommenden Jahren zu rechnen. Die nun zu beobachtende weitere Verteuerung der Finanzierungskosten dämpft jedoch die gesamtwirtschaftliche Expansionsdynamik zusätzlich.

    So muss der Staat mehr Geld für Zinszahlungen ausgeben und kann im Gegenzug weniger in die dringend notwendigen Strukturreformen stecken. Gleichzeitig dürfte die ohnehin schwache Investitionsnachfrage der Unternehmen durch die gestiegenen Zinsen einen weiteren Dämpfer erhalten. Vor diesem Hintergrund ist es sehr wahrscheinlich, dass sich die optimistischen Wachstumsprognosen der Regierung nicht erfüllen werden. Dann sind aber auch die in Aussicht gestellten leichten Rückgänge beim Haushaltsdefizit Makulatur. Die Fehlbeträge, die von der EU-Kommission schon jetzt als zu wenig ambitioniert angesehen werden, dürften noch grösser ausfallen. An den Finanzmärkten wären weitere Spreadausweitungen und mithin nochmals steigende Renditen vorprogrammiert.

    Aber nicht nur in Italien lasten die höheren Zinsen auf dem Ausblick – auch in den USA ist auf längere Sicht mit negativen Folgen zu rechnen. Dabei ist der jüngste Zinsanstieg in den zurückliegenden Wochen gar nicht entscheidend. Vielmehr ist es der schon vor über zwei Jahren begonnene Aufwärtstrend, der z.B. bei 2-jährigen Laufzeiten zu einer Verfünffachung auf den höchsten Stand seit zehn Jahren geführt hat. Vergleichbare Episoden in der Vergangenheit haben immer dazu geführt, dass die Wachstumsdynamik schliesslich merklich nachgelassen hat. Am Immobilienmarkt ist dieser Bremseffekt bereits unübersehbar.

    Vor diesem Hintergrund enthält die Einschätzung von Notenbankpräsident Jerome Powell, der Aufschwung könne eigentlich unendlich weiter gehen, zu viel Zweckoptimismus. Wir rechnen anders als die Fed mit einer deutlich nachlassenden Wachstumsdynamik im kommenden Jahr. Daher sollten die Leitzinserhöhungserwartungen mittelfristig wieder nach unten korrigiert werden und die T-Note-Renditen sinken. In Italien zeichnet sich derweil noch keine nachhaltige Zinswende ab. Dazu müsste die Regierung wieder das Ziel der Haushaltsdisziplin in den Mittelpunkt rücken, wonach es im Moment allerdings nicht aussieht.




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