AKTIE IM FOKUS
Deutsche Bank enttäuscht Anleger mit operativer Entwicklung
(neu: Kommentar DZ Bank, Schlusskurse)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die angepeilte Rückkehr der Deutschen Bank in die Gewinnzone hat die Anleger am Mittwoch nicht überzeugt. Stattdessen sackten die Papiere des Frankfurter Bankhauses in der Spitze um gut 5 Prozent ab und näherten sich wieder ihrem bisherigen Rekordtief von 8,755 Euro vom Juni. Letztlich verloren sie 4,76 Prozent auf 8,869 Euro und gehörten damit zu den schwächsten Werten im Dax , der rund 0,7 Prozent einbüßte. Börsianer zeigten sich insgesamt enttäuscht von der operativen Entwicklung der Bank.
Zwischen Juli und Ende September verdiente Deutschlands größtes Geldhaus wegen schwacher Geschäfte und Kosten für den Konzernumbau deutlich weniger als ein Jahr zuvor. Aus operativer Sicht sei das Zahlenwerk schwach - die Bank habe hier die Erwartungen verfehlt, schrieb Analyst Jernej Omahen in einer ersten Einschätzung. Die Bank hinke im Investmentbanking der Entwicklung der US-Wettbewerber weiter hinterher.
Da half es nicht, dass der Gewinnrückgang nicht so stark ausfiel wie befürchtet und der neue Konzernchef Christian Sewing sein Institut auf gutem Wege sieht, um nach drei Verlustjahren in Folge wieder einen Gewinn zu schreiben. Sewing bilanzierte eine spürbare neue Disziplin in seiner Bank, die sich in den Zahlen niederschlage. Er gab allerdings zu, dass die Wende bei den Erträgen weiter auf sich warten lasse.
Börsianern zufolge enttäuschten die Erträge vor allem wegen des Geschäfts mit Anleihen, Währungen und Rohstoffen (FICC). JPMorgan-Analyst Kian Abouhossein sieht darin und im Aktien- sowie Transaktionsgeschäft einen Hauptsorgenpunkt, weil die Deutsche Bank in diesen Bereichen die Wende nicht schaffe und weiter Marktanteile an seine US-Wettbewerber verliere. Er lobte zwar die exzellente Kapitalentwicklung unter Sewing, kritisierte aber wie seine Kollegen den fehlenden operativen Schwung.
Steigende Refinanzierungskosten hätten das Ergebnis belastet, schrieb Analyst Christian Koch von der DZ Bank. Er sieht die Ertragskraft als verhalten an und hält das Rentabilitätsziel für 2019 für zu ambitioniert.
Am Markt wurde als wichtige Belastung auch darauf verwiesen, dass die größte deutsche Bank für ihr Investmentbanking einen vorsichtigeren Ton einschlug. Dies stehe im Gegensatz zum britischen Wettbewerber Barclays , wie Marktanalyst Michael Hewson vom Broker CMC Markets UK betonte. Die Briten hatten ebenfalls Zahlen vorgelegt, die Anleger aber im Gegensatz zum deutschen Wettbewerber erfreut. In London kletterten die Barclays-Titel um knapp drei Prozent.
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Durch den erneuten Kursrutsch setzt die Deutsche-Bank-Aktie ihren wieder eingeschlagenen Abwärtstrend der vergangenen Wochen fort. Eine zeitweise Erholung nach dem Juni-Tief bis über die Marke von 11 Euro liegt damit längst wieder bei den Akten. Im bisherigen Jahresverlauf bleibt die Aktie ein Sorgenkind im Dax: Ein Verlust von mehr als 43 Prozent macht sie aktuell zum schlechtesten Dax-Wert./edh/tih/zb/jha/he