checkAd

    Börsen-Zeitung  620  0 Kommentare Das 100-Milliarden-Loch, Kommentar zum Bankenverband von Bernd Wittkowski

    Frankfurt (ots) - Der hanseatische Kaufmann zeichnet sich neben
    Ehrbarkeit im Handeln, Anstand, Verlässlichkeit und sozialer
    Verantwortung als Basis nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolges sowie
    Weltoffenheit nicht zuletzt durch Verschwiegenheit aus. Zu den
    herausragenden Tugenden eines Verbandspräsidenten wiederum gehört es,
    die Hohe Schule der Diplomatie zu beherrschen. Hans-Walter Peters,
    Chef und Mitinhaber der Hamburger Traditionsbank Berenberg, ist,
    wiewohl nicht in Hamburg geboren, zweifellos eine Inkarnation des
    hanseatischen Kaufmanns. Und er ist Präsident des Bankenverbandes.
    Doch am Montag hat er Diskretion und Diplomatie zu Hause gelassen und
    mal kurz in einem kontrollierten Ausbruch die Contenance verloren.

    Gut gebrüllt! Peters wirft der EZB "geldpolitische Exzesse" vor
    und zerpflückt regelrecht ihre Argumentation und den "Anachronismus"
    der Negativzinsen eingedenk von Teuerungsraten mit einer 2 vor dem
    Komma und einer seit 22 Quartalen ununterbrochen wachsenden
    Euro-Wirtschaft. Zudem konstatiert er, die italienische Regierung
    setze sich "unverfroren über europäische Regeln hinweg" und
    missbrauche das Vertrauen der Partner.

    Solche Fakten zur Kenntnis zu nehmen und sich maßlos darüber zu
    ärgern, sind das eine. Sie coram publico anzuprangern, ist etwas
    anderes. Man hat aus diesem Spitzenamt im privaten Bankenlager - von
    den Verbandsspitzen der Sparkassen und der Kreditgenossen schon eher
    - so erfreulich klare Worte zu diesen Themen lange nicht gehört.

    Warum Peters gegen die EZB vom Leder zieht, ist leicht zu
    verstehen: Die Auswirkungen von Niedrig-, Null- und Negativzinsen auf
    die Erfolgsrechnungen der Banken überschreiten längst die
    Schmerzschwelle. Seit 2014, so rechnet der Bankenpräsident vor, haben
    die Institute im Euroraum fast 20 Mrd. Euro an negativen
    Einlagezinsen an die EZB gezahlt. Die US-Notenbank wird derweil von
    2014 bis Ende dieses Jahres umgerechnet 80 Mrd. Euro an positiven
    Zinsen an die amerikanischen Geschäftsbanken vergütet haben. Dieses
    100-Mrd.-Euro-Loch erklärt nicht alles, aber sehr vieles, wenn
    Vergleiche etwa von Erträgen und Börsenwerten der Banken dies- und
    jenseits des Atlantiks angestellt werden. Und die
    "verantwortungslose" Politik Italiens droht nun die Bankensysteme
    auch in europäischen Nachbarländern weiter zu schwächen.

    Wenn dann noch von europäischen Aufsehern eine mangelnde
    Profitabilität hiesiger Banken kritisiert wird, darf Betroffenen und
    ihren Interessenvertretern schon mal die Hutschnur reißen. Hanseat
    hin, Präsident her.

    OTS: Börsen-Zeitung
    newsroom: http://www.presseportal.de/nr/30377
    newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_30377.rss2

    Pressekontakt:
    Börsen-Zeitung
    Redaktion

    Telefon: 069--2732-0
    www.boersen-zeitung.de



    news aktuell
    0 Follower
    Autor folgen
    Verfasst von news aktuell
    Börsen-Zeitung Das 100-Milliarden-Loch, Kommentar zum Bankenverband von Bernd Wittkowski Der hanseatische Kaufmann zeichnet sich neben Ehrbarkeit im Handeln, Anstand, Verlässlichkeit und sozialer Verantwortung als Basis nachhaltigen wirtschaftlichen Erfolges sowie Weltoffenheit nicht zuletzt durch Verschwiegenheit aus. Zu den …

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer