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    Kommentar:  3789  0 Kommentare GE steht symptomatisch für die Krise des Systems - Seite 3

    Anfälliger Bond-Markt

    Wie hier schon mehrfach diskutiert, ist die US-Unternehmensverschuldung in den letzten Jahren enorm gestiegen. Die Unternehmen haben das billige Geld und die hohen Gewinne dazu genutzt, um mit immer mehr Financial Engineering die Aktienkurse zu treiben. Aktienrückkäufe und Übernahmen auf Kredit waren die Strategie zu schnellem Reichtum. Wie weit es getrieben wurde ist nicht zuletzt daran ersichtlich, dass es trotz Rekordrückkäufen in diesem Quartal nicht gelingt, an der Wall Street neue Rekordstände zu erzielen. Der Verkaufsdruck muss also enorm sein.

    Schon seit Monaten zeichnet sich eine Rotation in Unternehmen mit geringerer Verschuldung ab – wie ebenfalls diskutiert ein untrügliches Zeichen für ein baldiges Ende des Aufschwungs. Der Anleihenmarkt zeigt sich davon jedoch noch unbeeindruckt. Obwohl sich die Anzeichen für ein Ende der Hausse mehren und die schlechte Finanzlage der US-Unternehmen allgemein bekannt ist – immerhin hat sogar der IWF diesbezüglich gewarnt – ist der Risikozuschlag („Spread“) für High Yield Anleihen (also Anleihen von Unternehmen, die nicht mehr Investment Grade sind) nur geringfügig gestiegen und liegt noch deutlich unter dem Niveau von vor einem Jahr.

    Der Absturz von GE könnte hier der berühmte Kanarienvogel in der Kohlemine sein. Immerhin Anleihen im Volumen von über 1000 Milliarden US-Dollar könnten in einer Rezession schnell den Investmentgrade Status verlieren und zu Junkbonds werden. Eine massive Krise wäre die unweigerliche Folge.

    Seit 2009 ist das Volumen an BBB Bonds in den USA um fast 230 Prozent auf nunmehr 2500 Milliarden US-Dollar angewachsen. Immerhin die Hälfte aller Investment Grade Anleihen haben nur noch ein BBB Rating. Ein Rating, was – wie im Falle von GE – von Ratingagenturen kommt, die schon in der letzten Finanzkrise erst nachlaufend ihre Einschätzung ändern. Das Votum des Marktes ist deshalb besonders wichtig und zeigt eindeutig: Gefahr voraus.

    Kommt es zu einer Welle an Herabstufungen, drohen massive Kursverluste im Anleihebereich. Zwangsverkäufe treffen auf keine oder unzureichende Nachfrage. Nicht zuletzt in Folge der Regulierung nach der Finanzkrise nehmen die Banken ihre frühere Rolle als Market Maker, die immer für Liquidität sorgen (wenn auch zu einem saftigen Preis), nicht mehr wahr. Ein Margin Call nimmt sich im Vergleich dazu als Spaziergang aus.


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    Daniel Stelter
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    Dr. Daniel Stelter ist Makroökonom und Gründer des Diskussionsforums „Beyond the Obvious“. Von 1990 bis 2013 war Stelter Unternehmensberater bei der Boston Consulting Group (BCG), wo er von 2003 bis 2011 weltweit das Geschäft der BCG Praxisgruppe Corporate Development (Strategie und Corporate Finance) verantwortete.

    Er ist Autor mehrerer Bücher. Sein aktuelles Buch „Das Märchen vom reichen Land - Wie die Politik uns ruiniert“ war auf der SPIEGEL Bestsellerliste. Twitter: @thinkBTO
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    Verfasst von Daniel Stelter
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