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     838  0 Kommentare Kann ein Unternehmen kreditwürdiger sein als sein Staat? Das Prinzip der "Sovereign Ceiling" - Seite 2

     

    Unternehmen in Industrieländern, die ein besseres Rating besitzen als der Staat, in dem sie ihren Hauptsitz haben, kann man weltweit an wenigen Händen abzählen und fast alle dieser seltenen Ausnahmen sind nur eine Rating-Stufe (einen "Notch") besser als ihr Heimatstaat. Bei ca. 25 Rating-Stufen ist das – insbesondere in den oberen Rating-Stufen – ein vernachlässigbarer Vorteil. Erfahren die Anleihen eines Staates einen "Rating-Downgrade" (Rating-Herabsetzung), geschieht kurz danach dasselbe mit den in diesem Staat beheimateten Unternehmensanleihen. Das kann eigentlich nur dann ausbleiben, wenn das Rating des Unternehmens schon vorher deutlich schlechter war als das des Staates. Ein Beispiel: Sollte die Bundesrepublik Deutschland bonitätsmäßig "den Bach runtergehen", dann wäre es ein Wunder biblischen Ausmaßes, wenn BMW-Anleihen, die schon immer ein merklich schlechteres Rating besaßen als die Anleihen der Bundesrepublik Deutschland, sich im A+ Bereich (vier Stufen unter dem DE-Staats-Rating) halten könnten, wo sie derzeit angesiedelt sind; von Anleihen von Banken oder kleineren Unternehmen ganz zu schweigen. Sie alle würden mit dem Rating des Sovereigns im Konvoi nach Süden abdrehen.

     

    Als Staatsanleihen in Irland, Portugal, Spanien und Italien während der Großen Finanzkrise um 2008 ihre damaligen Ratings im AA- oder AAA-Bereich verloren, sackten parallel dazu und im gleichen Ausmaß die vorher schon schlechteren Ratings selbst der kreditwürdigsten Unternehmen innerhalb dieser Staaten ab. Ein Beispiel sind die Anleihen der drei spanischen Großunternehmen BBVA (Bank), Iberdrola (Energie) und Ferrovial (Bau). Deren Bonität brach parallel zu der des spanischen Staates ein. Spanische Staatsanleihen hatten bis Dezember 2008 ein AAA-Rating von S&P (das beste Rating). Sie wurden bis Oktober 2012 stufenweise auf BBB– (Note 10) herabgestuft. Inzwischen hat Spanien wieder ein Rating von A– (Note 7). Während dieser Berg-und-Tal-Wanderung folgten die schlechteren bzw. gleich guten Ratings der drei Unternehmen stets "artig" demjenigen des Staates.

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    Dr. Gerd Kommer, Alexander Weis, Jonas Schweizer
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    Dr. Gerd Kommer ist Geschäftsführer der Gerd Kommer Invest GmbH, München. Das Unternehmen berät vermögende Privatkunden, Family Offices und Stiftungen in ihren Finanzangelegenheiten. Bis Ende 2016 war Kommer 24 Jahre bei europäischen Großbanken und Asset Managern tätig; zuletzt als Leiter der Niederlassung London und Global Head of Infrastructure & Asset Finance der FMS Wertmanagement, ein Asset Manager, der dem deutschen Staat gehört. In dieser Position verantwortete er ein Portfolio aus strukturierten Krediten und Anleihen im Volumen von 16 Mrd. Euro. Kommer hat mehrere Bücher zu Investmentthemen* veröffentlicht. Er studierte BWL, Steuerrecht und Politikwissenschaft in Deutschland, USA und Liechtenstein.

    Alexander Weis ist Finanzberater bei der Gerd Kommer Invest GmbH. Vor seiner Zeit bei der Gerd Kommer Invest GmbH war Alexander Weis bei einer internationalen Unternehmensberatung im Finanzdienstleistungssektor tätig. Er hält einen MSc. in Quantitative Finance von der Wirtschaftsuniversität Wien und einen BA in Banking & Finance von der Universität Zürich.

    Jonas Schweizer ist Finanzberater bei der Gerd Kommer Invest GmbH. Vor seinem Einstieg bei der Gerd Kommer Invest GmbH war Jonas Schweizer bei mehreren internationalen Großbanken und Finanzdienstleistern tätig. Neben seiner Vollzeitstelle bei einer Großbank erwarb er 2018 einen MSc. in Finance & Accounting an der FOM München. Zudem hält er einen BA in Banking & Finance der DHBW Heidenheim.

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    Kann ein Unternehmen kreditwürdiger sein als sein Staat? Das Prinzip der "Sovereign Ceiling" - Seite 2 Nach dem "Sovereign-Ceiling-Prinzip" bildet das Kreditwürdigkeits-Rating eines Staates eine Obergrenze für das Rating von Unternehmensanleihen. Die Bonität einer Unternehmensanleihe kann daher normalerweise nicht besser sein, als die Bonität des dazugehörigen Staates.

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