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    Börsen-Zeitung  509  0 Kommentare Einer tanzt noch / Kommentar zur Lage im deutschen Maschinenbau von Daniel Schauber

    Frankfurt (ots) - Gewinnwarnungen allerorten. Mehr als die Hälfte
    der Dax-Unternehmen hat schon die Prognosen gekappt. Nach fast einer
    Dekade Dauerboom sind die letzten Takte der Tanzmusik inzwischen
    verklungen. Die großen Industriebranchen, allen voran Auto- und
    Chemiekonzerne, stimmen Molltöne an. Nur der Maschinenbau tanzt noch
    unverdrossen auf dem Parkett.

    Drohende Eskalation des Handelskriegs zwischen den USA und China,
    Gefahr eines ungeordneten Brexits, Sanktionen gegen Russland, Furcht
    vorm Wiederaufflammen der Euro-Krise wegen der Verschuldung
    Italiens: Ist Deutschlands Heavy-Metal-Branche, die alte Tante der
    Industrie, etwa taub? Carl Martin Welcker, Präsident der
    Maschinenbaulobby VDMA, kennt die Risiken und redet sie auch nicht
    klein. Doch die Jahresprognose, die ein reales Produktionsplus für
    2018 von stolzen 5% auf 228 Mrd. Euro vorsieht, lässt er
    unangetastet. Auch für 2019 bleibt die Branche mit einem erwarteten
    Produktionsplus von 2% so optimistisch wie zuvor. Dabei hängt kaum
    eine Branche so sehr vom Export ab wie der Maschinenbau. Drei von
    vier Maschinen werden ins Ausland verkauft.

    In der Tat gibt es gute Gründe für die ungebrochene Zuversicht.
    Die Branche ist spätzyklisch und jubelt traditionell noch, wenn
    andernorts schon Heulen und Zähneklappern zu hören sind. Die
    Aufträge in den Büchern reichen noch neun Monate vor. Damit ist,
    falls keine Stornierungswelle kommt, das Geschäft schon praktisch für
    das komplette neue Jahr in trockenen Tüchern.

    Deshalb sind die aktuell größten Sorgen der Branche nicht
    plötzliche Nachfrageeinbrüche. Hohe Rohstoffkosten,
    Fachkräftemangel, fehlende Kugellager: Das waren typische Gründe,
    wenn börsennotierte Maschinenbauer zuletzt die Erwartungen dämpfen
    mussten, wie der Gabelstaplerbauer Jungheinrich, der
    Druckmaschinenproduzent Koenig & Bauer oder der
    Getränkeabfüllanlagenspezialist Krones. Solche Luxusprobleme hätten
    andere Unternehmen gern.

    Klar ist allerdings auch, dass der Maschinenbau nicht allein
    weiterboomen wird, auch wenn die Branche selbst ihr größter Kunde
    ist. Zum Tanzen gehören zwei. Vor allem einer schwachen
    Autokonjunktur werden sich die Hersteller von Pressen, Lackieranlagen
    und Robotern nicht entziehen können. Untrügliches Vorzeichen dafür
    war die Gewinnwarnung des Roboterbauers Kuka im Oktober. Sie wurde
    nicht mit Fachkräftemangel begründet, sondern mit der schwachen
    Autokonjunktur.

    (Börsen-Zeitung, 12.12.2018)

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