Elektromobilität
Merkel-Beraterin Kemfert: Hohe E-Auto-Quote für Händler und Dieselsteuer rauf
DIW-Professorin Claudia Kemfert fordert im Interview mit Gabor Steingart erneut eine hohe Quote von Elektrofahrzeugen in Deutschlands Autohäusern und eine höhere Dieselsteuer, um mehr E-Vehikel auf deutsche Straßen zu bringen.
Gabor Steingart beschreibt die Situation der Elektromobilität in Deutschland so: "Von 46 Millionen Fahrzeugen in Deutschland, die zugelassen sind, sind nur 63.000 elektrisch. Das ist eine mikroskopisch kleine Dosis. Das ist so, als wenn man in die Elbe Limettensaft und eine Flasche Wodka kippen würde und danach behauptet, sie hätte sich in Caipirinha verwandelt".
Auch DIW-Expertin Claudia Kemfert, sieht großen Nachholbedarf, wenn es darum geht, der Elektromobilität in Deutschland zum Durchbruch zu verhelfen: "Es ist noch ein sehr, sehr langer Weg. Wir stehen noch komplett am Anfang. Der Anteil ist verschwindend gering, obwohl man ja eine Kaufprämie ausgerufen hat, die allerdings wirkungslos ist und bleibt, solange man die Vorteile für die konventionellen Antriebe noch so beibehält", so Kemfert. "So, wie es derzeit reguliert ist, wird es nichts werden. Da muss man deutlich mehr tun", sagt Kemfert, die nach eigenen Angaben in Berlin mit Fahrrad und S-Bahn unterwegs ist.
Konkret fordert Kemfert von der deutschen Politik, eine Quote für den Anteil von Elektroautos: "Wir schlagen 25 Prozent vor im Jahr 2025 und 50 Prozent im Jahr 2030". Damit wiederholt die Professorin, die als Mitglied im Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung Bundeskanzlerin Angela Merkel berät, ihre Forderung aus dem letzten Jahr. "Damit die Anbieter von Fahrzeugen gezwungen werden, einen bestimmten Anteil von E-Fahrzeugen anzubieten", begründet Kemfert ihre Quoten-Forderung.
Zusätzlich sollten die Vorteile für konventionelle Antriebe reduziert und Anreize für E-Mobilität zum Beispiel in Ballungsräumen geschaffen werden. "Strom ist überall vorhanden. Das ist überhaupt kein Problem. Die dezentralen Netze können so gestaltet werden, dass man mehr Elektromobilität in den Städten hat. Aber es Bedarf an einem Sammelsurium an unterschiedlichen Maßnahmen. Da reicht es nicht aus, dass man nur eine Kaufprämie einführt", so Kemfert. "Der zweite Punkt ist, die Dieselsteuer endlich zu erhöhen und anzugleichen an die Benzinsteuer. Damit würde man Einnahmen generieren und das sollte man nutzen zum Ausbau der Lade-Infrastruktur", schlägt die Mobilitätsexpertin vor.
Auf die Frage, was die Deutschen von den Chinesen, die anteilsmäßig auf viel mehr E-Fahrzeugen unterwegs sind, lernen könnten, antwortete Kemfert: "Die Chinesen setzen deutlich auf Elektromobilität. Sie fördern sehr stark die Produktion von Elektrofahrzeugen. Sie haben in bestimmten Städten beispielsweise in Peking bestimmte Vorgaben und Regulierungen, wie man es auch in skandinavischen Städten sieht. Elektrofahrzeuge haben dort viele Vorteile, wie bei der Anmeldung und Nutzung dieser Fahrzeuge. Das wäre in Deutschland auch wünschenswert".
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