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     1729  0 Kommentare Zukauf und Digital-Investitionen bremsen Gewinnpläne der Aareal Bank

    WIESBADEN/FRANKFURT (dpa-AFX) - Hohe Investitionen ins Digitalgeschäft und die Integration der Düsseldorfer Hypothekenbank (DHB) bremsen die Gewinnpläne des Immobilienfinanzierers Aareal Bank. Für 2019 rechnet Vorstandschef Hermann Merkens mit weniger Gewinn als im Vorjahr, wie das Geldinstitut am Mittwoch in Wiesbaden mitteilte. Allerdings hatte die Aareal Bank 2018 auch von positiven Sondereffekten profitiert. Derweil sieht sich der Vorstand nach weiteren Übernahmemöglichkeiten um: Im Fokus steht dabei das Geschäft der Digitaltochter Aareon, die Computerprogramme und Apps für Immobilienfirmen und Mieter anbietet.

    Merkens schloss aber auch den Kauf weiterer Hypothekenbanken nicht aus. "Wir machen das, weil wir's können", sagte er bei der Bilanzvorstellung in Frankfurt. So sei der Kauf der DHB für die Aareal Bank schon die dritte Übernahme dieser Art gewesen. Interesse an der NordLB-Tochter Deutsche Hypo, die Medienberichten zufolge wegen der Schieflage der Landesbank auf die Verkaufsliste kommen könnte, wollte Merkens nicht bestätigen. Allerdings schaue sich die Aareal Bank alles an, sagte er.

    An der Börse musste das Geldhaus zeitweise deutlich Federn lassen. Der Aktienkurs sackte am Mittwochmorgen zeitweise um fast fünf Prozent nach unten, erholte sich aber später wieder. Am frühen Nachmittag lag er noch mit einem Minus von 1,6 Prozent im Mittelfeld des MDax.

    Denn das Gewinnziel für 2019 sorgte bei Anlegern für Enttäuschung. So rechnet der Vorstand mit einem Betriebsergebnis von 240 und 280 Millionen Euro. 2018 war der Wert um vier Prozent auf 316 Millionen Euro gestiegen. Allerdings hatte die Bank dabei von einem positiven Effekt von 55 Millionen Euro aus der Bewertung der übernommenen DHB profitiert. Ohne diesen Posten hätte das Betriebsergebnis 261 Millionen Euro betragen - und damit in der Mitte der für 2019 in Aussicht gestellten Spanne gelegen.

    Allerdings hatten von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Analysten einen Wert von gut 300 Millionen Euro auf dem Zettel. Anderen Erhebungen zufolge hatten viele Experten allerdings schon bescheidenere Erwartungen zu Protokoll gegeben.

    Die Aareal-Bank-Aktie gehörte schon in den vergangenen Monaten zu den größten Verlierern unter den deutschen Standardwerten. Seit dem Rekordhoch von knapp 43 Euro im April 2018 ging es um fast 40 Prozent nach unten. Ein Grund dafür waren die wegen des starken Wettbewerbs unter Druck stehenden Margen und die Frage, wie viel Neugeschäft die Bank generieren kann.

    Hier gab Merkens Entwarnung. Die Bank schloss im vergangenen Jahr strukturierte Immobilienfinanzierungen über 9,5 Milliarden Euro ab - und übertraf damit ihr selbst gesetztes Jahresziel. Die durchschnittliche Bruttomarge lag mit 210 Basispunkten vor Währungseffekten trotz eines verschärften Wettbewerbs den Angaben zufolge auf einem guten Niveau - und höher als angepeilt. Auch ihre anderen Ziele habe die Bank erreicht beziehungsweise übertroffen, sagte der Manager. So sei die Risikovorsorge 2018 auf den bisher niedrigsten Stand gefallen - obwohl die wirtschaftliche Lage in Italien zu Kreditausfällen und einer dort erhöhten Vorsorge geführt habe.

    Dass das Betriebsergebnis 2018 sank, lag auch daran, dass die Bank 2017 von der Auflösung von Rückstellungen profitiert hatte. Zudem baut das Institut Kreditbestände ab, die nicht mehr zu seinem Kerngeschäft passen. Dies drückt auf Zinsüberschuss und Gewinn. Der Zinsüberschuss fiel im vergangenen Jahr um acht Prozent auf 535 Millionen Euro - im laufenden Jahr dürfte dieser Wert allerdings wahrscheinlich wieder steigen. Die Bank stellt derzeit 530 bis 560 Millionen Euro in Aussicht. Das Provisionsergebnis soll zudem weiter zulegen.

    Wachsen dürften aber auch die Kosten. Hier rechnet der Vorstand 2019 mit einem Wert zwischen 470 und 510 Millionen Euro, nachdem die Bank ihre Verwaltungsaufwendungen 2018 noch um zehn Prozent auf 462 Millionen Euro gedrückt hatte. Auch für den Nettogewinn geht Merkens 2019 von einem Rückgang aus. 2018 hatte der Überschuss wegen einer geringeren Steuerlast um acht Prozent auf 224 Millionen Euro zugelegt.

    Dennoch will die Bank die Dividende - wie bereits bekannt - um 40 Cent auf 2,10 Euro kürzen. Wenn man den nicht zahlungswirksamen Sondereffekt aus der DHB-Übernahme herausrechne, liege die Ausschüttung damit sogar über der vorgesehenen Ausschüttungsquote von 80 Prozent, argumentierte Merkens. Die Ausschüttung schaffe die Balance zwischen dem Interesse der Aktionäre und de, unsicheren Marktumfeld. Zudem erlaube sie dem Unternehmen, in neue Geschäftsmöglichkeiten zu investieren.

    Dazu hat sich die Aareal Bank das Geschäft mit digitalen Dienstleistungen ausgeguckt. Die Tochter Aareon, die Dienstleistungen, Computerprogramme und Apps für Immobilenkonzerne anbietet, soll weiter investieren und ihren Umsatz bis 2025 um mehr als die Hälfte auf über 400 Millionen Euro steigern. Das Betriebsergebnis soll sich auf mehr als 75 Millionen Euro als verdoppeln.

    Dazu hat Merkens auch weitere Übernahmen im Auge. Dabei gehe es etwa um Computerprogramme für Hausverwaltungen oder Technologien für vorausschauende Wartung von Immobilien, die er so beschreibt: "Am liebsten würde man wissen, dass der Aufzug ausfällt, bevor er ausfällt." In diesem Bereich will sich die Aareal Bank künftig noch stärker tummeln./stw/zb/men




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