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     1772  0 Kommentare Zinsen und dann der Arbeitsmarkt

    Der spannende Tag ist da: In den USA entscheidet das FOMC der Notenbank über die Leitzinsen. Das Ergebnis wird nach 20:00 Uhr unserer Zeit veröffentlicht. Praktisch alle Beobachter erwarten eine Beibehaltung des historisch niedrigen Niveaus. Umso wichtiger wird die Interpretation der verbalen Erläuterung. Streicht Greenspan den Passus „geduldig warten" hinsichtlich eines Zinsschritts oder nicht?

    Angesichts des Trends der Preissteigerung in den USA wäre eine Erhöhung der Leitzinsen zum jetzigen Zeitpunkt volkswirtschaftlich sinnvoll. Bis sich eine Veränderung in der Güterwirtschaft auswirkt, vergehen rund sechs Monate. Daher muss frühzeitig agiert werden, wenn die Inflation wirksam bekämpft werden soll. Die Frage ist nur, ob die Fed das wirklich will. Eine perfide (?) Argumentation sieht so aus: Die aktuelle Konjunkturerholung wurde über die massive Verschuldung der Verbraucher veranstaltet. Inflation begünstigt im Endeffekt die Schuldner. Die negative Wirkung steigender Zinsen auf die Konsumbereitschaft lässt sich so am ehesten eindämmen. Warum also soll die Fed an „übermäßig“ stabilen Preisen interessiert sein?

    Mit den in den vergangenen Tagen gefallenen Kursen dürfte die Streichung des Passus „geduldig warten" eingepreist sein. Werden die Märkte hierin bestätigt, dürften sie wieder steigen und ihre Seitwärtsbewegung auf hohem Niveau vorerst fortsetzen. Bleibt der Passus stehen, wäre das ein Grund für eine besonders schnelle Aufwärtsbewegung. In jedem Fall aber dürften die Märkte auch jetzt schon mit einem Auge auf den Freitag schielen, wenn die Arbeitsmarktdaten für April veröffentlicht werden. Ich vermute, dass die entscheidende Weichenstellung hier erfolgt, wobei ich in nicht damit rechne, dass die Jahreshochs nachhaltig gebrochen werden.

    Die gestrigen Daten der Einkaufs-Manager im verarbeitenden Gewerbe brachten keine neuen Impulse. Der viel beachtete landesweite ISM-Index liegt nun sechs Monate in Folge über 60. Der Beschäftigungs-Index stieg moderat auf 57,8, der Preis-Index legte auf 88 Prozent zu, dem höchsten Level seit November 1979. Das ist zunächst ein klares Anzeichen für gestiegene Kosten. Gelingt es den Unternehmen, diese zu überwälzen, so steigen die Güterpreise. Ihr Spielraum hierfür würde u. a. durch eine Erholung auf dem Arbeitsmarkt positiv beeinflusst.

    Die wichtigsten Indices befinden sich an oder knapp über kritischen Chartmarken. Auch die 100-Tage-Linien haben vorerst ihre Funktion erfüllt und den Abschwung gebremst. Mit zwei –wichtigen- Ausnahmen: Der Phlx Housing Index schloss gestern den dritten Tag in Folge darunter, wenn auch noch in Reichweite. Beim SOX ist diese Linie schon seit Mitte April kein Thema mehr. Immerhin machte er an seiner aus Anfang Oktober 2002 stammenden Aufwärtslinie halt. Besonders bärisch gestimmte Naturen machen sogar eine SKS-Fomation aus. Sie könnte Ende vergangener Woche vollendet worden sein, wenn der Kurs nicht umgehend das Niveau von 450 Punkten nachhaltig und deutlich unter sich lässt. Die Nackenlinie dieser Wende-Formation ist allerdings recht schief, wobei ihre Neigung dem schwachen Charakter dieses Sektors entspricht.

    Die Prognosen der TimePattern zeigen ein gemischtes Bild: Im S&P 500 und NDX wurden frische Long-Signale generiert. Beim DAX, SOX und BTK haben noch Short-Signale Gültigkeit. Öl zeigt sich noch stark, aber auf dem zuletzt im März 2003 gesehenen Niveau machen sich erste Schwächezeichen bemerkbar. Die aktuelle Entwicklung des Dollar spiegelt die Erwartung der Märkte wider, dass ein Zinsschritt der Fed heute unwahrscheinlich ist. Dieselbe Botschaft verkündet auch die Renditeentwicklung der 10-jährigen TBonds. Bei beiden Indices sind zuletzt generierte Umkehrsignale weiterhin aktiv.



    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Zinsen und dann der Arbeitsmarkt Der spannende Tag ist da: In den USA entscheidet das FOMC der Notenbank über die Leitzinsen. Das Ergebnis wird nach 20:00 Uhr unserer Zeit veröffentlicht. Praktisch alle Beobachter erwarten eine Beibehaltung des historisch niedrigen Niveaus. Umso …