checkAd

     793  0 Kommentare China: Zwischen Handelskonflikt und Konjunkturpaket

    Im vergangenen Jahr ist die Wirtschaft in China so langsam gewachsen wie lange nicht. Jetzt stemmt sich die Regierung mit einem milliardenschweren Konjunkturprogramm gegen den Abschwung. Zugleich droht der Handelsstreit mit den USA zu eskalieren. Was Investoren bedenken sollten.Ist die Führung in Peking etwa besorgt? Jedenfalls klingen die Botschaften, die die chinesische Regierung zuletzt an das Volk gerichtet hat, ungewohnt angespannt. In der Regel lässt das Politbüro unter Vorsitz von Parteichef Xi Jinping nämlich verkünden, man habe in Sachen Wachstum und Wirtschaft alles im Griff. Im März fand Premierminister Li Keqiang nun fast alarmierende Worte für die Lage: "Der Abwärtsdruck auf die chinesische Wirtschaft nimmt weiter zu", schrieb er im jüngsten Rechenschaftsbericht zum Auftakt des Volkskongresses vor rund 6.000 Delegierten. Das Wachstum beim Konsum lasse nach, heißt es in dem Papier weiter, auch den Investitionen fehle der Schwung. Für das Jahr 2019 benannte der Premier dann auch nur noch ein Wachstumsziel von 6,0 bis 6,5 Prozent. Das ist noch einmal weniger als die 6,6 Prozent Wirtschaftswachstum im Jahr 2018. Und es wäre der niedrigste Wert seit fast drei Jahrzehnten, gibt die Nachrichtenplattform german.china.org.cn zu bedenken.
    Pessimismus in Chinas Chefetagen
    Lis Bericht verdeutlicht auch, welch tiefe Wunden der Handelskonflikt hinterlassen hat, den die USA in den vergangenen Monaten mit den Chinesen ausgetragen haben. Monatelang hatte US-Präsident Donald Trump zunächst mit Worten Sorgen um einen verstärkten Protektionismus geschürt. Vor wenigen Tagen erhöhte er nun die Strafzölle auf chinesische Waren, will sie zudem auf sämtliche Handelsgüter ausweiten. China reagierte prompt, weitet seinerseits die Zölle auf US-Waren aus. Einige chinesische Exporteure sehen inzwischen gar ihre Existenz bedroht.
    Wie sehr die Gemengelage auf die Stimmung im Land gedrückt hat, zeigt auch die aktuelle Fidelity-Analystenumfrage. Rund die Hälfte der regionalen Marktbeobachter berichtete darin Ende vergangenen Jahres von sinkender Zuversicht in den Führungsetagen chinesischer Unternehmen. Im Vorjahr hatten den Analysten zufolge nur zehn Prozent der Entscheider derart pessimistisch in die Zukunft geblickt.
    Grafik 1: Zuversicht ist in chinesischen Vorstandsetagen am geringsten



    Quelle: Fidelity Analystenumfrage 2019



    Vorsicht vor einem Strohfeuer
    Doch es gibt auch einen großen Hoffnungsschimmer: Das Konjunkturpaket, das die Regierung um Parteichef Xi Jinping im vergangenen Jahr versprochen hat. Bereits bei der Fidelity-Umfrage hatten fast alle China-Analysten geäußert, dass sie darin den wichtigsten potenziellen Stimmungsaufheller sehen. Sie waren sich lediglich uneinig, wie wirkungsvoll dieser Impuls ausfallen könnte. "Vereinzelte Steuersenkungen werden die Kauflaune der Verbraucher wohl kaum großartig ankurbeln, denn im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt sind die Steuern in China bereits sehr niedrig", sagte ein Analyst aus Hongkong. Der Spielraum für Steuerkürzungen sei damit wesentlich geringer als in anderen Volkswirtschaften wie den USA. "Ihre Wirkung käme einem Strohfeuer gleich und wäre schnell verpufft."
    Milliardenschweres Konjunkturpaket
    Seit März ist nun klar, welch massive Maßnahmen die chinesische Regierung plant: Auf dem Volkskongress kündigte Li an, die Mehrwertsteuer für die produzierende Industrie von 16 auf 13 Prozent zu senken. Damit will der Staat vor allem kleine und mittlere Unternehmen stärken. Auch die Bau- und Transportindustrie soll weniger Mehrwertsteuer zahlen, und zwar neun statt zehn Prozent. Verbrauchern kommt die Regierung wiederum mit niedrigeren Strompreisen entgegen. Zusätzlich sollen Handy- und Internetgebühren um 20 Prozent sinken. Das Maßnahmenpaket dürfte die Regierung rund 260 Milliarden Euro kosten. Um diese Rechnung zu begleichen, nimmt Peking ein Haushaltsdefizit von 2,8 Prozent des BIP in Kauf. Bisher waren es nur 2,6 Prozent, so german.china.org.cn.

    Zentralbank hilft mit
    Auch Chinas Zentralbank PBOC unterstützt die heimische Wirtschaft mit überaus umfangreichen Programmen. Um die Kreditvergabe an kleinere Unternehmen anzukurbeln, hatte die PBOC ihre Vorgaben im vergangenen Jahr bereits fünf Mal gelockert. Im April bekräftigten die Währungshüter abermals, sie wollten ihre "umsichtige und neutrale" Geldpolitik bis auf weiteres beibehalten. Die PBOC werde zahlreiche Instrumente nutzen, um eine reichliche Liquiditätsversorgung der Wirtschaft zu gewährleisten, sagte Notenbankchef Yi Gang.
    Industrieproduktion hat bereits angezogen
    Mit all dem sendet die Regierung das Signal an chinesische Unternehmen, dass sie ihre Sorgen ernst nimmt und fest entschlossen ist, die Wirtschaft wieder anzukurbeln – selbst um den Preis höherer Schulden oder steigender Inflation. Tatsächlich sorgte allein die Ankündigung, dass sich die Regierung kümmern wird, für messbare Erleichterung in der Wirtschaft: So stieg die Industrieproduktion im ersten Quartal 2019 um 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Einzelhandelsumsätze legten um rund 8,3 Prozent zu. Die Anlageinvestitionen, also die Ausgaben unter anderem für Maschinen, Immobilien oder Infrastruktur, wuchsen um 6,3 Prozent. Das Bruttoinlandsprodukt legte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund 6,4 Prozent zu – all das geschah in den ersten drei Monaten dieses Jahres und damit deutlich schneller als erwartet, so das "Handelsblatt".
    Auch Deutschland profitiert
    Eine Renaissance der chinesischen Wirtschaft käme nicht nur dem Land selbst zugute. Auch die Wirtschaft anderer Länder dürfte davon profitieren. Beispiel Deutschland: China ist für viele hiesige Unternehmen einer der wichtigsten Handelspartner und Absatzmärkte, allen voran für die Automobilindustrie. Das vergangene Jahr war für die Branche mit schmerzhaften Umsatzeinbußen verbunden, auch weil mit der Flaute in der Volksrepublik die Nachfrage eingebrochen war. Nun bewegt sich der Markt bereits wieder synchron mit der chinesischen Wirtschaft, die Geschäfte ziehen an: Daimler und BMW meldeten steigende Absätze und Gewinne für das erste Quartal 2019. Für das Gesamtjahr werden weitere Zuwächse erwartet, blickt boerse.ard voraus.
    Rückkehr des Optimismus – unter Vorbehalt
    So ehrgeizig Chinas Pläne sind: Ob das Land damit auf Dauer eine Wirtschaftsflaute verhindern kann, liegt nicht allein in den Händen Pekings. Es hängt auch davon ab, wie der Handelsstreit mit den USA weitergeht. US-Präsident Donald Trump und Chinas Regierungschef Xi Jinping hatten sich Anfang des Jahres zunächst auf eine Waffenruhe verständigt – bevor dann in den vergangen Tagen die Lage erneut eskalierte. Sollten die Verhandlungen in den kommenden Monaten scheitern, dürfte die chinesische Wirtschaft, Konjunkturpaket hin oder her, weiteren Schaden nehmen. Umgekehrt könnte mit einer immer noch möglichen Einigung der Optimismus ins Land zurückkehren. Unternehmer, die voller Zuversicht nach vorne blicken und in die Zukunft investieren, dürften den Konjunkturmotor in China wieder zum Laufen bringen – und mit ihm die Wirtschaft in Deutschland und der Welt.
    Grafik 2: Trump-Politik drückt auf die Stimmung



    Quelle: Fidelity Analystenumfrage 2019



    Das könnte Sie auch interessieren:

    Fidelity Analystenumfrage 2019. Jedes Jahr führen unsere Analysten rund 16.000 Gespräche mit Unternehmen weltweit. Ihre Erkenntnisse daraus geben einen exklusiven Einblick in die Themen und Trends, die Firmenlenker gerade umtreiben. Zur Analystenumfrage.

    Diese Unterlage ist eine Marketinginformation. Eine Anlageentscheidung sollte in jedem Fall auf Grundlage des Kundeninformationsdokuments "Wesentliche Anlegerinformationen" und des veröffentlichten Verkaufsprospekts, des letzten Geschäftsberichts und – sofern nachfolgend veröffentlicht – des jüngsten Halbjahresberichts getroffen werden. Diese Unterlagen sind die allein verbindliche Grundlage des Kaufs. Anleger in Deutschland können diese Unterlagen kostenlos bei der FIL Investment Services GmbH, Postfach 200237, 60606 Frankfurt am Main, anfordern. FIL Investment Services GmbH veröffentlicht ausschließlich produktbezogene Informationen und erteilt keine Anlageempfehlung. Der Wert der Anteile kann schwanken und wird nicht garantiert. Informationen aus externen Quellen werden hinsichtlich ihrer Richtigkeit oder Vollständigkeit von Fidelity International nicht garantiert. Ebenso haftet Fidelity International nicht für entstandene Verluste aus der Verwendung der Informationen. Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind keine Indikatoren für zukünftige Erträge. Fidelity International, das Fidelity International Logo und das "F-Symbol" sind eingetragene Warenzeichen von FIL Limited. FIL steht für FIL Limited (FIL) und ihre jeweiligen Tochtergesellschaften. Herausgeber für Deutschland: FIL Investment Services GmbH, Postfach 200237, 60606 Frankfurt am Main. Stand, soweit nicht anders angegeben: Mai 2019. MK10405

    Weiterlesen auf www.dasinvestment.com


    DAS INVESTMENT
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    DAS INVESTMENT wurde 1999 als DER FONDS gegründet und 2007 umbenannt. Das Magazin zählt zu den führenden Fonds-Content-Providern im deutschsprachigen Europa. Themen sind Investmentfonds, Märkte und Volkswirtschaften, geschlossene Fonds, Private Equity, Immobilien sowie Steuern und Recht. Zur Mediengruppe zählen auch die Magazine private banking magazin (Online und Print) sowie die Internetseite multiasset.com. Zudem richtet die Mediengruppe auch den private banking kongress aus.
    Mehr anzeigen
    Verfasst von DAS INVESTMENT
    China: Zwischen Handelskonflikt und Konjunkturpaket Im vergangenen Jahr ist die Wirtschaft in China so langsam gewachsen wie lange nicht. Jetzt stemmt sich die Regierung mit einem milliardenschweren Konjunkturprogramm gegen den Abschwung. Zugleich droht der Handelsstreit mit den USA zu eskalieren. Was Investoren bedenken sollten.

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer