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     1492  0 Kommentare Vorteil - Bullen

    Im gestrigen US-Handel entspannte sich die Situation an den Aktienmärkten zwar, aber die Bullen sollten die Sektkorken noch nicht knallen lassen. Erst müssen noch ein paar Hindernisse aus dem Weg geräumt werden. Immerhin haben sich VIX und TRIN erwartungsgemäß entwickelt und signalisieren, dass die Position der Bullen stärker geworden ist. Von Politik und Terror gab es kein Störfeuer, der Ölpreis befindet sich auf dem Rückzug, positive Unternehmensnachrichten halfen ebenfalls.

    Was bei der laufenden Erholung der Aktien eigentlich bedenklich stimmt, ist das immer noch vorhandene hohe Maß an Gleichgültigkeit. Einen richtigen Sell-out mit mieser Stimmung hat es nicht gegeben, die Märkte wackeln so vor sich hin. Manches spricht für aktive Kurspflege.

    US-Präsident Bush gab grünes Licht für eine fünfte und letzte Amtszeit von Alan Greenspan als Chef der Fed. Das signalisiert Kontinuität in einer Geldpolitik, an die sich das Finanzkapital gerne gewöhnt hat. Von der Hausbauseite gab es durchwachsene Nachrichten, deren Effekte sich in der Summe aufheben. Die Zahl der Hausbau-Starts fiel im April um 2,1 Prozent auf 1,97 Millionen. Die genehmigten Bauanträge stiegen um 1,2 Prozent auf ein sieben-Monats-Hoch. Beides war so erwartet worden.

    Wichtige Daten stehen heute nicht zur Veröffentlichung an. Morgen wird der Philadelphia Fed Index (Philadelphia Fed Survey) für Mai bekannt gegeben, der zusammen mit seinem Pendant aus dem Distrikt New York zuverlässige Indikationen über die Entwicklung des landesweiten ISM-Index der Einkaufsmanager zulässt. Erwartet wird der Philly Fed Index bei Werten zwischen 31,2 und 33,0 nach zuvor 32,5. Der New Yorker Empire State Index hatte zuletzt Schwäche gezeigt, die Marktteilnehmer sind also eingestimmt.

    Warum reiten Sie eigentlich so auf der kommenden Erhöhung der US-Leitzinsen herum, wurde ich von einem Leser gefragt. Solche Schritte habe es schließlich immer wieder gegeben und meist sei die (Börsen)-Welt nicht untergegangen.

    Es gibt einige Punkte, die einen solchen Schritt heute besonders brisant machen. Da wäre zum einen die Verschuldung von Staat, Unternehmen und Privaten, die ein Rekordniveau erreicht hat. Zudem ist die Verflechtung der Wirtschaft mit Finanzgeschäften sprunghaft angewachsen. Das Gewicht des Finanzkapitals im gesamten Wirtschaftsprozess ist heute übermächtig. Die Aktienbörsen sind längst vom Wirtschaftsbarometer zum Wirtschaftsfaktor mutiert. Minizinsen und Geldschwemme subventionieren reale Nachfrage und sorgen für Inflationierung von Vermögenspreisen.

    Das wäre alles für sich alleine noch kein Grund für Panik, wenn die Realwirtschaft unter Volldampf stünde. Aber die heute besonders wichtigen Endmärkte der Elektronik laufen in die Sättigung. Die Öffnung eines weiteren Eisernen Vorhangs ist nicht in Sicht, die in neunziger Jahren ein riesiges neues Betätigungsfeld für die westliche Industrie eröffnet hat. Im Gegenteil – China hat sich zu massiver Konkurrenz auf dem Weltmarkt gemausert. Massen- und Dauerarbeitslosigkeit greifen um sich und lassen die kaufkräftige Nachfrage nachhaltig sinken.

    Damit geht eine Schere auf, die das gesamte Kartenhaus zusammenfallen lassen kann. Das Gewicht des Finanzkapitals in den Aktienindices ist heute sehr groß. Da Banken und Versicherungen von Leitzins-Bewegungen generell besonders betroffen sind, hebelt das die Index-Entwicklung zusätzlich.

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    Die Prognosen der TimePatternAnalysis zeigen sich weiterhin vorsichtig positiv gestimmt für Aktien. Allerdings wirkt der Ende vergangener Woche eingesteckte Dämpfer noch nach. Das Prognoseszenario dürfte mit ein, zwei schwachen Tagen kippen. Öl wird weiter abwärts gesehen, die Rendite der 10jährigen TBonds ebenfalls. Beim Euro/Dollar baut sich Stärke zugunsten der europäischen Gemeinschaftswährung auf. Entschieden ist aber noch nichts - ein neues Trend-Signal ist noch nicht gemeldet.

    Damit bleibt es beim Gesamteindruck, dass kurzfristig höhere Aktienkurse wahrscheinlich sind. Als möglicher Wendezeitraum für eine solche Bewegung sollte man aber die Monatswende im Auge haben. Weiterhin sind Ölpreis und Kapitalmarktrenditen wichtig. Die Zeit zum zurücklehnen und laufen lassen ist vorbei.

    Kontakt: info@timepatternanalysis.de



    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Vorteil - Bullen Im gestrigen US-Handel entspannte sich die Situation an den Aktienmärkten zwar, aber die Bullen sollten die Sektkorken noch nicht knallen lassen. Erst müssen noch ein paar Hindernisse aus dem Weg geräumt werden. Immerhin haben sich VIX und TRIN …