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    Marktkommentar  646  0 Kommentare Stephan Rieke (Oddo BHF): Aktienmärkte dürften standhaft bleiben

    Die Märkte erlebten im gerade abgelaufenen Quartal ein Wechselbad der Gefühle.

    Freitag, 4. Oktober 2019 - Die Märkte erlebten im gerade abgelaufenen Quartal ein Wechselbad der Gefühle. Nach einem unauffälligen Juli begann der August mit einer von Donald Trump ausgelösten Eskalation im Handelskonflikt. Entsprechend kamen die Aktienbörsen unter Verkaufsdruck. Mit der Aufhellung des Sentiments und unterstützt von den Lockerungsmaßnahmen der Notenbanken beendeten die Aktienindizes den September dann aber sehr freundlich. Selbst die schwachen Makrodaten aus dem verarbeitenden Gewerbe konnten den Börsen nichts anhaben: Per Saldo kommt der S&P 500 im dritten Quartal auf ein Plus von 1,7%, der Euro STOXX 50 schafft sogar 3,1%. Für das Schlussquartal sind wir weiter positiv gestimmt.

    Rückendeckung von der Berichtssaison?

    Mit dem Beginn des neuen Quartals rückt die Berichtssaison allmählich wieder in den Fokus der Märkte. Für die im US-Leitindex S&P 500 gelisteten Unternehmen, die in den kommenden Wochen ihre Zahlen für das dritte Quartal berichten werden, rechnet I/B/E/S mit einem durchschnittlichen Gewinnrückgang von 2,2 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Rechnet man den vom rückläufigen Ölpreis betroffenen Energiesektor heraus, bleibt nur noch ein geschätzter Rückgang von 0,3%. Für große Unruhe sollte dieser Rücksetzer also nicht sorgen, denn mit einem auf Indexebene aggregierten erwarteten Gewinn je Aktie von ca. 41 US-Dollar (Quelle: Factset) befinden wir uns zudem auf einem durchaus hohen Niveau. Auf Jahressicht wird sogar ein leichter Anstieg der Unternehmensgewinne im Vorjahresvergleich erwartet – trotz nachlassender Steuereffekte, die die US-Unternehmensgewinne im vergangenen Jahr teils sehr kräftig beflügelt hatten. Von der Gewinnseite dürfte der Aktienmarkt nach unserer Einschätzung weiter unterstützt bleiben.

    Auch saisonale Effekte könnten für ein eher freundliches Börsenbild sprechen

    Einen interessanten saisonalen Faktor zeigt eine Analyse der Bank of America Merrill Lynch (BofAML). Teilt man das Jahr in rollierende 3-Monatsperioden, ist die Entwicklung des S&P 500 für August bis Oktober am schlechtesten. Für einen Datensatz, der bis in das Jahr 1928 reicht, liegt die durchschnittliche Rendite bei lediglich -0,1%. Aktuell, nachdem gut zwei Drittel dieser historischen „Schwächephase“ über-standen sind, weist der S&P 500 einen Kurs-gewinn von 0,7% seit August aus, was wir als Zeichen der Robustheit des Marktes und als gutes Zeichen für das vierte Quartal deuten.

    Was erwartet uns nächste Woche (KW 41)?

    Am nächsten Donnerstag sollen in Washington die Verhandlungen zwischen den USA und China wieder aufgenommen werden. Zwar erwarten wir noch immer keine schnelle Lösung im Handelsstreit, vor dem Hintergrund des Amtsenthebungsverfahrens gegen den US-Präsidenten Trump könnte aber der Druck auf die US-Regierung steigen, zumindest etwas umsichtiger in ihrer Handelspolitik zu agieren. Vor der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr dürfte es im Interesse Trumps liegen, sich nicht zu vielen Krisenherden auszusetzen: Die offizielle Untersuchung zur Amtsenthebung des US-Präsidenten fügte Trumps-Umfragewerten bereits eine leichte Delle zu. In den nächsten Wochen stehen einige Anhörungen an (z.B. ehemalige US-Botschafterin für die Ukraine nächsten Freitag), die für das Impeachement-Verfahren entscheidend sein könnten. Ob es tatsächlich zu einer Amtsenthebung Trumps kommt, ist aber sehr fraglich. Ein etwaiger Prozess würde im US-Senat stattfinden, dieser wird aber von den republikanischen Parteifreunden des Präsidenten kontrolliert, die bisher keine Bereitschaft zeigen, Donald Trump das Amt zu entziehen.

    Auch im Brexit-Drama könnte in der kommenden Woche wieder Spannung aufkommen. Nachdem der britische Premierminister Boris Johnson sein „endgültiges Angebot“ für ein Austrittsabkommen vorgestellt hat, soll die EU laut Bloomberg bis spätestens kommenden Freitag Zeit haben, weiteren Verhandlungen (insbesondere zur sog. Backstop-Lösung) zuzustimmen. Andernfalls, so die Drohung, würde das Brexit-Verfahren von der britischen Seite abgebrochen und damit ein ungeregelter Austritt des Vereinigten Königreichs in Kauf genommen. Am Devisenmarkt könnte die Pfund-Schwäche also weiter andauern.

    Schließlich ist auch die Geldpolitik ein Thema für die kommende Woche. Die Fed-„Dot-Plots“, eine grafische Darstellung der Leitzinsprognosen der Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses der US-Notenbank (FOMC), zeigten in der Zinsentscheidung vom September, dass es zu divergierenden Einschätzungen im FOMC gekommen ist. Am Mittwoch könnte die Veröffentlichung des Sitzungsprotokolls (sog. Fed-„Minutes“) eine Indikation für eine weitere Zinslockerung liefern. Mit dem überraschend schwachen ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe (47,8 Punkte, erwartet 50) ist auch die marktimplizite Wahrscheinlichkeit für eine weitere Zinssenkung im Oktober von 40 auf 62% gestiegen. Sollten die heutigen Arbeitsmarktdaten ebenfalls negativ überraschen, wovon wir aber nicht ausgehen, steigt der Druck auf die Notenbank, weitere Zinssenkungen vorzunehmen.




    Etwaige Meinungsäußerungen geben die aktuelle Einschätzung des Investment Office der ODDO BHF AG wieder, die sich insbesondere von der Hausmeinung innerhalb der ODDO BHF Gruppe unterscheiden und ohne vorherige Ankündigung ändern kann.


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