Kolumne November 2019
Sektor-Rotation in Zykliker - Fundgrube Euroland
Kontrollierte Offensive zugunsten von Zyklikern als Gebot der Stunde. Das Umfeld für Preisaufschläge zugunsten zyklischer Geschäftsmodelle im europäischen Wirtschaftsraum ist über alle Unternehmensgrößen hinweg zuletzt wieder deutlich vorteilhafter geworden. Verbleibende Liquidität könnte im Fall von Rückschlägen sukzessive abgebaut werden.
Die Börsenlage im Herbst 2019
Es ist zu konstatieren, dass sich die Anspannung der letzten Monate ein Stück weit gelöst hat, insbesondere im Hinblick auf sich wieder stabilisierende Konjunkturaussichten, auch wenn die übergeordnete Faktenlage durchaus noch gedämpft bleibt. So zeigen sich im verarbeitenden Gewerbe unverändert scharfe Einschnitte, die durchaus als rezessiv einzustufen sind. Jedoch ergeben sich verstärkt auch Lichtblicke, ausgehend vor allem von der Geld- und Fiskalpolitik. Flankierend kauft die EZB ca. € 20 Mrd. Anleihen je Monat und auch die US-Notenbank agiert ähnlich. Diese stellt bis Frühjahr 2020 monatlich USD 60 Mrd. zur Stabilisierung des Geldmarkts zur Verfügung.
Stimuli der Notenbank verpuffen zunehmend
Gleichwohl leert sich der Werkzeugkasten der Notenbanken zusehends und die wohltuenden Wirkungen einer expansiven Geldpolitik erzeugen zunehmend geringere Wirkung in der Realwirtschaft. Nichtsdestotrotz zeigt sich gerade die US-Wirtschaft unverändert ausgesprochen robust, auch wenn wir es hier mit einer „gedopten“ Volkswirtschaft zu tun haben. Gedopt einerseits durch eine ausufernde Geldpolitik, andererseits durch fiskalpolitische Anreize. So bewegt sich das laufende Budgetdefizit in der Region i.H.v. 5% des Bruttoinlandsprodukts. In Summe ist das dortige Wachstum somit seiner Nachhaltigkeit und Qualität nach anzuzweifeln. Beides steht aber offensichtlich gegenwärtig nicht im Fokus der Kapitalmärkte. Vielmehr werden die positiven Effekte einer möglichen Entspannung im Handelskonflikt zwischen den USA und China stärker gewichtet
Sektor-Rotation: Szenario für eine Renaissance zyklischer Industriewerte
Dies alles veranlasst uns in unserem Haus, und dies bereits seit den Sommermonaten, die Portfolios ausgewogener zu gestalten. Hierunter verstehen wir die wieder verstärkte Berücksichtigung zyklischer Qualitätsführer aus den Branchen Mobilität, Maschinenbau und Chemie, gerne insbesondere auch im europäischen Nebenwerte-Segment
Freilich steht die sich abzeichnende Erholung der stark im Preis gedrückten, jedoch werthaltigen Geschäftsmodelle auf dünnem Eis und ein emotionaler „Tweet“ in einfacher Sprache von jenseits des Atlantiks kann schlagartig auch wieder kontraproduktiv wirken. Fakt ist aber auch, dass die Wahrscheinlichkeit einer Waffenruhe hoch ist, da die US-Administration sehr wohl weiß, was im kommenden Wahljahr auf dem Spiel steht.