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     354  0 Kommentare Megatrend-Investments: Auf E-Mission

    Ob Künstliche Intelligenz, Nachhaltigkeit, alternde Gesellschaft oder digitale Revolution, gleich eine ganze Reihe Megatrends schickt sich an, Leben und Wirtschaften einschneidend zu verändern. Mit der richtigen Strategie kann sich die neue Welt auch für Anleger auszahlen.Matthew Levatich hat es auch nicht leicht. Der Chef des US-Motorradbauers Harley-Davidson hat sich auf die Fahne geschrieben, bald "den Markt für Elektro-Zweiräder anzuführen". Mit der frisch entwickelten Elektro-Maschine "Livewire" will Levatich nicht nur dem Zeitgeist genügen, sondern vor allem junge Käufer begeistern. Das ist dringend nötig, denn die typische Klientel der angeschlagenen Traditionsmarke altert und lässt den Absatz schrumpfen. Auch mancher Aktionär sucht das Weite, sodass der Börsenwert des Bike-Bauers in den zurückliegenden drei Jahren um nahezu 40 Prozent schrumpfte.


    "Die Livewire ist nur das erste E-Motorrad von Harley-Davidson, viele weitere werden folgen", hält der Hersteller Zweiflern entgegen, die dem Unternehmen den Schritt in die Neuzeit nicht zutrauen. Sogar E-Roller und E-Fahrräder kündigt der Harley-Boss an. Doch Mitte Oktober passiert es dann: Levatich muss die gerade angelaufene Produktion der Livewire wegen einer Ladehemmung wieder stoppen. Harley-Davidson rät Käufern bereits ausgelieferter Maschinen, diese nicht mehr an der heimischen Steckdose, sondern nur noch bei Harley-Händlern aufzuladen.
    Und nicht nur der US-Hersteller steht vor riesigen Hürden: Die deutsche Automobilindustrie muss sogar zwei Revolutionen zugleich überstehen. Neben dem Aufbau einer komplett neuen elektrifizierten Fahrzeugflotte will sie wenig später schon den Sprung in eine Verkehrswelt schaffen, in der autonom fahrende Autos das Straßenbild bestimmen. Als wäre das nicht genug, müssen die heimischen Anbieter zugleich weiter mit Klagewellen wegen ihrer Abgasmanipulationen kämpfen. Nicht wenige Investoren hegen offensichtlich Zweifel an dem Erfolg des Unterfangens, wie etwa der auf Sicht von drei Jahren um ein Viertel eingebrochene Aktienkurs von Mercedes-Hersteller Daimler zeigt.


    Dass die großen Automobilfirmen nach hervorragenden Jahren erheblich an Stärke eingebüßt haben, stellt auch Martin Stötzel fest und sieht es als Folge weitreichender Trends. "Anleger sind gefragt, sich diese Entwicklungen genau anzuschauen und ihre Strategien frühzeitig neu zu justieren. Auf diese Weise kann es ihnen gelingen, an weltweiten Megatrends wie im Bereich der Mobilität teilzunehmen", empfiehlt der Gründer des Vermögensverwalters Rhein Asset Management. Zu den spannenden Geschäftsfeldern zählt der Experte beispielsweise vernetzte Autos, geteilte Mobilität, autonomes Fahren und elektrische Antriebe: "In diesen Segmenten spielt sich die Zukunft ab und hat eigentlich schon längst begonnen."

    Angesichts der gewaltigen Umbrüche bleibt es allerdings nicht ohne Risiko, auf schicke neue Geschäftsmodelle zu setzen. Der einst mit vielen Lorbeeren gestartete Fahrdienst Uber etwa bescherte seinen Aktionären, die zum Börsengang im Mai dieses Jahres eingestiegen sind, bislang ein Minus von 21,4 Prozent (Stand 21. Oktober). Mit thematischen Anlagestrategien wie dem Aktienfonds M&G Global Themes (ISIN: LU1670628491) sollen auch Menschen mit kleinem Geldbeutel an den großen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umschwüngen teilhaben können, ohne solche gefährlichen Klumpenrisiken einzugehen. "Die Welt verändert sich mit großer Geschwindigkeit.


    Themen-Investments sind beliebt, und viele Anleger fragen sich, welche Trends in den nächsten Jahren an der Börse punkten werden", sagt Alex Araujo. Der Fondsmanager hat das einstige Vorzeigeportfolio der britischen M&G Investments erst im Januar dieses Jahres mit dem Auftrag übernommen, die Wert entwicklung wieder in Schwung zu bringen. In der britischen Variante hütet Araujo für die Anteilseigner aktuell insgesamt 1,6 Milliarden Euro, in dem eigens wegen des drohenden Brexits im März 2019 aufgelegten Luxemburger Fonds sind es immerhin schon 314 Millionen Euro (siehe Tabelle).
    Megatrend-Fonds im Überblick
    Die Aktienfonds-Manager, die von einem oder mehreren Megatrends profitieren wollen, liefern vorzeigbare, zum Teil sogar spektakuläre Renditen ab (Link zu vergrößerter Darstellung). Wegen des geringen Alters vieler Fonds fehlen oftmals längerfristige Daten.


    Seine Idee lautet, das Portfolio voll auf die Mega­trends auszurichten. Neben den genann­ten Fortschritten in der Mobilität setzt er auf den Ausbau der Infrastruktur, den demografischen Wandel, das zunehmende Umweltbewusstsein und die einschnei­denden technischen Innovationen, die über Transport und Verkehr hinausgehen. Auf den Top-­Positionen seines Portfolios können auch etablierte KFZ­-Hersteller wie Toyota landen, sofern sie ihm agil genug für die kommenden Aufgaben erschei­nen: "Der Autobauer entwickelt nicht nur Hybridfahrzeuge, sondern investiert auch stark in weitere Innovationen wie den Wasserstoffantrieb."
    Andere Hersteller wagen sich in ganz neue Geschäftsfelder vor: BMW und Mercedes, die beiden großen Premium­marken Deutschlands, haben im Februar 2019 ihre Car-­Sharing­-Angebote vereint und gehen nun mit fünf gemeinsamen Diensten an den Start. VW hat sein Ta­xi­-Sharing­-Projekt Moia gestartet. Der Erfolg indes bleibt abzuwarten.
    Der gute Wille allein reicht eben nicht, um einen erfolgreichen Strategieschwenk sicherzustellen, wie das Beispiel des vor 116 Jahren gegründeten Unternehmens Har­ley­-Davidson zeigt. Händler berichten, dass sich statt junger Menschen vor allem langjährige Harley­-Fahrer für das Elektromodell interessieren. Aber nicht allzu lange: "Sobald das Gespräch auf den Preis kommt, schwindet das Interesse sofort." Das ist wenig erstaunlich, verlangt der Hersteller für seine flüsterleise Rakete doch wenigstens 33.000 Euro, also den Gegenwert eines E­-Autos von Tesla mit immerhin zwei Rädern mehr.
    Die Fondsstrategen nehmen für sich selbstverständlich in Anspruch, die Gewinner der großen Umbrüche zu finden und die bald abgehängten Dinosau­rier außen vor zu lassen. Das gilt sowohl für etablierte Unternehmen, die ihr Ge­schäftsmodell anpassen, als auch für neue Spieler auf dem Markt. Und Araujos Taktik scheint aufzugehen: Seit Jahresbeginn steht ein Plus von 25,9 Prozent zu Buche, ein dreimal größerer Zuwachs als im Mittel der fünf Jahre zuvor. Eine übermäßig stark schwankende Wertentwicklung müssen Anleger dafür nicht in Kauf nehmen. Die Volatilität fällt mit 11 Prozent geringer aus als bei den meisten an Megatrends orientierten Aktienfonds.

    Solche Zukunftsfonds sind aber nicht nur wegen ihrer vorzeigbaren Resultate der letzte Schrei in der Fondsindustrie. Vergli­chen mit konventionellen Branchenfonds soll der Auftrieb gebende Megatrend weit länger intakt bleiben, auch wenn zwischenzeitliche Rückschläge durch Kon­junktureinbrüche nicht auszuschließen sind. Vom Wohl der Weltwirtschaft soll ein Megatrend­-Fonds aber weniger abhängen, da er mehr als nur eine Branche allein betrifft. Und modern kommen die Konzepte ohnehin daher, stehen die Themen doch auf der politischen Agenda und werden von vielen Schlagzeilen begleitet. Beratern fällt es entsprechend leicht, die Anlagestrategien griffig darzustellen und Kunden zu vermitteln.
    Zu den etablierten Produkten kommen laufend neue hinzu, beispielsweise von Ampega, Credit Suisse, BNY Mellon IM, Natixis, Nordea, Schroders und Vontobel. Allianz Global Investors hat gleich ein neues Aktienteam für thematische Invest-ments unter Führung von Andreas Fruschki gebildet: "Traditionelle Fondsklassen nach Regionen, Sektoren oder Marktkapitalisierung stoßen zunehmend dann an ihre Grenzen, wenn es darum geht, das Potenzial säkularer Trends zu nutzen, die durch Innovation oder Regulierung ausgelöst werden." Die zum Teil disruptiven Entwicklungen hätten einen immer größeren Einfluss auf unseren Alltag, und viele Menschen möchten hieran mit der Kapitalanlage teilhaben, so der Teamchef. Derzeit verwaltet Allianz GI rund 10 Milliarden Euro in thematischen Aktienstrategien, darunter auch im Allianz Thematica (LU1479563717), der im Dezember drei Jahre alt wird und bislang ein Plus von 34,6 Prozent ablieferte.
    Auch an Megatrend-ETFs offeriert die Fondsbranche bereits einen bunten Strauß. Die abgebildeten Indizes reichen von breit gestreuten Aktienkörben bis zu monothematischen Listen. An der Performance-Spitze liegen auch dort Einzelstrategien wie Indextracker, die sich auf Automatisierung oder Cyber-Sicherheit konzentrieren. Anleger müssen dafür aber eine zum Teil weit höhere Volatilität hinnehmen. Der besonders renditestarke iShares Automation & Robotics (IE00BY-ZK4552) etwa schwankt doppelt so stark wie einige Wettbewerber.


    Aber droht angesichts dieser Zuwächse eine neue Kursblase in den Branchen, die nun von mehreren weltbewegenden Trends zugleich profitieren? Zumindest im Technologiebereich scheint diese Gefahr mit Blick auf die Statistiken noch gering. US-Software-Unternehmen beispielsweise wiesen nach Daten des Fondsanbieters Pictet im Jahr 1999 vor dem Platzen der sogenannten Dotcom-Blase ein Kurs-Gewinn-Verhältnis auf, das um ein Drittel höher lag als aktuell.
    Und das Kurs-Cashflow-Verhältnis falle nicht einmal halb so hoch aus wie damals, betont Anjali Bastianpillai: "Im Vergleich zum Boom Ende der 90er-Jahre spielen die Unternehmen des heutigen Technologiesektors mit ihren Fundamentaldaten in einer anderen Liga. Sie sind noch weit von dem überzogenen Niveau damals entfernt." Zudem seien die Firmen inzwischen rentabel und hätten genug Handlungsspielraum, um schwierige Zeiten unbeschadet zu überstehen, so die leitende Pictet-Produktexpertin.

    Der Schweizer Vermögensverwalter hat das Schwergewicht unter den Megatrendfonds in seinem Produktportfolio. Den 7,6 Milliarden Euro schweren Pictet Global Megatrend Selection (LU0391944815) steuert Hans Peter Portner bereits seit dessen Start im Jahr 2008. Portner will in dem Portfolio die Anlageideen anderer hauseigener Fonds wie des Pictet Robotics (LU1279334483) so zusammenmischen, dass Anleger bestmöglich an den Erfolgen von neun Strategien teilhaben können: Sicherheit, Holz, Wasser, saubere Energie, Automatisierung und Robotik, Premiummarken, intelligente Städte, Digitalisierung sowie Ernährung und Gesundheit. Dafür kauft der Aktienexperte allerdings nicht Anteile der dazugehörigen Pictet-Themenfonds, sondern direkt deren bevorzugte Aktien.
    Infolgedessen fällt das Portfolio mit zurzeit 442 Positionen weit kleinteiliger als etwa beim M&G-Kollegen Araujo aus, der lediglich 60 unterschiedliche Titel auswählt. Als Top-Investment hat Portner momentan den US-Laborausstatter Thermo Fisher Scientific positioniert. Trotz der unterschiedlichen Herangehensweise produzieren beide Fondsmanager ziemlich ähnliche Ergebnisse: Mit 28,7 Prozent Wertzuwachs über drei Jahre liegt Portner nur hauchdünn um 0,1 Prozentpunkte vor Araujo. Auf längere Sicht fallen jedoch beim Megatrend-Urgestein von Pictet die Gewinne höher aus, kurzfristig beim neu ausgerichteten M&G-Flaggschiff.
    Übersicht: Die wichtigsten Megatrends



    Das spektakulärste Plus über einen dreijährigen Zeitraum schafft indes kein Fonds, der alle übergeordneten Trends in einem Portfolio verpacken will. Stattdessen führt mit dem Robeco Global Consumer Trends Equities (LU0187079347) eine Anlagestrategie die Performance-Rangliste an, die ausschließlich auf den Wandel des Kaufverhaltens abzielt. Wer über einen Zeitraum von drei Jahren ununterbrochen investiert war, konnte sein eingesetztes Kapital um mehr als die Hälfte erhöhen. Fondsmanager Jack Neele zieht nach eigenem Bekunden ausschließlich Aktien in Betracht, die er den Bereichen digitaler Konsum, Kaufverhalten in den Schwellenländern und starke Marken zuordnen kann. "Diese Unternehmen verfügen oft über bewährte Geschäftsmodelle, die aber noch kräftig zulegen können."
    Derzeit führen die Kreditkartenfirmen Mastercard und Visa sein bis zu 70 Titel starkes Portfolio an. "Es gibt viele regionale Bezahldienstleister wie Ant Financial in China, aber nur wenige weltumspannende wie die zwei", so Neele. Insgesamt machen die Abrechner ungefähr ein Drittel des Fondsvermögens aus.
    Aber auch hinter Cyber-Sicherheit und Big-Data-Lösungen verbergen sich aus Sicht des Experten langfristige Wachstumstrends, sodass es wenig verwundert, die Cloud-Anbieter Microsoft und Amazon ebenfalls in seinen Top 5 zu finden. Der Fondsmanager schwärmt vom möglichen Informationsgewinn: "Mit Big-Data-Anwendungen können die Betreiber erkennen, wann sich ein Paar trennt. Und zwar im Schnitt neun Monate, bevor es zur Scheidung kommt." Das lasse sich allein mit einem Blick auf die Bezahlvorgänge der beiden Menschen feststellen. Und mit solchen Daten der Konsumenten könnten Unternehmen künftig noch zahlreiche neue Marketing-Strategien entwickeln, an die heute noch gar nicht zu denken sei.

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