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     187  0 Kommentare Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater: Die Goldenen Zwanziger

    Vor hundert Jahren erlebte die Weltwirtschaft eine Blütezeit. Die 1920er Jahre gingen sogar als "Goldene Zwanziger" in die Geschichte ein. Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater erklärt, welche Parallelen es aus makroökonomischer Sicht zur Gegenwart gibt. Es ist die Zeit der Neujahresempfänge. Schließlich muss das neue Jahr möglichst optimistisch begrüßt werden. Man kann sich natürlich erst einmal überlegen, ob die zwanziger Jahre nun am 1. Januar 2020 beginnen – wenn man den Begriff der "Zwanziger Jahre" meint, oder erst ein Jahr später – wenn man die Tücken des gregorianischer Kalenders einbezieht, der kein "Jahr Null" kennt, so dass das letzte Jahr eines Jahrzehnts immer das kalendarische "10er" Jahr einer Dekade ist.
    Man kann dann noch den Börsenvergleich mit dem letzten 20er-Jahrzehnt anstellen. Im Verlauf der sogenannten goldenen Zwanziger des 20. Jahrhunderts stieg der Dow Jones zunächst um das Vierfache an – zumindest bis Juli des Jahres 1929. Eine Welle der wirtschaftlichen Erholung nach dem ersten Weltkrieg hatte alle westlichen Länder erfasst. Neue Technologien wie das Auto, Radio und Film, Luftfahrt und Telefon befeuerten die Kurse.
    Das Ende ist jedem bekannt, der berühmte Crash von 1929 läutete die Weltwirtschaftskrise ein und erreichte seinen Tiefpunkt erst im Jahr 1932 mit 62 Prozent unterhalb des Startniveaus von 1920. Das gerade errichtete Empire State Building in New York fand keine Mieter und wurde deswegen vom Volksmund zum "Empty State Building" umgetauft.
    Es dauerte dann 16 Jahre, bis der Dow Jones das alte Hoch von vor der Krise wieder knacken konnte. Und trotz dieser Erfahrung wurden die Amerikaner zu einem Volk fleißiger Aktienanleger, was ihnen bis heute nicht schadet.
    Neue Höchststände an den Aktienmärkten haben wir ja in den USA und nun auch in Deutschland schon wieder erreicht. Es stellt sich die Frage, was uns noch fehlt? Fehlt also nur noch ein Crash, könnte man meinen.
    Man sollte es mit den Analogien jedoch nicht zu weit treiben. So weist die Lage heute eine Reihe von Unterschieden zu den 1920er Jahren auf. Der erste liegt darin, dass wir unseren Crash ja schon hinter uns haben: Von seinem Hochpunkt im Juli 2007 um 14.000 Punkten stürzte der Dow Jones bis 2009 in der Finanzkrise um fast die Hälfte ab.
    Die Crash-Angste sitzen heute allen Marktteilnehmern im Nacken, so dass trotz atemberaubender Entwicklung von goldener Sorglosigkeit nicht die Rede sein kann. Währungssystem, Demografie, China: die Unterschiede zu den letzten Zwanzigern sind wohl größer als die Gemeinsamkeiten.
    Wir haben heute unsere ganz eigenen Probleme. Der weltweite Wohlstand ist so hoch wie nie zuvor – trotzdem steigt das Unbehagen. Unbehagen darüber, wie dieser Wohlstand verteilt ist, und ob er überhaupt andauern, geschweige denn noch vermehrt werden kann.
    Politisch wird die Welt zurzeit in neue Machtzonen aufgeteilt, was die geopolitischen Einflüsse auf Wirtschaft und Börsen erhöht – die neuen Spannungen im Nahen Osten zu Jahresbeginn sprechen hier eine klare Sprache. Die Weltwirtschaft muss eine Transformation in eine nachhaltigere Funktionsweise hinbekommen – was mit Chancen, aber auch mit Unsicherheit und Entwertungen von Vermögensgegenständen verbunden ist.
    Zudem ist die Makroökonomie aus dem Tritt geraten. Technologische Entwicklungen wie die Digitalisierung und demografische Veränderungen mit einem immer stärkeren Arbeitskräftemangel lassen Inflation und Zinsen aus den Fugen geraten. Die Notenbanken müssen ihre Haltung hierzu erst noch finden, denn die bisherigen spontanen Antworten von negativen Zinsen und Anleihekäufen erweisen sich mehr und mehr als zumindest unvollkommen, wenn nicht gar falsch.
    Wir müssen also nicht fürchten, dass uns mit vollzogenem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union oder einer Abwahl von US-Präsident Donald Trump die Themen ausgehen. Wir müssen nur aufpassen, dass wir im Eifer des Gefechts gegen die vielen Herausforderungen nicht den erstbesten Scheinlösungen erliegen, die uns die vielen Vereinfacher heute präsentieren.

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