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     107  0 Kommentare Weichenstellung / Kommentar zur Bahnindustrie von Michael Flämig

    Frankfurt (ots) - Die globale Bahnindustrie hat schon viele misslungene
    Koppelungsmanöver erlebt. Im Jahr 2017 wollte Siemensihr Zuggeschäft mit
    Bombardier zusammenspannen, zwei Jahre später stoppte erst die EU-Kommission
    eine Kombination mit Alstom, und nun haben Alstom und Bombardiereine Verbindung
    ihrer Aktivitäten besiegelt. Was bedeutet dies für Siemens?

    Die Münchner dürften das Geschehen aufmerksam, jedoch unaufgeregt verfolgen.
    Noch ist nicht klar, ob eine dominierende Nummer 2 der Branche hinter dem
    chinesischen Primus CRRC entsteht. Auch wenn Alstom und Bombardier handelseinig
    wurden, kann das Votum der Wettbewerbshüter auch dieses Projekt noch zum
    Stillstand bringen. Schließlich kommt das Duo in spe auf hohe Marktanteile in
    einigen Regionen (wie in Frankreich) und in wichtigen Sparten (wie dem
    Regionalverkehr). Das letzte Wort hat mit Margrethe Vestager jene
    EU-Wettbewerbskommissarin, die Siemens/Alstom ausgebremst hatte. Ihre Prüfung
    wird hart werden.

    Dies bedeutet nicht, dass das Ziel für Alstom unerreichbar ist. Die Franzosen
    haben vor einem Jahr gelernt, mit welchen Zugeständnissen in Brüssel gepunktet
    wird. Doch ein Erfolg des Duos müsste Siemens nicht in Schockstarre versetzen.
    Die Partner hätten nicht nur eine Fusion zu bewältigen, sondern vor allen Dingen
    die Qualitätsprobleme von Bombardier in den Griff zu kriegen. Dieser Weg kann
    lang werden. Effizienzgewinne müssten gehoben werden, doch diese Aufgabe wird
    erschwert durch den Fabrikationsschwerpunkt in Deutschland - die IG Metall macht
    bereits mobil.

    Siemens als dritter großer westlicher Bahntechnik-Hersteller kann trotzdem nicht
    die Hände in den Schoß legen. Unverändert verlangt die Digitalisierung nach
    hohen Investitionen, die nur ein Multi gut stemmen kann. Außerdem gilt es dem
    Champion aus China Paroli zu bieten.

    Die institutionellen Investoren hatten auf der Hauptversammlung deutlich
    gemacht, dass sie Handlungsbedarf für die Mobility-Sparte sehen. Eine gemeinsame
    Klammer mit dem übrigen Geschäft gibt es aus ihrer Sicht kaum. Dies könnte die
    neu zu formierende Siemens-Spitze anders sehen. Wenn man glaubt, das
    Projektgeschäft im Griff zu haben, ließe sich Bahntechnik sehr wohl als
    Infrastrukturaufgabe und damit als Kerngeschäft definieren. Es locken, bei guter
    Positionierung im Konsolidierungsspiel, ansehnliche Margen.

    Siemens hatte schon im November ein Update über die Bahn-Strategie für das
    Frühjahr angekündigt. Die Ungewissheit für die Sparte dauert schon lange an. Nun
    müssen die Weichen gestellt werden - so oder so.

    (Börsen-Zeitung, 18.02.2020)

    Pressekontakt:

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    Redaktion

    Telefon: 069--2732-0
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    OTS: Börsen-Zeitung



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