Frankreichs Notenbankchef deutet mehr Anleihekäufe an
PARIS (dpa-AFX) - Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau hat in der Corona-Krise eine zusätzliche Lockerung der Geldpolitik in der Eurozone ins Spiel gebracht. Angesichts der niedrigen Inflation gebe es Spielraum, schnell und kraftvoll zu reagieren, sagte Villeroy de Galhau am Dienstag in Paris. Höchstwahrscheinlich werde die Europäische Zentralbank (EZB) noch weiter gehen müssen als jetzt schon.
Die EZB hat ihre Geldpolitik in der Corona-Krise bereits drastisch gelockert. Insbesondere hat sie ein Notprogramm zum Ankauf von Wertpapieren in Höhe von 750 Milliarden Euro bis zum Jahresende aufgelegt. Damit soll die wegbrechende Konjunktur gestützt werden. Angesichts des hohen Kauftempos der EZB rechnen Analysten damit, dass das Volumen des Programms bereits im Herbst ausgeschöpft sein dürfte. Eine Erhöhung gilt daher als durchaus denkbar, möglicherweise schon auf der nächsten EZB-Ratssitzung Anfang Juni.
Villeroy de Galhau sprach sich auch dafür aus, die Wertpapierkäufe noch flexibler auszugestalten. Das Festhalten an den Kapitalschlüsseln zur Aufteilung der Käufe auf die Euroländer wäre seiner Auffassung nach eine "unangebrachte Einschränkung", die die Wirksamkeit der Anleihenkäufe verringern würde. Änderungen in der Zinspolitik sieht der Franzose dagegen aktuell nicht als erforderlich an.
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Grundsätzlich will die EZB die Wertpapierkäufe auch unter ihrem Corona-Notprogramm PEPP nach dem Anteil der einzelnen Länder an dem Eigenkapital der EZB aufteilen. Allerdings hat die EZB bereits angekündigt, Abweichungen von diesem Kapitalschlüssel wegen der Schwere der Krise zeitweise zulassen zu wollen./bgf/jsl/jha/