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     164  0 Kommentare Anleger vertrauen auf Yellen und Powell, Marktkommentar von Kai Johannsen

    Frankfurt (ots) - Die Märkte feiern den Antritt von Joe Biden als neuer
    Präsident der Vereinigten Staaten. Mit ihm verbinden sie nicht nur die Hoffnung
    darauf, dass vieles, was sein Vorgänger Donald Trump unternommen hat, nun
    rückgängig gemacht wird, sondern auch, dass die weltgrößte Volkswirtschaft in
    konjunktureller Hinsicht schnell Fuß fasst.

    Und da setzen Marktteilnehmer auch auf die designierte US-Finanzministerin Janet
    Yellen, die für die Märkte ja keine Unbekannte ist. Denn Yellen leitete von 2014
    bis 2018 die US-Notenbank Federal Reserve. Sie war damals schon sehr darauf
    bedacht, der Konjunktur bloß keinen Schaden zuzufügen und wiegelte bei den
    seinerzeit einzuleitenden Zinserhöhungen immer wieder ab. Im Blick hatte sie
    dabei die Konjunktur des eigenen Landes, die Situation am Arbeitsmarkt, die
    wirtschaftliche Verfassung der Schwellenländer und ob diese eine Zinserhöhung
    der USA verkraften; die Lage in China war für sie genauso wichtig wie
    geopolitische Spannungen oder die Verfassung der Finanzmärkte, Währungen oder
    Rohstoffpreise. Immer wieder wurde die Zinserhöhung unter Verweis auf einen oder
    mehrere dieser und anderer Faktoren verschoben und lieber noch abgewartet.

    Daraus leiten die Märkte ihre Erwartungshaltung an Yellen als Finanzministerin
    ab, die erste in der Geschichte der USA. Ihre Haltung wird konjunkturfreundlich
    sein, so die Überzeugung weiter Anlegerkreise. Unter der Trump-Administration
    wurde zum Jahreswechsel ein 900 Mrd. Dollar schweres Konjunkturpaket
    verabschiedet. Und Biden stellte kurz danach ein noch größeres Programm in
    Aussicht. 1,9 Bill. Dollar sollen in die Hand genommen werden, um die
    wirtschaftlichen Beeinträchtigungen, die durch die Pandemie entstehen, zu
    bekämpfen. Bei einer Anhörung im US-Kongress pochte Yellen darauf, dass es nun
    an der Zeit sei, "groß zu handeln" ("act big"), um die Wirtschaft zu retten, und
    warb so für die billionenschweren Konjunkturhilfen. Sie will sich erst später um
    die Schulden kümmern, die in diesem Zusammenhang unweigerlich entstehen werden.
    Von Yellen kommt also kräftige Unterstützung für die Wirtschaft - den jetzigen
    Worten nach zu urteilen. Dass sie ihren Worten wirtschaftsfreundliche Taten
    folgen lässt, hat sie als Zentralbankchefin schon genügend unter Beweis
    gestellt. Die Ankündigung dieser Vorhaben versetzte die Märkte in Kauflaune. An
    den Aktienmärkten herrscht gar Rekordlaune.

    Schützenhilfe wird Yellen von ihrem früheren Arbeitgeber bekommen: der Fed.
    Höhere Staatsausgaben, dazu noch schuldenfinanziert, sollten nach klassischer
    Lesart auf längere Sicht zu Inflationsanstiegen führen und dann auch die
    Währungshüter auf den Plan rufen. Das würde bedeuten, dass die Leitzinsen in den
    USA auf mittlere bis längere Sicht steigen sollten. Somit wäre das
    Schuldenmachen für die USA mit höheren Zinskosten verbunden. Noch weiß keiner,
    welche Volumina von Staatsausgaben für die Bewältigung der pandemiebedingten
    Wirtschaftsmisere erforderlich sind. Gut möglich, dass die Märkte schon bald
    über Ausweitungen dieser Programme spekulieren. Vieles ist davon abhängig,
    welche Wirksamkeit die angelaufenen Impfprogramme zeigen und wie sich die
    konjunkturelle Erholung auf der Basis der jetzt diskutierten und dann später auf
    den Weg gebrachten Programme gestalten wird. Wie schnell und wie stark zieht die
    Investitionstätigkeit der Unternehmen an, wie schnell und wie intensiv belebt
    sich der Konsum der privaten Haushalte? Kommt es überhaupt zu der
    Teuerungsentwicklung und muss die Fed im Gefolge reagieren? Das lässt sich heute
    noch gar nicht beantworten. Zudem: Wären viele Notenbanker nicht froh, wenn die
    Teuerung endlich mal deutlicher anziehen würde - über 2 Prozent?

    Es ist schwer vorstellbar, dass der jetzige Notenbankchef der USA, Jerome
    Powell, den konjunkturellen Stimulierungsmaßnahmen seiner Vorgängerin Yellen
    Steine in Form höherer Leitzinsen in den Weg legen wird. Ein Abwürgen der
    Stimulierungsmaßnahmen wird er schon gar nicht riskieren wollen und so werden
    auch seine diesbezüglichen Äußerungen in den kommenden Monaten sehr vorsichtig
    ausfallen, um bloß keine Renditeanstiege bei US-Staatsanleihen aufkommen zu
    lassen. Ein Taper Tantrum (Rückführung der Bondkäufe), das die
    Fondsmanagerumfrage der Bank of America jüngst als Risikofaktor thematisierte,
    ist wohl eher nicht zu befürchten. Powell wird die Politik Yellens eher
    wohlwollend begleiten, d.h. die Treasury-Renditen werden nicht allzu stark
    ansteigen. Das ist in Kombination dann der Janet-and-Jerome-Put (J&J-Put).
    Dieser wird Wirkung zeigen. Er wird Aktien stützen und Bondrenditen drücken.

    Pressekontakt:

    Börsen-Zeitung
    Redaktion

    Telefon: 069--2732-0
    www.boersen-zeitung.de

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    OTS: Börsen-Zeitung



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