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     4275  0 Kommentare Die Bärenfallen sind längst aufgestellt!

    Die Märkte diskontieren alle bekannten Informationen und Zukunftserwartungen sehr schnell und effektiv. Den meisten Anlegern fällt es jedoch sehr schwer, diesen Mechanismus zu akzeptieren. Der Evolutionstheorie folgend, hat die Menschheit viele Jahrtausende gebraucht, sich einer jeweils veränderten Umwelt anzupassen. Die Geschichte der Finanzmärkte ist jedoch viel zu kurz, um diesen Anpassungsprozess bereits, selbst in kleinem Maß, leisten zu können. Welche Lehren können Anleger aus diesen Erkenntnissen ziehen?

    Befinden wir uns noch im Bärenmarkt oder ist ein neuer Bullenmarkt bereits gestartet? Meine Antworten werden Sie überraschen! Die Prognose bis zum Jahresende 2004 können Sie sich >>hier kostenlos anfordern<< .


    Gegen den Marktkonsens investieren

    Jeder Anleger muss versuchen, wichtige Informationen und Zusammenhänge zu finden, denen die meisten Anleger keine große Bedeutung zubilligen, um anschließend davon zu profitieren. Dies ist nicht immer einfach, da dieses Verhalten an markanten Punkten Entscheidungen erfordert, die emotional nur schwer zu treffen sind. Gekauft werden sollte in tiefster Depression, verkauft werden eher in der Euphorie! Menschen sind jedoch in ein soziales Umfeld eingebettet und sind es nicht gewohnt, gegen das Verhalten einer großen Mehrheit in ihrem Umfeld zu agieren, da dies zwangsweise zu Konflikten führen würde. Anleger fühlen sich emotional einfach wohler, wenn ihre Anlageentscheidungen in ihrem Bekanntenkreis als vernünftig eingeschätzt werden.

    Die Hirnforschung geht heute davon aus, dass Menschen nur zwischen 8% und 9% ihre fünf Sinne zur Wahrnehmung und anschließenden Entscheidungsfindung nutzen können. Die restlichen über 90% schaffen jedem Anleger seine „eigene“ - und natürlich fast ausschließlich subjektive - Wahrheit. Diese besteht aus den eigenen Interpretationen, Vorurteilen, Weltanschauungen und erschaffen somit - ob man dies will oder nicht – eine mehr oder minder selektive Wahrnehmung der Realität.


    Wie bleibt man „neutral“?

    Zu Beginn eines jeden Jahres veröffentlichen alle Investmentbanken ihre Prognosen zu den verschiedenen Aktienindizes, den Wechselkursen und zur voraussichtlichen Zinsentwicklung. Viele Anleger orientieren sich gerne an den gemachten Vorhersagen. Diese eignen sich jedoch eher – meinen historischen Untersuchungen der letzten über einhundert Börsenjahre folgend - als neutraler Kontraindikator. Ein Großteil des an den Börsen „verfügbaren“ Wissens, ist in den Prognosen enthalten und damit bereits eingepreist. Lediglich Überraschungen zur allgemeinen Erwartungshaltung bewegen die Kurse. Als Beispiel die Prognosen für dieses Jahr zur Zinsentwicklung (siehe Grafik). Fast alle Analysten sahen einen recht kräftigen Zinsanstieg voraus. Gemäß meiner Strategie gibt es also nur zwei Möglichkeiten: Die Zinsen steigen entweder stärker als der Marktkonsens erwartet - oder eben weniger. Ich habe in meiner Jahresprognose ein zum Jahresanfang per Saldo unverändertes Zinsniveau vorausgesagt – die Rendite 10- jähriger US-Anleihen ist bis heute sogar ganz leicht gefallen.



    Aktuelle Situation

    Während Bullenmärkte begleitet von extrem guter Stimmung unter den Anlegern sterben, enden Bärenmärkte immer in tiefer Depression. Anschließende Kursgewinne sorgen immer lange Zeit für weitere Skepsis. Es dauert lange, bis die negativen Erfahrungen der meisten Marktteilnehmer emotional verdaut sind. Doch viel fataler ist die heute weit verbreitete Tendenz, immer weiter auf erneute Einbrüche zu warten und Weltuntergangs- und Krisenszenarien zu konstruieren. Trotz markanter Kursgewinne in den Indizes hat sich die negative Einstellung gegenüber Aktien in der großen Mehrheit der Bevölkerung kaum gewandelt. Viele sind weiterhin skeptisch und trauen den Kursgewinnen nicht. Im Sinne eines Kontraindikators ist dies auch gut so!


    „The Great Humiliator“ – „der große Erniedriger“

    Der amerikanische Vermögensverwalter Kenneth L. Fisher, mit dem ich privat eng befreundet bin, beschrieb diese klassischen Vorgänge in seiner Forbes-Kolumne im Januar diesen Jahres. Der begonnene Bullenmarkt wird zumindest so lange Andauern, bis die bekannten Bären unter den Marktstrategen wie Merrill Lynch's Richard Bernstein; Yale's Robert Shiller und der berühmte Bondstratege von Pimco, Bill Gross ihre Meinung gezwungenermaßen ändern werden. Die prominenten Bären, die die Kursaufschwünge in 2003 komplett verpasst haben, bleiben weiterhin stur im Lager der Pessimisten und ignorieren den sehr deutlichen Kursaufschwung an den Aktienmärkten seit Oktober 2002. Der Markt wird auch heute noch als irrational und unvernünftig bezeichnet, um die eigene Fehlpositionierung in einem besseren Licht erscheinen zu lassen. „The wronger they are – the stronger they are!“

    Vor allem das Timing von Merrill Lynch ist beim Austausch ihrer Marktstrategen erstaunlich. Im Bullenmarkt der 90er Jahre wurde Permabär Charles Clough zerrieben, im Juni 2000 gefeuert und durch die Daueroptimistin Christine Callies ersetzt. In den folgenden zweieinhalb Jahren wurden fast alle namhaften, bullishen Strategen entweder von Ihren Jobs entbunden oder in der Wirtschaftspresse nur noch belächelt. Und Merrill Lynch tauschte 2002 Christine Callies durch Permabär Richard Bernstein aus.

    Erst wenn die Wirtschaftspresse die negativen Prognosen und Krisenszenarien der oben genannten Bären oder beispielsweise der amerikanischen Newsletter-Herausgeber Robert Prechter und Martin Weiss oder in Europa Roland Leuschels andauernde Crash-Prognosen attackiert, wird es für den jungen Bullenmarkt gefährlich. Dies ist bisher jedoch noch nicht abzusehen. Es gibt weiterhin Bären im Überfluss, doch wie in der Natur werden diese Ungleichgewichte auch an den Finanzmärkten regelmäßig wieder auf ein normales Maß zurückgeführt.


    Vorsicht bei den gängigen Sentimentindikatoren ist angebracht

    Anfang Februar diesen Jahres war ich zu verschiedenen Veranstaltungen und Seminaren in London. Die aktuelle Stimmung war erstaunlich ähnlich zu der Situation in Deutschland und den USA. Während die Wirtschaftspresse und viele Analysten weiterhin auf Gefahren für die Märkte hinweisen, sind echte Optimisten, die ihren Optimismus auch mit einer hohen Investitionsquote in die Tat umsetzen - auch heute noch - dünn gesät. Warnende Stimmen sind weiterhin eindeutig in der Überzahl. Die Prognosen für 2004 sind im Konsens nur sehr verhalten optimistisch. Die Mehrheit erwartet eine unterdurchschnittliche Entwicklung der Aktienmärkte.


    Fazit

    Die große Mehrheit der von der Börsenkrise hart getroffenen Banken, Versicherungen und Anlageberater raten weiter eher zu großer Vorsicht und einer defensiven Ausrichtung der Portfolios. Während positive Nachrichten als eingepreist bezeichnet werden, rufen schlechte Nachrichten jeweils wieder die große Skepsis hervor. Die Umfragen zur Sentimenterhebung wenden sich jeweils an einen viel zu kleinen Personenkreis, um repräsentativ zu sein. Dazu gilt weiterhin mein Rat: Betreiben Sie eigenes Research und Nachforschungen: Sehen Sie sich in Ihrem Umfeld um, befragen Sie unvoreingenommen verschiedene Banken in Ihrer Nähe und Sie werden schnell feststellen: Es gibt weiterhin keine Euphorie! In diesem Umfeld finden keine großen Kurseinbrüche statt – rechnen Sie eher mit dem Gegenteil!

    Fragen zum Beitrag beantworte ich gerne per eMail an feedback@gruener-vm.de

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    Thomas Grüner
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    Thomas Grüner ist Gründer und Vice Chairman der Vermögensverwaltung „Grüner Fisher Investments“ mit Sitz in Rodenbach bei Kaiserslautern. Grüner Fisher Investments arbeitet eng mit „Fisher Investments“, einem der größten amerikanischen Vermögensverwalter zusammen. Weitere Informationen unter: www.gruener-fisher.de. Bitte beachten Sie den dort hinterlegten Disclaimer sowie die Nutzungsbedingungen.

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    Verfasst von Thomas Grüner
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