checkAd

    CEO Gregor Siebert im Gespräch  1949
    Anzeige
    PAION: Vertriebsaktivitäten entfalten „allmählich ihre Wirkung”

    Für PAION könnte das Jahr 2023 entscheidende Weichen stellen. Im Interview mit unserer Redaktion spricht CEO Gregor Siebert über die anstehenden wichtigen Meilensteine, unter anderem die Zusammenlegung der Aktien.

    Die erste Entscheidung steht dabei unmittelbar bevor: Auf einer außerordentlichen Hauptversammlung sollen PAIONs Aktionäre den Weg für Finanzierungsmaßnahmen ebnen. Zudem spricht Siebert über Potenziale, Aussichten und die jüngste Vorstands-Personalie.

    PAION hat zuletzt kurz nacheinander zwei Nachrichten veröffentlicht, die schlecht an der Börse ankamen. Zunächst der sehr überraschende Abgang des bisherigen CEO Jim Phillips, danach die Ankündigung, auf einer außerordentlichen Hauptversammlung über die Zusammenlegung von Aktien im Verhältnis 10:1 abstimmen zu lassen. Da kann man Zusammenhänge zwischen beiden News vermuten...!?

    Siebert: Nein, es besteht keinerlei inhaltlicher Zusammenhang zwischen diesen beiden Mitteilungen. Herr Dr. Jim Phillips hat das Unternehmen im gegenseitigen Einvernehmen verlassen, um sich wie mitgeteilt zukünftig verstärkt humanitären Aufgaben widmen zu können. Vor dem Hintergrund des Kriegs in der Ukraine leistet er dort mit der Sofiia Okunevska Stiftung umfangreiche Hilfe, vielfach auch vor Ort. Was die geplante Zusammenlegung der Aktien betrifft: Das Timing ergab sich daraus, dass für einen solchen Schritt ein Hauptversammlungsbeschluss erforderlich ist und wir nicht die ordentliche Hauptversammlung am 24. Mai 2023 abwarten möchten, um flexibel zu sein im Rahmen unserer Finanzierungsaktivitäten.

    Können Sie den Hintergrund für den geplanten Kapitalschnitt erklären und vor allem, warum diese Entscheidung der Aktionäre nicht bis zur nächsten ordentlichen Hauptversammlung am 24. Mai 2023 warten konnte?

    Siebert: Wir werden im aktuellen Geschäftsjahr die internationale Vermarktung unserer Produkte weiter vorantreiben. Die Basis dafür ist ein passendes Finanzierungskonzept, an dem wir zurzeit mit Nachdruck arbeiten. In dieser Hinsicht möchten wir uns alle möglichen Finanzierungsoptionen offenhalten. Und eine Finanzierung über Eigenkapital erachten wir als eine mögliche sinnvolle Alternative. Um Spielraum für eine künftige Kapitalerhöhung zu schaffen, ist es notwendig, im ersten Schritt diese Maßnahme zu vollziehen. Nach den gesetzlichen Vorgaben ist eine Kapitalerhöhung nur dann möglich, wenn der Aktienkurs über dem Nennbetrag von 1,00 Euro liegt.

    PAION hatte sich ob der hoch negativen Reaktionen der Börse auf die Ankündigung des Kapitalschnitts überrascht gezeigt. Eigentlich kommen solche News an der Börse selten gut an. Warum waren Sie so überrascht?

    Siebert: Schauen Sie: Vor der Einberufung der außerordentlichen Hauptversammlung stand der Aktienkurs bei über 80 Cent. Im Anschluss ist er auf unter 50 Cent gefallen. Und dies, obwohl sich fundamental nichts geändert hat. Anhand zahlreicher Anfragen und Kommentare haben wir gesehen, dass es offenbar vielfach das Missverständnis gab, es handele sich um eine Herabsetzung des Kapitals und eine anschließende, entschädigungslose Einziehung der Anteile – also quasi eine Enteignung.

    Dies ist nicht der Fall! Einige Anleger haben hier offenbar unlimitiert in fallende Kurse hinein verkauft. Da das Handelsvolumen in der PAION-Aktie naturgemäß geringer ist als bei größer kapitalisierten Unternehmen, haben diese Verkäufe den Kurs stark unter Druck gesetzt. Inzwischen hat sich dies bereits wieder etwas relativiert. Ich möchte daher nochmals betonen: Die angekündigte Kapitalherabsetzung ist als umgekehrter Aktiensplit zu verstehen. Es verringert sich nur die Anzahl der Aktien.

    Bei PAION sind Kapitalerhöhungen seit Jahren an der Tagesordnung, wofür das Unternehmen auch bereits stark kritisiert wurde. An der Börse gehen viele davon aus, dass der geplante Kapitalschnitt nun definitiv eine weitere Kapitalerhöhung vorbereitet. PAION spricht dagegen nur von einer Möglichkeit einer Finanzierung über Eigenkapital. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass neue Aktien ausgegeben werden?

    Siebert: Wir arbeiten kontinuierlich und sorgfältig an unserer Unternehmensfinanzierung. Im Falle einer erfolgreichen Durchführung einer Kapitalherabsetzung werden Vorstand und Aufsichtsrat die zu diesem Zeitpunkt vorliegenden Handlungsoptionen sorgfältig abwägen. Wir schließen bewusst keine Finanzierungsform grundsätzlich aus.

    Welche konkreten Alternativen werden geprüft?

    Siebert: Wir prüfen derzeit die gängigen externen Finanzierungsoptionen, die für einen Mittelständler in Frage kommen. Natürlich spielt aber auch die Innenfinanzierung dabei eine Rolle. Sobald Dinge in diesem Zusammenhang hinreichend konkret sind, werden wir den Kapitalmarkt umgehend darüber informieren. Momentan ist dies aber nicht der Fall.

    In welcher Höhe besteht Kapitalbedarf im Unternehmen und für welche Bereiche?

    Siebert: Der kurzfristige Kapitalbedarf der PAION hängt von verschiedenen Faktoren ab. Je nachdem, welche Zuflüsse sich aus den Opportunitäten im operativen Geschäft ergeben, sehen wir einen Kapitalbedarf im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Unser Fokus gilt weiterhin dem Ausbau des kommerziellen Vertriebs für unsere Produkte, die bei ambulanter und im Krankenhaus durchgeführter Sedierung, Anästhesie sowie in der Intensivmedizin zum Einsatz kommen. Die finanziellen Mittel sollen dazu verwendet, die Vertriebsaktivitäten weltweit voranzutreiben.

    Wie sieht die aktuelle finanzielle Lage der PAION AG derzeit denn insgesamt aus? Wie haben sich vor allem die Umsätze mit Remimazolam 2022 entwickelt und welche Aussichten gibt es für 2023?

    Siebert: Wir sehen, dass nach Wegfall der Corona-Restriktionen die Vertriebsaktivitäten allmählich ihre Wirkung entfalten. Wir konnten im Jahr 2022 unseren Vertrieb insbesondere in den europäischen Zielmärkten weiter ausbauen und neue Kernmärkte erschließen. Im November ist es uns gelungen, eine Partnerschaft mit Viatris für unsere drei Produkte Remimazolam (Byfavo®), Eravacyclin (XERAVA®) und Angiotensin II (GIAPREZA®) für den Vertrieb in insgesamt sieben europäischen Zielmärkten zu schließen. In Taiwan hat unser Partner TTY Biopharm zwischenzeitlich die Marktzulassung für Remimazolam in der Kurzsedierung erhalten, während wir im April eine Exklusivlizenz mit Cristália für die Entwicklung und Vermarktung in Lateinamerika schließen konnten.

    Im Jahr 2023 werden wir uns zum einen darauf konzentrieren, unsere Kernmärkte in Europa noch stärker zu bearbeiten. Zum anderen werden wir die Vermarktung außerhalb Europas vorantreiben, da sehen wir noch großes Potential. Wir erhalten von Kunden sehr viele positive Rückmeldungen. Dazu darf ich Ihnen eine Anekdote erzählen: So war eine Krankenschwester völlig überrascht, dass sie bei der Anwendung von Remimazolam ihre Dokumentation noch längst nicht abgeschlossen hatte, und der Patient bereits unmittelbar nach der Behandlung wieder entlassen werden konnte. Diese Vorteile unserer Produkte müssen wir und unsere Partner noch stärker in den Markt tragen.

    Man kann es in der aktuellen finanziellen Lage von PAION durchaus kritisch sehen, dass große Vertriebsstrukturen für europäische Kernmärkte und damit Kosten aufgebaut werden, statt auch für diese Kernmärkte einen etablierten Vertriebspartner zu gewinnen wie jüngst mit Viatris für einige europäische Länder. Warum verfolgt PAION diesen Weg weiter?

    Siebert: Mit Blick auf die jeweiligen Märkte sowie die unterschiedlichen Anforderungen und Eintrittsbarrieren hat sich die Zusammenarbeit mit etablierten Partnern bisher durchaus bewährt. Im Zentrum dieser Entscheidung stellen wir die jeweiligen Kundenbedürfnisse, sodass wir unsere Produkte entsprechend zeitnah und mit der benötigten Expertise in den Markt einführen können.

    Wie müsste PAION denn reagieren, wenn die Finanzierungsbemühungen scheitern oder nicht das gewünschte Volumen einbringen?

    Siebert: Wie bereits erwähnt, prüfen wir derzeit sorgfältig mögliche Finanzierungsoptionen für unser Unternehmen. Dabei gehen wir Schritt für Schritt vor. Der nächste mögliche Meilenstein ist die Durchführung der Kapitalherabsetzung. Danach werden wir die zur Verfügung stehenden Möglichkeiten abwägen.

    Kommen wir noch einmal auf das Thema Personalien zurück: Im Zusammenhang mit dem plötzlichen, überraschenden Abgang von Jim Phillips war in den einschlägigen Börsenforen des Internets auch von „Flucht” die Rede. In der Tat konnte man diesen Eindruck gewinnen. Was sagt PAION dazu?

    Siebert: Das ist abwegig! Wie bereits erwähnt, hat Jim Phillips im gegenseitigen Einvernehmen mit der Gesellschaft die PAION AG verlassen, um sich nach eigenen Angaben zukünftig verstärkt humanitären Aufgaben widmen zu können. Wer Jim erlebt hat, weiß, mit wie viel Leidenschaft er bis zuletzt dabei war. Aber er hat eben für sich in einer schwierigen Lage entschieden, die Prioritäten in seinem Leben anders zu setzen, das sollten wir alle respektieren. In engem Austausch zwischen Aufsichtsrat und Vorstand wurde schnell eine Interimslösung gefunden. Das war wichtig und das ist gut gelungen. Im Namen des Vorstands kann ich sagen, dass wir von dem innovativen Produktsortiment überzeugt sind und auf dieser Basis weitere attraktive Zielmärkte in Angriff nehmen wollen. Hier sehen wir noch viel Potential.

    Sie sind bis zum 30. November 2023 als Nachfolger von Phillips zum Mitglied des PAION-Vorstands und Vorsitzenden des Vorstands bestellt worden. Was kommt danach?

    Siebert: Die gefundene Interimslösung gibt dem Aufsichtsrat ausreichend Zeit, um sich um die künftige Zusammensetzung des Vorstands zu kümmern. Die Entscheidung ist mir nicht schwergefallen, mich für die bestehende Interimslösung und das Amt des Vorstandsvorsitzenden bei der PAION zur Verfügung zu stellen. Ich habe über 30 Jahre Führungspositionen im Sales- und Marketingbereich in der Pharmabranche bekleidet und mich dabei vor allem mit der Entwicklung und Umsetzung zielgerichteter Marketing- und Sales-Strategien für den Krankenhaus- sowie Injektabila-Markt beschäftigt. Von daher bin ich überzeugt, dass ich der PAION in der jetzigen Situation im operativen Geschäft schnell helfen kann. Durch mein bisheriges Mandat im Aufsichtsrat kenne ich die Strukturen und das Team bei der PAION bereits sehr gut. Gemeinsam werden wir nun an der erfolgreichen Umsetzung der Unternehmensstrategie arbeiten.

    Wagen wir zum Abschluss doch noch einen Ausblick: Wo steht PAION Ihrer Meinung nach Ende November?

    Siebert: Wir sind überzeugt, dass wir die Vertriebsstrukturen in den bestehenden Märkten im Geschäftsjahr 2023 weiter ausbauen werden und gleichzeitig neue Zielmärkte mit unseren drei Kernprodukten erschließen können. Zugleich werden wir im weiteren Jahresverlauf Klarheit über die kurz- und mittelfristige Finanzierung der PAION schaffen.

    Dieses Interview ist eine Kooperation von wallstreet:online mit der Redaktion von www.4investors.de.


    Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte


    4investors
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Beim Börsenportal www.4investors.de, das vom Redaktionsbüro Stoffels & Barck betrieben wird, liegen die Schwerpunkte auf Mid- und Small Caps aus dem deutschsprachigen Raum. Der Entry Standard sowie Börsengänge (IPOs) und Notierungsaufnahmen werden besonders genau beobachtet. Eine Übersicht über Ratingmeldungen renommierter Banken und Analystenhäuser sowie externe Kolumnen zu Konjunktur- und Wirtschaftsthemen, zu Länderperspektiven und Rohstoffaspekten ergänzen die Informationspalette von www.4investors.de . Das Portfolio umfasst dabei rund 20 zumeist europäische Analystenhäuser und mehr als 50 Kolumnisten aus Europa und Übersee.
    Mehr anzeigen

    Verfasst von 4investors
    CEO Gregor Siebert im Gespräch PAION: Vertriebsaktivitäten entfalten „allmählich ihre Wirkung” Für PAION könnte das Jahr 2023 entscheidende Weichen stellen. Im Interview mit unserer Redaktion spricht CEO Gregor Siebert über die anstehenden wichtigen Meilensteine, unter anderem die Zusammenlegung der Aktien.