checkAd

    CEO Ladent im Interview  2217
    Anzeige
    Carbios: Lösungen für das Plastikmüll-Problem

    2022 und 2023 könnten wegweisende Jahre für Carbios und das Recycling von Plastikmüll sein. Im Interview mit unserer Redaktion spricht Emmanuel Ladent, CEO des Unternehmens, über die Pläne für die nächsten Jahre.

    Nur ein geringer Prozentsatz des weltweit anfallenden Plastikmülls wird recycelt. Mit einem neuen Verfahren will Carbios dies ändern und hat namhafte Partner für sein Recyclingverfahren gefunden - unter anderem Nestle, PepsiCo und Puma. Das Jahr 2022 und der bisherige Jahresverlauf brachten dem französischen Unternehmen wichtige Fortschritte. Carbios-CEO Emmanuel Ladent verrät im Interview, wie es nun weiter gehen soll und warum 2025 ein besonderes Jahr für die Gesellschaft werden könnte.

    Carbios als Plastik-Recyclingunternehmen hat bereits einige Aktionäre aus Deutschland, dürfte bei den meisten Anlegern hierzulande aber trotzdem noch recht unbekannt sein. Wie sieht der Markt aus, den Carbios bedienen will, und welche Rolle spielt dabei ihr enzymbasiertes Verfahren?

    Ladent: Carbios, ein französisches, an der Euronext Growth Paris (Ticker: ALCRB) gelistetes Cleantech-Unternehmen, ist ein Pionier in der Entwicklung und Industrialisierung von biologischen Verfahren zum Abbau und Recycling von Plastik.

    Plastik ist aus unserem modernen Leben nicht mehr wegzudenken. Dafür werden weltweit pro Jahr über 350 Millionen Tonnen Plastik, hauptsächlich aus fossilen Rohstoffen produziert. Fast in jedem Bereich unseres Alltags finden sich Produkte aus Plastik – angefangen bei unserer Kleidung, Schuhen, über Verpackungen von Lebensmitteln, Kosmetika und Arzneimitteln bis hin zu Haushaltsgeräten. Trotzdem werden nur ca. 14 Prozent des Plastikabfalls wiederverwertet.

    Der Rest wird entweder verbrannt, landet auf Deponien oder in der Natur und unseren Ozeanen. Darüber hinaus sind die zugrundeliegenden Rohstoffe einfach viel zu wertvoll und vor allem endlich. Wir brauchen eine Lösung, die es uns erlaubt, den größten Teil der eingesetzten Materialien zurückzugewinnen, um damit neue Produkte zu erschaffen – also eine zirkuläre Plastikwirtschaft und das ist unser Ziel.

    Die dafür eingesetzten Verfahren müssen einfach in der Handhabung und kosteneffizient sein. Das eingesetzte Material muss möglichst verlustfrei und in höchster Qualität wiedergewonnen werden können. Mit den von uns entwickelten Technologien eines 100prozentig enzymbasierten biologischen Recyclings können wir das.

    Wir haben einen Ansatz entwickelt, mit dem man alle Arten von PET-haltigen Kunststoffabfällen ohne Qualitätsverluste fast endlos recyceln kann. Das Verfahren, unter einfachsten industriellen Bedingungen (wasserbasierter Prozess bei niedrigen Temperaturen und atmosphärischen Bedingungen, ohne Lösungsmittel), ist extrem nachhaltig. Das Ergebnis sind Granulate aus Monomeren, deren Reinheit mit der Qualität von Ausgangskomponenten aus Erdöl vergleichbar ist und nahtlos als „Plug&Play“ in 95 Prozent der bestehenden PET-Herstellungsprozesse verwendet werden können.

    Welche Arten von Kunststoffen kann Ihre Technologie effektiv abbauen? Gibt es dabei irgendwelche potenziell gefährlichen Nebenprodukte oder Abfallstoffe?

    Ladent: Wir bieten heute zwei konkrete Lösungsansätze für die nachhaltige Verringerung von Plastikmüll an: Ein auf unserer proprietären Technologie basiertes enzymatisches Verfahren für das biologische Recycling von PET (Polyethylenterephthalat), der zweithäufigsten heute gebrauchten Plastiksorte, sowie ein natürliches Additiv, ebenfalls ein Enzym, das dem Produktionsprozess von Verpackungsmaterial aus PLA (Polylactide, Polymilchsäure) beigemischt wird und dieses unter normalen Umweltbedingungen zu 100 Prozent kompostierbar macht – ohne eine Ökotoxizität oder irgendwelche Rückstände.

    In jüngster Zeit hat die Pyrolyse als Recyclingverfahren stark von sich Reden gemacht. Wie unterscheidet sich die Carbios-Technologie von derartigen Ansätzen zur Kunststoffzerlegung?

    Ladent: Die heute am häufigsten angewandte Methode des Recyclings von Plastikabfällen ist das mechanische Zerkleinern der gesammelten und vorsortierten Plastikabfälle, die dann wieder eingeschmolzen werden, um neues Kunststoffgranulat herzustellen. Aufgrund von Verunreinigungen und prozessbedingt führt das mechanische Recycling in Bezug auf Bruchfestigkeit, Temperaturbeständigkeit oder Farbe zu geringeren technischen Eigenschaften des wiedergewonnenen Rohstoffs, der nicht mehr für den Einsatz in allen Marktsegmenten geeignet ist. Die Anzahl der Recycling-Zyklen ist bei dem sogenannten mechanischen Recycling begrenzt.

    Neben den qualitativen Nachteilen ist dieses Verfahren mit hohen Kosten verbunden, da das Ausgangsmaterial vorab streng zum Beispiel nach Farben, Beschaffenheit und Zusammensetzung sortiert werden muss und das Verfahren energieintensiv ist.

    Ladent: Bei der von Ihnen erwähnten Pyrolyse handelt es sich um eine chemische Methode des Recyclings bei der Plastikabfälle in Abwesenheit von Sauerstoff erhitzt werden, so dass sie nicht verbrennen, sondern thermisch gespalten werden. Dabei gilt: Je höher die Temperatur im Reaktor, desto kleiner die Moleküle, die entstehen. Man muss also die Zersetzung auf einer Stufe stoppen, bei der man noch brauchbare Kunststoff-Bausteine erhält. Der Prozess läuft bei Temperaturen von ca. 350 bis 450 Grad Celsius ab und ist stark abhängig von der Zusammensetzung des Plastikabfalls. Damit kommen wir, neben den hohen Energiekosten, bereits zu einer der größten Herausforderungen dieser Methode – der Prozess muss für jeden Standort oder für jeden Plastikabfall individuell eingestellt werden, um die optimale Temperatur für den Pyrolyseprozess an die regionale Zusammensetzung des Plastikmülls anzupassen.

    Enzymbasierte Verfahren werden auch an anderer Stelle erforscht. Befürchten Sie deutlich wachsende technologische Konkurrenz im Sektor?

    Ladent: Ja, es gibt eine ganze Reihe an Forschungsgruppen, die an enzymbasierten Lösungen arbeiten. Allerdings darf man nicht vergessen, dass die Arbeit mit Enzymen eine höchst komplexe Angelegenheit ist und auf gar keinen Fall trivial. Es sind endlose Versuche notwendig, bis man zum einen das Enzym identifiziert und in seiner Leistung optimiert hat.

    Im nächsten Schritt muss man eine passende Zelllinie oder ein Bakterium finden, mit dem man das Enzym im industriellen Maßstab herstellen kann. Wir haben für die Identifizierung und Optimierung unseres Enzyms alles in allem ca. 10 Jahre gebraucht und erreichen heute eine Produktionsausbeute von 90 Prozent, mit dem Ziel, diese noch auf 95 Prozent zu verbessern.

    Wir denken, wir haben immer noch einen Technologievorsprung von vielen Jahren. Wir sind klar Technologieführer im enzymatischen Recycling von PET. Wir arbeiten auch sehr eng mit verschiedenen Forschungsgruppen zusammen, um unter anderem weitere Enzyme für zusätzliche Plastiksorten zu entwickeln. Erst im Dezember 2022 waren wir Gastgeber des weltweit ersten PET-Biorecycling-Gipfels in Paris. An der Veranstaltung nahmen über 100 Teilnehmer aus Wissenschaft, Akademie und Industrie aus 10 verschiedenen Ländern, darunter Nordamerika, Großbritannien, Japan und Deutschland teil, um sich über die Fortschritte im Bereich des biologischen Recyclings und Strategien zur Markteinführung dieser Innovationen zur Etablierung einer echten Kreislaufwirtschaft auszutauschen.

    Rund ein Jahr ist unser letztes Interview her. Was ist seitdem bei Carbios operativ Wichtiges passiert, was wird operativ in diesem Jahr noch passieren?

    Ladent: Das letzte Jahr war für Carbios wirklich ein außergewöhnliches Jahr, in dem wir in der Vorbereitung der weltweiten Kommerzialisierung unserer Biorecycling-Technologie große Fortschritte gemacht haben. Gemeinsam mit unseren Industriepartnern Indorama, Novozymes und Technip Energies haben wir den Grundstein für den Bau der weltweit ersten industriellen Biorecycling-Anlage mit einer Kapazität von 50.000 Tonnen PET-Abfall pro Jahr gelegt, was 2 Milliarden Flaschen oder 2,5 Milliarden Lebensmittelschalen entspricht.

    Mit Novozymes verbindet uns eine exklusive langfristige Partnerschaft, die die Produktion und Lieferung von Carbios´ patentrechtlich geschützten PET-abbauenden Enzymen im kommerziellen Maßstab für unsere erste industrielle Anlage sowie für unsere zukünftigen Lizenznehmer sicherstellt. Eine weitere Vereinbarung mit Citeo ist die erste, die für die Lieferung von PET-Abfällen in Form von Bechern und Schalen über die nächsten acht Jahre sorgt.

    Neben dem Betrieb unserer eigenen Anlage ist die Lizenzvergabe an Partner ein weiteres wichtiges Ziel auf dem Weg zur Kommerzialisierung unserer Recycling-Technologie. Mit der Fertigstellung unserer Lizenzdokumentation auf Basis der Daten, die wir aus dem erfolgreichen laufenden Betrieb in unserer Demonstrationsanlage in Clermont-Ferrand gewonnen haben, haben wir auch hier einen zentralen Meilenstein erreicht. Mit diesem Dokument können wir unseren Lizenznehmern nun die notwendigen Informationen für zukünftige Industrieanlagen zur Verfügung stellen.

    Es bildet damit den Ausgangspunkt für den Abschluss von Lizenzverträgen. Vom Technologiehandbuch mit der Zusammenfassung der technischen Informationen bis zur Projektentwicklung sowie dem Prozessbuch erhalten künftige Lizenznehmer von Carbios alle Unterlagen, die für die Planung, die Materialbeschaffung, den Bau und den Betrieb ihrer PET-Biorecycling-Anlagen unter Einhaltung strenger Gesundheits-, Sicherheits- und Umweltstandards (HSE) und Gewährleistung höchster Produktqualität notwendig sind. Erste Lizenzvereinbarungen erwarten wir bereits für das Jahr 2024.

    2025 soll Ihre kommerzielle Anlage in Betrieb gehen. Liegt das Projekt im Plan, oder gefährden z.B. Lieferketten-Engpässe den Zeitplan und steigende Kosten z.B. für Energie die ökonomischen Kalkulationen?

    Ladent: Mit der Planung und der Finanzierung liegen wir voll im Zeitrahmen. Erst vorletzte Woche haben wir die Unterzeichnung einer nicht-bindenden Absichtserklärung zur Gründung eines Joint Ventures für den Bau unserer kommerziellen Anlage in Longlaville, Frankreich, mit unserem langjährigen Partner Indorama Ventures Public Company Limited (IVL), dem weltweit führenden Chemieproduzenten, bekannt gegeben.

    Indorama Ventures plant, etwa 110 Millionen Euro in Form von Eigenkapital und einem nicht konvertierbaren Darlehen zu investieren, vorbehaltlich der endgültigen technischen Dokumentation und der abschließenden wirtschaftlichen Machbarkeitsstudien. Darüber hinaus bestätigt Indorama Ventures vorbehaltlich des erfolgreichen Verlaufs des Longlaville-Projekts seine Absicht, unsere Recycling-Technologie auf zahlreiche andere PET-Standorte auszudehnen, um zukünftige Entwicklungen zu ermöglichen.

    Neben der Vereinbarung mit Indorama wird der Bau auch mit einer Finanzierung in Höhe von 30 Millionen Euro vom französischen Staat über France 2030 und vorbehaltlich der Ratifizierung durch die Europäische Kommission mit 12,5 Millionen Euro von der Region Grand-Est unterstützt. Im Dezember 2022 haben wir den Genehmigungsantrag für die Anlage eingereicht und erwarten, dass diese bis zum dritten Quartal 2023 erteilt wird, so dass wir mit dem Bau Ende 2023 beginnen können. Die Inbetriebnahme der Anlage ist für 2025 geplant.

    Carbios hat bereits einige namhafte Partner gewinnen können, die teils auch mit eigenen Aktienpaketen am Unternehmen beteiligt sind. Was ist im Bereich Kooperationen für 2023 zu erwarten?

    Ladent: Starke Partnerschaften sind notwendig und entscheidend für den Erfolg unseres Geschäftes, die Etablierung unserer Technologien und den Aufbau einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft. Die Nachhaltigkeits- und Umweltverpflichtungen unserer Markenpartner sind wichtige Faktoren, die die Technologie von Carbios vorantreiben.

    Zusätzlich zu unserem bereits bestehenden Verpackungskonsortium mit L´Oréal, Nestlé Waters, PepsiCo und Suntory Beverage & Food Europe zur gemeinsamen Entwicklung einer nachhaltigen Industrielösung für 100 Prozent recycelbares lebensmitteltaugliches PET für die Lebensmittel- und Kosmetikindustrie, haben wir unsere Markenkooperationen mit Unternehmen aus der Sport- und Freizeitindustrie erweitert. Im Juli 2022 gründete Carbios ein Konsortium mit On, Patagonia, Puma und Salomon für das Recycling von Polyesterfasern, die in Kleidung und Ausrüstung enthalten sind.

    Im Februar 2023 haben wir auch die PVH Corp. in dieses Konsortium aufgenommen, zu der Marken wie Tommy Hilfiger und Calvin Klein gehören. Mit diesen Partnern wollen wir die Verfügbarkeit von hochwertigen recycelten Kunststoffen und Fasern erhöhen und die Idee der geschlossenen Kreislaufwirtschaft in industriellem Maßstab mit dem Biorecycling-Verfahren von Carbios beweisen.

    Die Mitglieder des Konsortiums werden Ausgangsmaterial in Form von z. B. Unter-, Sport- und Freizeitbekleidung sowie Schuhen liefern und daran arbeiten, neue Produkte aus r-PET-Fasern von Carbios zu entwickeln, die mit dem Biorecycling-Verfahren von Carbios hergestellt werden. Auch im Jahr 2023 arbeiten wir am Ausbau unserer industriellen und kommerziellen Partnerschaften.

    Am 22. Juni steht die jährliche Hauptversammlung bei Carbios an. Neben üblichen Themen und einigen Personalien geht es unter anderem auch um Vorratsbeschlüsse für die Ausgabe neuer Aktien. Ende 2022 verfügte Carbios über rund 100 Millionen Euro an Cash, ist beim operativen Cashflow mit -22 Millionen Euro aber deutlich in den roten Zahlen. Benötigt Carbios neues Kapital - wenn ja, wann und in welcher Höhe?

    Ladent: Die benötigten Gesamtinvestitionen für unsere industrielle Anlage wurden nach erneuter Bewertung, inklusive der Auswirkungen der Inflation, auf rund 230 Millionen Euro geschätzt. Die Kosten werden durch die von Indorama Ventures mobilisierten Mittel, die für das Projekt zur Verfügung stehenden Subventionen des französischen Staates und der Region Grand-Est sowie durch die Kapitalbeteiligung von Carbios an dem Joint Venture finanziert.

    Ein Teil des von Carbios in das Joint Venture eingebrachten Eigenkapitals wird durch die derzeitigen Barmittel von Carbios finanziert (d. h. 86 Millionen Euro zum 30. April 2023). Um dies zu finanzieren und unser Technologieportfolio auf andere für die Industrie interessante Polymere auszubauen, stellen wir auf der kommenden Hauptversammlung unseren Aktionären eine Reihe von Finanzierungsmöglichkeiten zur Abstimmung.

    Diese sind gemäß der Vorgabe von ISS und anderen Proxy-Advisorn nicht akkumulierbar und dürfen im Falle des Ausschlusses des Bezugsrechts der Aktionäre 10 Prozent (mit bevorzugtem Zeichnungsrecht der Aktionäre 20 Prozent) des Grundkapitals nicht überschreiten. Wir wollen damit zum einen den Vorrang unserer Aktionäre bei möglichen Finanztransaktionen respektieren und uns zum anderen je nach Marktlage oder Möglichkeit die Flexibilität in der Auswahl des besten Finanzinstruments erhalten.

    Dabei kommen uns hochqualifizierte interne Ressourcen sowie die Finanzmarktexpertise von Alen Vukic als CFO von Copernicus Wealth Management, zugute. Alan ist einer unserer langjährigen Hauptaktionäre, der sich auf der anstehenden Hauptversammlung für die Position des Zensors (Board Observer) des Unternehmens zur Wiederwahl stellen wird. Er ist bereit, in seiner Rolle als Zensor Carbios mit seinem Wissen und seinem Know-How bei zukünftigen Finanztransaktionen zu unterstützen, trotz aller Einschränkungen hinsichtlich Copernicus‘ Anlageflexibilität.

    Stolz sind wir auch über die Ernennung der neuen unabhängigen Mitglieder des Aufsichtsrates. Die neuen Aufsichtsratsmitglieder verfügen über eine große Erfahrung in verschiedenen Branchen, darunter Mode, Einzelhandel und Energie, sowie im Change Management in wachstumsstarken Märkten und Sektoren auf der ganzen Welt. Dies wird uns bei unseren künftigen strategischen Entscheidungen auf dem Weg zur Industrialisierung unserer Technologien enorm unterstützen. Darüber hinaus konnten wir mit der Ernennung unsere CSR-Ziele bereits vor dem ursprünglich für 2024 vorgesehenen Termin erreichen. Im neuen Carbios-Aufsichtsrat werden 33 Prozent Frauen und insgesamt 64 Prozent unabhängige Mitglieder vertreten sein.

    Auffällig bei der Carbios-Aktie ist der sehr hohe Free-Float von mehr als 80 Prozent. Aus welchen Ländern stammen die Aktionärsgruppen vor allem? Wie international ist ihr Free-Float?

    Ladent: Wir sind mit unserer Aktionärsstruktur und dem Freefloat sehr zufrieden. Mit BOLD (Business Opportunities for l’Oréal Development SASU), Compagne Générale des Ètablissements Michelin SCA, Copernicus Wealth Management S.A., L‘Occitane International S.A. und Truffle Capital SAS haben wir sehr erfahrene strategische Investoren an Bord.

    Sie stehen uns seit vielen Jahren auf der einen Seite mit ihren Kenntnissen der von uns adressierten Märkten und auf der anderen Seite mit ihrer enorme Finanz- und Investitionserfahrung in der entscheidenden Phase der Industrialisierung unserer Technologie zur Seite.

    Darüber hinaus verfügen wir neben vielen anderen, hauptsächlich in Frankreich ansässigen Beteiligungen, mit der Swedbank Robur (Schweden), Degroof Petercam (Belgien), Fidelity International und Blackrock (UK) sowie Acatis und 10xDNA (Deutschland) über bedeutende langfristige internationale institutionelle Investoren. Unser hoher Freefloat von über 80 Prozent spricht für eine hohe Liquidität der Aktie und setzt sich hauptsächlich aus institutionellen und privaten Anlegern aus Frankreich und, aufgrund unserer Industrieausrichtung, Kontinentaleuropa zusammen.

    Die Carbios-Aktie hat sich von ihrem Tief aus dem vergangenen Jahr zwar deutlich erholt, zugleich liegt der Aktienkurs aber weiter klar unter den Kursen aus dem Februar 2021. Wie zufrieden sind Sie mit der Bewertung des Unternehmens durch die Börse?

    Ladent: Die augenblickliche Lage am Finanzmarkt ist nicht einfach. Externe Faktoren wie der andauernde Krieg in der Ukraine, die aktuelle Inflation mit der entsprechenden Zinsentwicklung und ein allgemein unsicheres Wirtschaftsumfeld haben zu höheren Risikoabschlägen in der Bewertung geführt, die vor allem kleinere Unternehmen treffen. Vor dem Hintergrund hat sich unsere Aktie sehr gut entwickelt.

    Seit dem Tiefstand vom 7. Oktober 2022 hat die Carbios Aktie trotz des beschriebenen Sentiments einen Kursgewinn von 103 Prozent zu verzeichnen (Carbios Schlusskurs 12. Juni 2023) und übertrifft damit den EU Stoxx 600 Index, der in der gleichen Zeit um 21 Prozent gestiegen ist sowie den BPI Index (French Innovation Index), der in dieser Zeit mit nur 3 Prozent fast unverändert blieb. Die Analysten von Bryan Garnier, Oddo BHF, Kepler und Gilbert Dupont sehen hier mit einem geschätzten fairen Wert der Aktie von im Durchschnitt 52,00 Euro ein weiteres Kurspotenzial von knapp 35 Prozent (Carbios Schlusskurs vom 12. Juni).

    Eine abschließende Frage: Wo steht Carbios im Juni 2025?

    Ladent: Wir arbeiten hart an der Realisierung unserer strategischen Ziele. Dazu gehören die Kommerzialisierung unserer PET-Biorecycling-Technologie und die Etablierung unseres Geschäftsmodells basierend auf drei Einnahmequellen: (1) Vorabzahlungen und Lizenzgebühren aus der Lizensierung unserer PET-Recyclingtechnologie, (2) Lizenzgebühren aus dem Verkauf unserer proprietären Enzyme durch Novozymes direkt an die Hersteller, die die Technologie von Carbios nutzen sowie (3) Lizenzgebühren aus der Prämie, die Hersteller aus dem Verkauf von Produkten aus biorecyceltem PET erwirtschaften.

    Ein weiteres Ziel ist der Bau der weltweit ersten industriellen PET-Biorecycling-Anlage in Longaville, Frankreich zusammen mit unserem Partner Indorama, die 2025 fertiggestellt werden soll. Diese Anlage wird als Blueprint für weitere Betriebe dienen und die Implementierung einer 100prozentigen Kreislaufwirtschaft in der Plastikindustrie beschleunigen - zum Wohl unserer Aktionäre und der Umwelt.

    Dieses Interview ist eine Kooperation von wallstreetONLINE mit der Redaktion von www.4investors.de.


    Diskutieren Sie über die enthaltenen Werte


    4investors
    0 Follower
    Autor folgen
    Mehr anzeigen
    Beim Börsenportal www.4investors.de, das vom Redaktionsbüro Stoffels & Barck betrieben wird, liegen die Schwerpunkte auf Mid- und Small Caps aus dem deutschsprachigen Raum. Der Entry Standard sowie Börsengänge (IPOs) und Notierungsaufnahmen werden besonders genau beobachtet. Eine Übersicht über Ratingmeldungen renommierter Banken und Analystenhäuser sowie externe Kolumnen zu Konjunktur- und Wirtschaftsthemen, zu Länderperspektiven und Rohstoffaspekten ergänzen die Informationspalette von www.4investors.de . Das Portfolio umfasst dabei rund 20 zumeist europäische Analystenhäuser und mehr als 50 Kolumnisten aus Europa und Übersee.
    Mehr anzeigen

    Weitere Artikel des Autors


    Verfasst von 4investors
    CEO Ladent im Interview Carbios: Lösungen für das Plastikmüll-Problem 2022 und 2023 könnten wegweisende Jahre für Carbios und das Recycling von Plastikmüll sein. Im Interview mit unserer Redaktion spricht Emmanuel Ladent, CEO des Unternehmens, über die Pläne für die nächsten Jahre.

    Disclaimer