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    Jonas Enderlein im Interview  5873
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    Solutiance AG: “Mit zweistelligen Wachstumsraten in Richtung Profitabilität“

    Solutiance bietet technologiebasierte Services für den Betrieb von Immobilien an.

    Dabei erhalten Eigentümer und Betreiber im Rahmen des sog. Smartsourcings nicht nur Services vor Ort, sondern auch ein digitales Abbild (Digital Twin) ihres Bestandes, das sie über die SaaS-Lösung des Unternehmens einsehen können. Vorstand und CEO Jonas Enderlein im Interview.

    Im aktuellen Vorstandsinterview thematisiert Jonas Enderlein, Vorstand und CEO der Solutiance AG, den Weg zum Break Even, inwiefern die aktuellen Herausforderungen der Immobilienbranche eine Chance für Solutiance sind, sowie die weitere strategische Ausrichtung des Unternehmens.

    Die Solutiance AG ist ja noch ein recht kleines Unternehmen, dass viele unserer Leser wahrscheinlich noch nicht kennen. Können Sie das Unternehmen bitte kurz vorstellen?

    Die Solutiance AG ist ein Smartsourcing-Anbieter für den Betrieb von Immobilien. Eigentümer und Betreiber großer Immobilienportfolios können in bisher zwei Bereichen technologiebasierte Service-Leistungen bei uns einkaufen, die wir mithilfe unserer Softwareplattform erbringen. Das führt nicht nur zu Transparenz und Effizienz in den Prozessen bei der Leistungserbringung – wir erstellen im Rahmen unserer Services auch ein digitales Abbild (Digital Twin) der jeweiligen Bereiche der Immobilie. Mit jeder unserer Leistungen wird dieses Abbild dann aktualisiert. Dadurch wissen unsere Kunden immer, wo die Herausforderungen in ihren Beständen liegen, können Risiken minimieren und Budgets zielgerichtet einsetzen.

    In welchen Feldern des Immobilienbetriebs ist Solutiance tätig?

    Bisher erstreckt sich unser Leistungsspektrum über zwei Bereiche des Immobilienbetriebs. Beim „Betreiberpflichten-Controlling“ überwachen wir für unsere Kunden und deren Dienstleister, ob Wartungen und Prüfungen technischer Anlagen durchgeführt und dokumentiert werden. Wenn das ausbleibt, ergibt sich für Eigentümer und Betreiber ein rechtliches Risiko. Bußgelder, die Schließung von Standorten und, wenn Menschen gefährdet werden, sogar Freiheitsstrafen sind denkbar. Außerdem sind bei vielen Immobilientransaktionen Kaufpreiseinbehalte wegen unvollständiger Dokumentation die Regel. Wer all das vermeiden will, arbeitet mit uns.

    Wir bauen einen digitalen Zwilling der Immobilie und all ihrer technischen Anlagen. Dazu ziehen wir die Dokumentation in unsere Plattform und nehmen alle Anlagen vor Ort mit unserer mobilen App auf. Dann bestimmt ein Algorithmus auf Basis verschiedener Eckdaten von Anlage und Immobilie welche Pflichten gelten. Auf Basis der Dokumentation kann dann per Mausklick ermittelt werden, wo die Defizite liegen und Dienstleister und Kunde handeln müssen, um ihre gesetzlichen Betreiberpflichten zu erfüllen. Daran erinnern wir im Zuge unseres Monitorings dann immer wieder, damit die Warnung nicht untergeht. Wenn sich die Rechtslage ändert, können wir die Veränderung direkt über die Plattform auf alle Anlagen deutschlandweit anwenden.

    Unser zweiter Bereich ist „Dachmanagement 4.0“. Hier agieren wir sozusagen als deutschlandweiter High-Tech-Dachdecker. Im ersten Schritt erstellen wir wieder ein digitales Abbild, diesmal des Daches, nehmen 360°-Bilder auf, die einen virtuellen Rundgang erlauben. Außerdem legen wir einen digitalen Bauteilkatalog an und nehmen Schäden fotografisch auf, die wir dann mit GPS verorten.

    Dann kommt unser deutschlandweites Partnernetzwerk an Dachdeckerbetrieben zum Einsatz, das für unsere Kunden Wartungen, Reparaturen und Prüfungen durchführt. Unsere Partner bekommen eine mobile App von uns, mit der sie ihre Leistungen im Handumdrehen dokumentieren können. Die Informationen wandern dann wieder in die Plattform, dienen uns zur Abnahme der jeweiligen Leistung und aktualisieren das digitale Abbild des Daches. Unsere Kunden haben so immer komplette Transparenz über den Instandhaltungsrückstau und können je nach Anforderung auf einen einzelnen Schaden, oder aber in der Vogelperspektive auf den ganzen Bestand schauen. Dann setzen wir die gewünschte Instandhaltungsstrategie mit unseren Kunden um. Statt mit mehreren Dachdeckerunternehmen in unterschiedlichen Regionen zu arbeiten, die alle unterschiedlich arbeiten und dokumentieren, arbeiten unsere Kunden dabei nur noch mit uns als zentralem Anbieter in der Mitte.

    Das heißt Sie bieten Service und Technologie aus einer Hand?

    Ja, denn nur so können wir die Herausforderungen unserer Kunden wirklich nachhaltig lösen. Viele Serviceanbieter im Immobilienbetrieb arbeiten mit veralteter Software, oder gar analog, was sich nicht nur auf die Effizienz, sondern auch auf die Transparenz für ihre Kunden auswirkt. Darüber hinaus bilden diese Unternehmen auch den kompletten Betrieb der Immobilie ab und spezialisieren sich nicht auf einzelne Gewerke, wodurch viele Potenziale auf der Strecke bleiben. Software allein hilft an dieser Stelle nicht weiter, weil die Prozesse fehlen, um sie sauber zu bedienen, damit die Daten dann auch brauchbar sind, um die richtigen Entscheidungen abzuleiten.

    Viele Unternehmen haben sich hier die Finger verbrannt und bezahlen teure Lizenzkosten für eine Software, die ihren Mehrwert nie entfalten konnte, während sie mit den bestehenden Problemen weiterkämpfen. Software braucht einheitliche Prozesse, ansonsten schafft sie keinen Mehrwert. Deswegen bieten wir beides aus einer Hand, damit beides kompatibel miteinander ist und wir alle Effizienzpotenziale heben können - Potenziale, die die Branche heben muss, wenn sie angesichts des Fachkräftemangels handlungsfähig bleiben will.

    Unser Produktportfolio werden wir sukzessive, Gewerk für Gewerk, auf die gesamte Immobilie erweitern, sobald wir nachhaltig positive Zahlen schreiben.

    Wann wird die Solutiance AG denn profitabel werden?

    Wir haben im dritten Quartal dieses Jahres bereits eine „rote Null“ geschrieben. Im vierten Quartal möchten wir dann das erste schwarze Quartal erreichen. Über das ganze Jahr hinweg werden wir aber erst 2024 schwarze Zahlen schreiben. Dabei kann es gut sein, dass das erste Quartal 2024 nochmal rot wird, weil wir wetterbedingt unter Umständen weniger Reparaturen im Bereich Dachmanagement 4.0 ausführen können. Das holen wir über den Rest des Jahres aber wieder raus, sodass wir das Jahr 2024 aller Voraussicht nach mit einem kleinen Plus abschließen werden. Gleichzeitig entwickeln wir unsere Technologieplattform immer weiter, um noch mehr Bereiche komplett zu automatisieren und damit noch skalierbarere Geschäftsprozesse zu schaffen.

    Für 2023 werden wir unser Umsatzziel aller Wahrscheinlichkeit auch erreichen und einen Sprung von knapp 2,9 Millionen Euro auf über 5 Millionen Euro erreichen. Aus meiner persönlichen Sicht spiegelt die jetzige Bewertung von etwa 10 Millionen unser Potenzial als stark wachsendes Technologieunternehmen nicht wider.

    Mit dem Thema Fachkräftemangel haben Sie ein Kernproblem der Immobilienbranche angesprochen, die ja gerade vor einer Vielzahl von Herausforderungen steht. Hat dies einen Einfluss auf Solutiance?

    Die Branche kämpft, nach einem langen Zeitraum, in dem es immer nur bergauf ging, jetzt mit steigenden Zinsen, dem Fachkräftemangel und auch, zumindest hierzulande, mit einem gewissen Maß an regulatorischer Unsicherheit, wenn man an die Diskussionen über Mietendeckel oder Auflagen im Zusammenhang mit der Erreichung von Klimazielen denkt.  Wir haben unseren Auftragseingang in dieser Zeit noch weiter steigern können und in Q3 einen neuen Rekordwert von 1.741 TEUR aufgestellt.

    Seit nun sieben Quartalen in Folge wachsen wir trotz all dieser Herausforderungen der Branche stabil. Gerade in Krisenzeiten, wünschen sich viele Immobilienunternehmen einen zuverlässigen Partner, der Probleme für sie löst und damit eine immer dünner werdende Personaldecke entlastet. Darüber hinaus haben viele Unternehmen in der Niedrigzinsphase Immobilien in hoher Frequenz an- und verkauft, teilweise ohne den genauen Instandhaltungsrückstau zu kennen. Nun sind die Transaktionen eingebrochen und diese Immobilieneigentümer müssen sich mit ihren Beständen auseinandersetzen.

    Der effiziente und zielgerichtete Einsatz von Budgets wird wichtiger. Darüber hinaus ist das Dach für viele Eigentümer von einem häufig vernachlässigten Bauteil zu einem wichtigen, potenziellen Werkzeug für die Energiegewinnung geworden. Damit es dafür nutzbar wird, muss es in gutem Zustand sein und regelmäßig gewartet werden. Hier möchten wir unseren Kunden in Zusammenarbeit mit spezialisierten Partnern zukünftig auch Leistungen anbieten. Wir sehen deshalb zurzeit keinen Grund, warum die Nachfrage nachlassen sollte.

    Und wie gewinnen Sie in diesen schwierigen Zeiten Fachkräfte?

    Da, bis auf die Erfassung von Dächern und Gebäuden, jeder Arbeitsschritt in unserer Wertschöpfungskette in unserer Plattform stattfindet, arbeiten wir fast 100% remote. So können beispielsweise die Dachdecker, die die Leistungen unserer Dachdeckerpartner kalkulieren und abnehmen, bequem von Schreibtisch aus arbeiten. Auch unsere Anlagentechniker, die das digitale Anlagenmodell der Immobilie bauen, arbeiten komplett am PC.

    Durch unser Angebot erreichen wir Menschen mit starkem „Know-How“, die aber aus unterschiedlichsten Gründen nicht mehr aufs Dach oder auf Montage wollen oder können. Fachkräfte aus dem IT-Bereich gewinnen wir durch gute Beziehungen zum Hasso-Plattner-Institut, in dessen unmittelbarer Nähe sich unser Firmensitz befindet und wo viele unserer Developer und auch ich studiert haben.

    Kommt in der von Ihnen entwickelten Softwareplattform auch künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz?

    Wir unterstützen unsere Mitarbeiter bereits an verschiedenen Stellen der Wertschöpfungskette mit automatisierten Vorschlägen, die wir auf Basis bestehender Daten mithilfe von „Machine Learning“-Algorithmen generieren. Die finale Entscheidung trifft aber immer der Mitarbeiter, weil wir für unsere Arbeit eine hohe Genauigkeit brauchen. Dies verkürzt aber die Eingabe von Daten und erhöht somit die Skalierbarkeit des jeweiligen Geschäftsprozesses. Außerdem haben wir damit begonnen, unsere wachsende Datenbasis zu Dächern und deren Instandhaltungsrückstau mithilfe von Forecasting-Algorithmen für unsere Prognosen im Bereich Dachmanagement 4.0 einzusetzen.

    Für immer mehr Investoren spielt ja auch das Thema ESG eine große Rolle. Auch Immobilienunternehmen setzen sich ambitionierte Ziele. Wie reagieren Sie darauf?

    Im Bereich Dachmanagement 4.0 sorgen wir jetzt schon dafür, dass etliche Anfahrten zur Immobilie durch Dienstleister wegfallen, weil allen Stakeholdern die notwendigen Informationen im Vorfeld zur Verfügung stehen. Wenn Budgets am Jahresende nicht nach Gießkannenprinzip aufgebraucht, sondern gezielt an den richtigen Stellen eingesetzt werden können, profitieren Kunde und Umwelt gleichermaßen. Zudem werden etwaige Gefahren durch Instandhaltungsrückstau im Rahmen regelmäßiger Dachwartungen aufgedeckt und frühzeitig behoben.

    Im Bereich Betreiberpflichten-Controlling, decken wir Lücken in Dokumentation und Wartungs- bzw. Prüfungsmanagement auf. Dies, sowie die schnelle und fristgerechte Behebung von Mängeln, kann die Lebensdauer technischer Anlagen erhöhen und sorgt in der Kette von Dienstleister bis Eigentümer für ein höheres Maß an Transparenz und Sicherheit.

    Zudem streben wir nach nachhaltiger Erreichung der Profitabilität auch selbst CO2-Neutralität an und werden auch daran arbeiten, unseren Kunden Angebote zur Kompensation der von uns für sie erbrachten Leistungen zu machen, die wir, wahrscheinlich als einziger Anbieter im Markt, überhaupt in dafür angemessenem Detailgrad erfassen können. Damit schlagen sich unsere Leistungen dann auch positiv auf die CO2-Bilanz unserer Kunden nieder. Doch um an diesen Punkt zu kommen, müssen wir uns erst einmal weiter konsequent auf unseren Wachstumspfad fokussieren!

    Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen Ihnen und der Solutiance AG auch weiterhin viel Erfolg.


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    Verfasst von IR-News
    Jonas Enderlein im Interview Solutiance AG: “Mit zweistelligen Wachstumsraten in Richtung Profitabilität“ Solutiance bietet technologiebasierte Services für den Betrieb von Immobilien an.