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    The Platform Group: Überrascht vom so schnellen Turnaround

    Durch einen Reverse IPO notiert The Platform Group seit September an der Börse. CEO Dominik Benner gibt in einem ausführlichen Interview detaillierte Einblicke in die Gesellschaft und in die künftige Strategie.

    Er spricht dabei über Wachstumsambitionen und höhere Margenziele. Inzwischen ist die Gesellschaft in 18 Branchen aktiv. Geld verdient wird mit dem Betrieb von Plattformen, auf denen man die Wertschöpfung vollständig abdeckt. Analysten von Warburg rechnen im kommenden Jahr mit einem Gewinn von 9 Millionen Euro, das KGV 2024e steht bei 12,3. Für 2025 prognostizieren die Experten einen Wert von 7,9.

    Herr Benner, Sie haben gestern die Börsenglocke an der Frankfurter Wertpapierbörse geläutet und damit offiziell ein neues Kapitel für die The Platform Group AG aufgeschlagen. War das schon immer Ihr Ziel?

    Benner: Wir sind ein klassisches Familienunternehmen und haben in den letzten 141 Jahren selten die Öffentlichkeit gesucht. Mit dem Einstieg bei der fashionette AG im letzten Jahr und der Übernahme durch den Reverse IPO im September hat sich das geändert.

    Wir haben nach unserem Einstieg schnell das immense Synergiepotential zwischen beiden Unternehmen erkannt. Zudem haben uns Investoren gefragt, ob es strategisch nicht sinnvoll wäre, beide Gesellschaften zusammenzuführen. Das haben wir dann nach reiflicher Überlegung auch getan – einschließlich des offiziellen Events auf dem Frankfurter Börsenparkett. Grundsätzlich würden wir uns selbst eher als antizyklische Akteure bezeichnen – und ein niedriges Bewertungsumfeld in unserer Branche ist da nicht schlecht, um aktiv zuzukaufen.

    Können Sie das Geschäftsmodell von The Platform Group kurz und einfach erläutern?

    Benner: The Platform Group hat historisch ihren Ursprung im Handel und hat 2013 die Strategie in Richtung Softwareentwicklung geändert. Dies mit dem Ziel, Plattformlösungen in verschiedenen Branchen zu betreiben und damit Umsätze zu erzielen. Inzwischen sind wir mit unseren Software- und Plattformlösungen in 18 Branchen aktiv, von Maschinenhandel bis Luxusmode. Unser Geld verdienen wir mit dem Betrieb dieser Plattformen, auf denen wir die Wertschöpfung komplett abdecken, von Fotografie und Listing der Produkte über Payment und Logistik bis zu Verzollung und Kundensupport. Als in fünfter Generation inhabergeführtes mittelständisches Unternehmen aus Deutschland sind wir sehr stolz darauf, dass wir mit unseren Software- und Plattformlösungen stets profitabel gewesen sind, also nie Geld verbrannt haben.

    The Platform Group ist per Reverse-IPO in die Börsennotiz von fashionette geschlüpft, fashionette selbst ist nur noch ein kleiner Teilbereich des großen Ganzen. Das Plattformgeschäft unterscheidet sich deutlich vom bisherigen reinen Handelsgeschäft der alten fashionette. Worin sehen Sie die Vorteile?

    Benner: Mit Blick auf unsere Positionierung als Anbieter von Software- und Plattformlösungen für B2B- und B2C-Händler könnte man sogar sagen, dass wir fashionette vom Kopf auf die Füße gestellt haben. Als wir fashionette damals übernommen haben, gab es drei Gründe für den Einstieg. Erstens hielten wir das Unternehmen für unterbewertet. Zweitens glaubten wir, durch eine Strategieänderung direkt eine Plattformlösung umsetzen zu können. Und drittens wollten wir durch eine Restrukturierung die Kosten deutlich senken und fashionette in die Gewinnzone bringen. Diese Ziele haben wir jetzt, wenige Monate später, erreicht. Es war teilweise hart, wir haben viel verändert, Standorte geschlossen, Logistik zusammengelegt und uns auch in einigen Bereichen verkleinert – aber es hat sich ausgezahlt, operativ und vor einmaligen Restrukturierungsaufwendungen haben wir die Gewinnzone erreicht. Einen so schnellen Turnaround zu schaffen, hat uns selbst positiv überrascht.

    Auf Ihrer Plattform werden über 13 B2C- und 9 B2B-Plattformen verschiedenste Güter gehandelt, aber Dentalausstattung hat wenig mit Taschen gemein und Maschinen haben auch nichts mit Schuhen zu tun – wo liegen die Gemeinsamkeiten, die auch synergetische Wirkung haben?

    Benner: Das Produkt ist für uns nicht so entscheidend. Denn: Wir sind ein Softwareunternehmen, das Plattformlösungen in verschiedenen Branchen betreibt. SAP oder Microsoft verkaufen ja auch B2B-Software an Unternehmen in verschiedenen Branchen. Bei uns ist es so, dass wir nicht nur die Software selbst bauen und dann in den Branchen einsetzen, sondern eben auch aktiv Unternehmen im Onlinebereich kaufen und über diese dann die Plattformen betreiben – ob das nun der Dentalhandel ist oder Maschinen.

    Sie haben Ihre eigene Software-Lösung, um Business-Partner auf Ihrer Plattform einzubinden. Ist das das wesentliche Unterscheidungsmerkmal gegenüber anderen Plattformen wie Amazon Marketplace etc.?

    Benner: Unsere Software ist ein Alleinstellungsmerkmal, mit dem wir uns stark vom Wettbewerb abheben. Wir sind also deutlich mehr als ein E-Commerce-Händler. Amazon hingegen ist zwar eine weltweite Listing- und Verkaufsplattform mit sehr vielen Kunden, bietet aber keine Software mit entsprechenden Schnittstellen an und kümmert sich auch nicht für Händler um das ERP-System, die Fotografie oder das Payment. Wir sehen Amazon daher gar nicht als Wettbewerber, sondern als Verkaufskanal, auf dem einige unserer Beteiligungen selbst Produkte listen. The Platform Group ist, wie gesagt, viel mehr, wir sind eine vollintegrierte Transaktionsplattform.

    The Platform Group wird 2023 auf ein Bruttowarenvolumen (GMV) von 700 Millionen Euro kommen, mittelfristig haben Sie sich 1 Milliarde Euro zum Ziel gesetzt. Aus welchen Quellen kommt das Wachstum? Spielen dabei auch weitere Akquisitionen eine Rolle?

    Benner: Als Platform Group wachsen wir sowohl organisch als auch durch unsere aktive Beteiligungsstrategie. Die wachstumsstärksten Bereiche unserer Plattformen sind die B2B-Plattformen mit Maschinenhandel, Frachtgütern und Industriegeräten. Dabei kaufen wir jedes Jahr selektiv Beteiligungen hinzu, zuletzt im Bereich Forst- und Gartengeräte. Die Grundlage unseres Wachstums sind unsere Partner. Durch mehr Partner bekommen wir mehr Produkte, durch mehr Produkte mehr aktive Kunden und durch diese mehr positive Bewertungen, die potenzielle Partner auf uns aufmerksam machen. Dadurch, dass wir in 18 Branchen aktiv sind, sind wir breit diversifiziert, nicht von einer Branche wie dem Modehandel abhängig und können auf breiter Front wachsen, aber immer unter der Prämisse der Profitabilität. Umsatz ohne Gewinn ist Unsinn und nicht nachhaltig, deshalb lehnen wir das grundsätzlich ab.

    Die operative Marge von The Platform Group liegt aktuell bei rund 5 Prozent (EBITDA-Marge), diese wollen Sie allerdings auf 7 Prozent bis 10 Prozent bringen. Woher sollen die fehlenden Prozentpunkte kommen?

    Benner: Die operative Marge der TPG-Gruppe für die konsolidierten pro-forma Zahlen liegt derzeit bei 5 Prozent, da nach der Übernahme der fashionette die EBITDA-Marge zunächst stark verwässert wurde. fashionette hat in den letzten zwei Jahren Verluste gemacht. Wir haben fashionette zwar in diesem Jahr gedreht, das Margenniveau ist natürlich noch deutlich geringer als bei vielen bestehenden TPG-Plattformen. In der Vergangenheit hat TPG bereits EBITDA-Margen von rund 10 Prozent erzielt. Wir streben mittelfristig eine bereinigte EBITDA-Marge von 7 Prozent bis 10 Prozent an.

    Analysten erwarten den Umsatz für 2024 bei 488 Millionen Euro und für 2025 bei 533 Millionen Euro und schätzen zudem einen Nettogewinn von 9 Millionen Euro bzw. 14 Millionen Euro. Ist das realistisch oder sind das ambitionierte Kennzahlen?

    Benner: Wir werden unsere Prognose im Januar 2024 kommunizieren, vorher können wir diese Schätzung nicht kommentieren. Wir streben auch in 2024 an, unseren erfolgreichen Kurs fortzusetzen, ganz im Sinne unserer Aktionäre, Mitarbeiter und Beteiligungen. Wir sind sehr positiv gestimmt, dass wir im nächsten Jahr eine deutlich andere, höhere Unternehmensbewertung sehen werden. Und gehen Sie davon aus, dass wir auch weiterhin aktiv Beteiligungen zukaufen, wenn sie in unsere Plattformstrategie passen.

    Blicken wir zum Abschluss etwas weiter in die Zukunft: Wo sehen Sie die Gruppe zum Ende des Jahrzehnts?

    Benner: Als Vorstand der Platform Group arbeiten wir langfristig und denken nicht in Quartalen. Wir haben langfristige Hausaufgaben zu erledigen. Dazu zählen der Ausbau unserer Softwarekompetenz, die Expansion auf mindestens 30 Branchen und weitere geografische Regionen und vor allem die Steigerung unseres Unternehmenswertes. Ich denke, wir sind auf einem sehr guten Weg, diese Ziele zu erreichen.

    Dieses Interview ist eine Kooperation von wallstreetONLINE mit der Redaktion von www.4investors.de.


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