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     359  0 Kommentare Lucent und der Kulturschock

    Die offenbar andauernden Gespräche zwischen dem französischen Hersteller von Telekommunikationsequipment Alcatel und dem mit einem Verlust von rund 4,7 Mrd$ in den ersten sechs Monaten seines laufenden Geschäftsjahres um sein Überleben kämpfenden amerikanischen Wettbewerber Lucent Technologies wird in der amerikanischen Öffentlichkeit aufmerksam verfolgt.

    Alcatel scheint nicht bereit, einen deutlichen Aufschlag auf den aktuellen Aktienkurs von Lucent zu zahlen. Damit hat der Deal aktuell einen Wert von rund 33 Mrd.$. Aus der Fusion würde ein Gigant entstehen mit starker Präsenz in Nordamerika und in Europa. Lucent könnte aus dem Tal der Tränen aufsteigen. Aber das Risiko solcher Elephantenhochzeiten ist erheblich.

    Offiziell steht immer noch der Titel „Merger“ über den Kontakten. Die meisten Beobachter glauben jedoch nicht an einen Zusammenschluss unter Gleichen, sondern schreiben Alcatel den dominierenden Part zu.

    Für Tchuruk und sein Spitzenmanagement ist es eine Gratwanderung. Bei Lucent müssen dramatische Einschnitte vollzogen werden. Analysten sprechen von der Notwendigkeit, 20.000 Stellen zu streichen. Maßnahmen zur Kosteneinsparung und Schaffung von Synergien müssen schnell umgesetzt werden. Da könnte sich die amerikanische Seite leicht überfahren fühlen. Das Lucent-Management dürfte zwischen der Furcht, dass das fusionierte Unternehmen französisch würde und der Hoffnung, alte Stärke zurückzugewinnen, hin und her gerissen sein.

    Zwar ist Alcatel ein international operierendes Unternehmen, aber die Firmenkultur ist eindeutig französisch. Nicht wenige Beobachter weisen auf die kulturellen Unterschiede hin: Franzosen werden als logisch gekennzeichnet, die sich von einer langfristigen Strategie leiten lassen. Amerikaner seien hingegen in hohem Maße auf Unabhängigkeit aus und würden eher hemdsärmelig, dafür aber sehr viel schneller kurzfristige Erfolge angehen. Tchuruk wird als typischer Franzose bezeichnet.

    Die meisten Analysten und Beobachter schließen eine Doppelspitze aus. Es müsse jemand an der Spitze stehen, der eine klare Strategie für die Zukunft der zusamengeschlossenen Unternehmens hat. Für verletzte Eitelkeiten im übernommenen Unternehmen dürfe kein Raum sein. Unter Verweis auf die zurückliegende Erfahrungen und Erfolge von Tchuruk 192635 scheint sich die Haltung breit zu machen: „Wenn es einer schafft, dann er.“

    Neben den kulturellen bleiben die Fragezeichen, die mit dem zeitlichen Ablauf verbunden sind 191798. Je länger die Integration dauert, je mehr dürften sich die Konkurrenten die Hände reiben.



    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Lucent und der Kulturschock Die offenbar andauernden Gespräche zwischen dem französischen Hersteller von Telekommunikationsequipment Alcatel und dem mit einem Verlust von rund 4,7 Mrd$ in den ersten sechs Monaten seines laufenden Geschäftsjahres um sein Überleben …

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