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     253  0 Kommentare Was braucht der Neue Markt?

    Derzeit wird viel über die Frage diskutiert, was dem Neuen Markt wieder auf die Beine hilft. Der einfache Hinweis auf die Technologiekrise reicht nicht, wie ein Blick auf die NASDAQ zeigt: Spätestens seit Anfang Mai hat sich das deutsche Pendant abgekoppelt – im negativen Sinne, versteht sich.

    Die Drohung von Singulus, dem Neuen Markt den Rücken zu kehren, sollten ernst nehmen 204584. Sie ist ein warnender Aufschrei.

    Zunächst einmal die Frage: Brauchen wir den Neuen Markt überhaupt? Banken sind immer weniger bereit, im Wege einer normalen Kreditfinanzierung Kapital für Wachstumsfinanzierung bereit zu stellen. Und wenn, dann zu Konditionen, die je nach Betrachtungswinkel unverschämt oder lächerlich sind. So möchte z.B. eine Wagnisfinanzierungsgesellschaft einer großen Finanzgruppe zwischen 12 und 18% Zinsen für Kapitalspritzen.

    Die Aktienmärkte sind –IPO-Desaster hin oder her- heute DIE Quelle für Wachstumskapital. Das ist auch generell vorhanden. Nur wird es zur Zeit lieber irgendwo geparkt, als an der Börse investiert. Wenn ein Segment wie der Neue Markt tot ist, können sich auch innovative neue Unternehmen nicht etablieren – ein langfristiger volkswirtschaftlicher Schaden ungeheuren Ausmaßes. Also lautet die Anwort eindeutig: Ja, der Neue Markt wird gebraucht!

    Auf einem Markt treffen Angebot und Nachfrage aufeinander. Es werden Preise festgestellt, die im Idealfall fair sind. „Fair“ heißt, der Verkäufer verdient angemessen, aber nicht übermäßig, der Käufer erwirbt mit dem gekauften Gut einen zusätzlichen Nutzen. Es entsteht eine Win-Win-Situation. Beide sind zufrieden und kommen wieder.
    Der Neue Markt war in diesem Sinne zu seinen Hoch-Zeiten noch kein solcher idealer Markt.

    Ein funktionierender Markt muss Mechanismen entwickeln, die Preise schnell, effizient und zuverlässig bilden. Es muss Klarheit über die Interessenlage von Käufer und Verkäufer herrschen. Käufer und Verkäufer müssen informiert sein. Die Informationen müssen klar, eindeutig und zuverlässig sein. Die Marktteilnehmer müssen mündig und kundig sein. Mit einem Wort: Das wichtigste ist die Transparenz.

    Nun ist es allgemein menschlich, seinen persönlichen Vorteil zu suchen und das geht ab einem bestimmten Punkt nur dadurch, dass man einen anderen übervorteilt. Man nutzt gezielt bestehende Intransparenz. Manche Emissionsbank am Neuen Markt hat in der Endphase der sogenannten „Euphorie“ von Gier geleitet halbgare Unternehmen zu Mondpreisen an die Börse gebracht. Dabei ergab sich in der Praxis eine „schöne“ Synergie mit manchem, ebenfalls von Gier geplagten Vorstands. Und naive, durch reißerische Medienberichte aufgestachelte uninformierte Käufer glaubten, mit ein paar Mausclicks Millionär werden zu können.

    Transparenz im beschriebenen Sinne hätte dem schnell einen Riegel vorschieben können. Da sich diese –leider- meist nicht von selbst ergibt, braucht man Regeln. Ein Blick in die USA beantwortet die Frage. Quartalsberichte müssen zwingend bestimmte Angaben enthalten. Die Fristen zu ihrer Veröffentlichung sind kurz. Die amerikanische Börsenaufsicht verlangt eine aufwendige, detaillierte und zeitnahe Berichterstattung zu allen wesentlichen Unternehmensentwicklungen. Insider müssen ihre Transaktionen vor Ausübung anmelden. Alle Berichte und Meldungen sind öffentlich zugänglich. Darüber hinaus geben die meisten amerikanischen Unternehmen –noch freiwillig- zur Mitte eines Quartals einen Zwischenstand.

    Und weil solche Regeln auch nicht immer von selbst funktionieren, braucht man Sanktionen. Und irgendwer muss befugt und in der Lage sein, diese Sanktionen zu verhängen. Wenn amerikanische Unternehmen nicht zeitnah vor absehbaren Fehlentwicklungen warnen oder ihren sonstigen Pflichten nicht nachkommen, treten entweder die Börsenaufsicht oder die amerikanische Anwaltschaft oder beide auf den Plan. Dann hagelt es empfindliche bis grausame Strafen. Die geringste davon ist noch die Aussetzung der Börsennotiz.

    So einfach ist – in Amerika. Warum nicht bei uns?



    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Was braucht der Neue Markt? Derzeit wird viel über die Frage diskutiert, was dem Neuen Markt wieder auf die Beine hilft. Der einfache Hinweis auf die Technologiekrise reicht nicht, wie ein Blick auf die NASDAQ zeigt: Spätestens seit Anfang Mai hat sich das deutsche Pendant …