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     1912  0 Kommentare Der Ruf nach dem Staat

    Der jüngste Investment-Outlook von Bill, Gross, dem bekannten Fondsmanager von Pimco, ist bemerkenswert. Pimco, die größte Kapitalanlagegesellschaft der Welt und im Mehrheitsbesichtz der Allianz AG, wird sei kurzem von Alan Greenspan, dem früheren Chef der Fed, beraten. Firmenslogan: „The Authority on Bonds“.

    Gross bezeichnet die Ereignisse der zurückliegenden vier Wochen an den Finanzmärkten als gigantischen Riss, geschaffen durch jugendliche Überflieger und von den Zentralbanken als positive Diversifizierung gebilligt. Die modernen Derivate könnten zwar einzelnes, abgegrenztes Risiko absichern helfen, durch die eingebauten Hebel aber entstehen allgemeine, übergreifende Instabilitäten. Das momentane Liquiditäts-Risiko könne innerhalb der Finanzmärkte nicht abgesichert werden. Hier müssen die Zentralbanken einspringen durch Liquiditäts-Spritzen und womöglich auch einer Reihe von Zinssenkungen.

    Hinzu kommt ein Vertrauensproblem. Niemand könne sich offenbar mehr darauf verlassen, dass zeitnah alle Informationen über das Risiko einer bestimmten Anlageform verfügbar sind. So entsteht Unsicherheit und daraus Misstrauen. Die Finanzinstitutionen bleiben lieber auf Cash sitzen, als es (auch nur über Nacht) auszuleihen. Durch Sorge und Ungewissheit kommt es zu steigender Volatilität, was wiederum weitere Risikoaversion begünstigt.

    Marktbeobachter gehen mittlerweile davon aus, dass in der nächsten Zeit bis zu zwei Millionen Ausfälle von Hypothekendarlehen zu erwarten sind. Erst dann dürfte die Situation im amerikanischen Häusermarkt bereinigt sein. Gross schätzt, dass dies die Häuserpreise um bis zu zehn Prozent drücken könnte, eine Vermögenspreis-Deflation, die die USA seit der Großen Depression der 1930er Jahre nicht mehr gesehen hat. Zwar seien die Kursverluste etwa bei Aktien schon häufig größer gewesen, aber dies tangierte nie so direkt die Lebensgrundlagen der Amerikaner wie die gegenwärtige Krise im Häusermarkt.

    Angesichts des Krisenpotenzials kein Wunder, dass die Fed sehr wachsam ist. Allerdings drückt selbst eine Reduktion der kurzfristigen Zinsen um 2 bis 3 Prozent nicht zwangsläufig auf die langfristigen Renditen und Hypothekenzinsen, wenn nämlich die Angst vor weiterem Hauspreis-Verfall bleibt. Hinzu kommt, dass eine solche Zinssenkung eine Einladung für die Spekulation in Gestalt von Hedge Fonds und anderem gehebelten „Teufelszeug“ darstellt. Genau das aber habe sich als Achillesferse der Finanzmärkte herausgestellt, schreibt Gross. Außerdem dürfte dadurch der Dollar so stark unter Druck kommen, dass seine Vorherrschaft in der Welt gefährdet ist.
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    Klaus Singer
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