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    Lintec  242  0 Kommentare Begründen Kursverluste neue Phantasie?

    Die Lintec hatte in der vergangenen Woche nach einem schwachen zweiten Quartal die Prognosen für die Jahre 2001 bis 2003 erheblich zusammengestrichen. Man habe sich nicht von den schwachen Rahmenbedingungen der PC-Branche abkoppeln können, hieß es. Im Zwischenbericht für die ersten sechs Monate zitiert das Unternehmen eine Marktuntersuchung von IDC, wonach der deutsche Desktop-Markt im zweiten Quartal um 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen ist.

    Bei Lintec ist der Umsatz in den Monaten April bis Juni stärker zurückgegangen, nämlich um fast 15 Prozent. Das Betriebsergebnis ist sogar um mehr als 80 Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen. Lediglich ein starkes erstes Quartal verhinderte, dass der Halbjahreserlös von 193,81 Mio. Euro signifikant unter das Niveau des Vorjahres fiel.

    Die Anleger sind in den letzten Tagen aus der Aktie geflohen.
    Sind die Sachsen bald pleite? Ein Blick auf die Bilanz soll Klarheit schaffen.

    Im Segment Hardware wurde mit 192,5 Mio. Euro der Löwenanteil umgesetzt. Das Betriebsergebnis fiel hier in den ersten sechs Monaten von 5,74 auf 3,55 Mio. Euro. Die Unterschiede zwischen den beiden Jahren nivellieren sich im Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit vor Steuern auf aktuell 3,73 gegenüber 4,86 Mio. Euro. Die Zinsaufwendungen sind im laufenden Jahr um rund 1 Mio. Euro angestiegen. Im vergangenen Jahr drückten dafür Abschreibungen auf Beteiligungen in gleicher Höhe auf das Ergebnis.

    Das Beteiligungsgeschäft erwirtschaftete minus 3,34 Mio. Euro vor Steuern gegenüber minus 0,54 Mio. Euro im Vorjahr. Damit kam das Gesamtergebnis des Konzerns auf 0,44 Mio. Euro (2000: 3,95 Mio. Euro). Das Periodenergebnis weist nach Steuern nun einen Verlust von 0,63 Mio. Euro aus (2000: 2,31 Mio. Euro Gewinn). Auf die einzelne Aktie gerechnet ergibt sich ein Minus von 0,08 Euro.

    Der operative Cashflow entwickelte sich im Vergleich der beiden Halbjahre deutlich negativ. Aktuell werden minus 14,76 Mio. Euro ausgewiesen gegenüber minus 6,04 Mio. Euro vor einem Jahr. Unter Einbeziehung der anderen Cashflow-Anteile ergibt sich ein Mittelabfluss von 16,45 Mio. Euro. Im Vorjahr lag der Wert bei minus 18,56 Mio. Euro. Herausgerissen hat es allerdings lediglich die im zweiten Quartal 2001 erfolgte Kapitalerhöhung mit einem Mittelzufluss von insgesamt 7,64 Mio. Euro. Der Bestand an liquiden Mitteln ist per Ende Juni auf 5,25 Mio. Euro zusammengeschmolzen.

    Durch Reduktion der Unterpositionen Barmittel, Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, sowie Vorräte ging der Bestand an kurzfristigen Vermögensgegenständen um fast 34 Mio. Euro auf 90,62 Mio. Euro zurück. Da die kurzfristigen Verbindlichkeiten im selben Rahmen abnahmen, ergab sich im Vergleich der beiden Halbjahre keine wesentliche Veränderung des die zukünftige Liquidität sichernden Working Capital bei etwas über 15 Mio. Euro. Die kurzfristigen Liquiditätskennzahlen liegen im Rahmen üblicher Werte, der langfristige Deckungsgrad 3 zeigt gegenüber dem Vorjahr eine leichte Verbesserung. Allerdings werden Anlagevermögen und Vorräte auch aktuell nur zu etwas über 80 Prozent von Eigenkapital und langfristigem Fremdkapital finanziert.

    Im laufenden Quartal dürften die liquiden Mittel zur Neige gehen. Dann erscheint eine Aufstockung der Darlehen wahrscheinlich und die Zinsbelastung weiter steigen lassen. Aktuell steht ein Zinssaldo von 0,85 Mio. Euro in der Rechnung. Vor einem Jahr waren es noch 0,23 Mio. Euro.

    Dies ist zusammen mit den anhaltendem negativen Marktfaktoren nur ein weiterer Anhaltspunkt dafür, dass das Ergebnisziel von 0,58 Euro je Aktie 214387 sehr fraglich scheint. Schließlich ist auch zu berücksichtigen, dass sich aufgrund der Lage am Kapitalmarkt im Beteiligungsgeschäft wenig (positives) abzeichnet. Ob außerbörsliche Exits, bzw. Beteiligungen gelingen, ist heute schwer abzuschätzen. Der Vorstand dämpft in seinem Halbjahresbericht überzogene Erwartungen.

    Das Bankhaus Lampe hatte kürzlich erst für 2001_2002 eine Ergebnisreihe von 0,60_1,40 Euro Gewinn je Aktie ermittelt, wodurch sich bei Kursen um 7,80 Euro KGVs von 13, bzw. 5,5, sowie ein 2002-er PEG von 0,1 ergäben. Das wäre in der Tat günstig. Wenn man auf die Prognosen einen Abschlag von 50 Prozent macht, ergeben sich immer noch passable Kennzahlen, die zumindest dafür sprechen könnten, dass der Kursverfall nun auslaufen dürfte.

    Wegen der Unsicherheit im Beteiligungsgeschäft und im angestammten PC-Markt dürfte zur Zeit jedoch nur eine begrenzte Kursphantasie bezüglich der Aktie des finanziell recht solide aufgestellten Unternehmens bestehen.



    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Lintec Begründen Kursverluste neue Phantasie? Die Lintec hatte in der vergangenen Woche nach einem schwachen zweiten Quartal die Prognosen für die Jahre 2001 bis 2003 erheblich zusammengestrichen. Man habe sich nicht von den schwachen Rahmenbedingungen der PC-Branche abkoppeln können, hieß …