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     2208  0 Kommentare Hatten wir mal eine Finanzkrise? - Seite 2



    Solange jetzt keine neuen, wirklichen Hiobsbotschaften kommen, dürfte die Kreditkrise jetzt allmählich wieder aus dem Fokus verschwinden. Und die Messlatte für das, was als Katastrophenmeldung gilt, ist jetzt hoch gelegt - da müssten schon die beiden verbliebenen Investment-Banken an Wall Street und die großen Monoliner zusammen pleite gehen...

    Heute ist großer Hexensabbat. Erfahrungsgemäß stellen solche Verfallstage oft eine Zäsur dar. Nachher sieht alles anders aus wie vorher. Natürlich besteht kurzfristig die Gefahr größerer Gewinnmitnahmen im Aktiengeschäft nach den starken Gewinnen unmittelbar vor diesem wichtigen Tag. Aber übergeordnet dürfte die Kellertür erst einmal wieder zu sein. Das wird durch charttechnische Faktoren ebenso wie durch die Tatsache gestützt, dass im S&P jetzt wieder Akkumulation herrscht - die großen Adressen sammeln Material auf. Auch der Verlauf des VIX legt eine untere Wende nahe. Er markierte gestern ein neues Mehrjahreshoch und verlor von dort aus kräftig, parallel zu den Gewinnen bei Aktien. Das jetzt erreichte Angst-Niveau ist so hoch wie seit September 2002 nicht mehr. Und davor war es nur im Sep 1998 auf dem Höhepunkt der LTCM-Krise höher. Wie eingangs gesagt – im Spätjahr 2002 wurde der Grundstein zu Hausse zwischen 2003 und 2007 gelegt.

    Ob wir jetzt aber am Beginn einer neuen Hausse stehen, erscheint mir zweifelhaft. Die Makrodaten zeigen auf breiter Front nicht einmal Anzeichen einer Bodenbildung. Für eine Aufwärtswende bei den Unternehmensgewinnen gibt es ebenfalls keine Hinweise. Wahrscheinlich versuchen die Aktienmärkte jetzt, ein solches Szenario zu spielen (Replay 2003), aber so lange das nicht von Fundamentaldaten unterfüttert wird, wird daraus nichts. Und hier kommt auch wieder die Finanzkrise ins Spiel, die längst auf die Realwirtschaft ausgestrahlt hat. Sie wird mit der Einrichtung einer Art RTC nicht beendet – sie wird bestenfalls kanalisiert. Und - die Privatisierung der Gewinne, wie Sozialisierung der Verluste wird vorangetrieben.

    So rechnet Kenneth Rogoff vor, dass die Rettungsaktionen (incl. AIG) den Staat bisher bis zu 300 Mrd. Dollar gekostet hätten. Das sei nicht allzu viel bezogen auf die Gesamtverschuldung von 4,4 Bill. Dollar. Auch sei das Verhältnis Schulden zu BIP immer noch niedriger als das in europäischen Ländern. Wenn aber die Schätzungen Wirklichkeit werden, dass sich die Kosten der Finanzkrise auf insgesamt 1 bis 2 Bill. Dollar summieren, dann sieht das ganz anders aus.
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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Hatten wir mal eine Finanzkrise? - Seite 2 Die US-Aktienmärkte erlebten gestern ihren besten Tag seit Oktober 2002, der Geburtsstunde der vergangenen Hausse. (Allerdings lag das Baby dann noch bis März 2003 im Brutkasten). Auslöser für die furiose Wende im späten US-Handel war die …

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