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     1237  0 Kommentare Die Liquidität heilt (fast) alle Wunden

    Immer wieder ist in Kommentaren zu den Finanzmärkten von der enormen Liquidität die Rede, die noch an der Seitenlinie steht. Je nach Ausrichtung des Kommentators wird das als Indiz für die enormes Kurspotenzial der Aktienmärkte oder aber als Zeichen von hartnäckigem Pessimismus hinsichtlich der wirtschaftlichen Perspektiven genommen.

    Bei der Frage der wirtschaftlichen Perspektiven braucht man sich nicht lange aufzuhalten. Wenn schon Zentralbanker nicht müde werden, von einer schleppenden Erholung zu sprechen und von dauerhaft niedrigen Wachstumsraten, wenn die US-Verbraucherkredite im August zum siebten Mal in Folge zurückgehen, wenn Salzgitter nur mit einer langsamen Erholung der Stahlbranche rechnet und davon ausgeht, dass das derzeitige kleine Zwischenhoch nur etwa bis zum Jahresende andauert, wenn ..., dann wird es schon stimmen: Im allerbesten Falle haben wir zunächst eine flache, fragile Wirtschaftsentwicklung vor uns.

    Woher soll ein selbstragender Aufschwung auch kommen? Die Arbeitslosenquote wird noch lange hoch bleiben, damit fällt kaufkräftige (Konsum-)Nachfrage aus. Zwei Faktoren sorgen gegenwärtig für leichte Belebung: Einerseits werden die Lager in den Distributions- und Produktionsketten nach dem Einbruch wieder auf ein normales Maß hoch gebracht, andererseits sorgen die staatlichen Anreizprogramme für eine gewisse Nachfrage. Wenn aber der damit verbundene Keynessche Multiplikator unter eins bleibt, schieben sie keinen selbstragenden Aufschwung an. Im Gegenteil – wenn deren Impulse versiegen, wird die Wirtschaft überproportional auf die Bremse treten und damit den nächsten Rezessions-Dip herbeiführen.

    Die Situation dürfte sich schon Anfang nächsten Jahres zuspitzen, wenn die Jahresbilanzen vorliegen und die Banken die Risiken der ausgegebenen Unternehmenskredite neu bewerten müssen. Dass dies nach diesem Jahr zum schlechteren geht, liegt auf der Hand. Gleichgültig, ob die Kredite gekündigt werden oder die Zinsen steigen - für viele Unternehmen, die sich bis jetzt haben halten können, könnte das dann das Aus sein.

    Börsen sind kein Ökonomen-Kongress, sie folgen zwar auf Sicht jenseits eines Jahres makroökonomischen Trends, aber insbesondere im Bereich unterhalb von sechs Monaten, können sie sich verselbstständigen, stark über-, bzw. untertreiben. Erklärt wird das mit der Tatsache, dass an den Börsen die Massenpsychologie den Ton angibt. Und wenn dann noch reichlich Liquidität verfügbar ist, ist alles möglich.
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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Die Liquidität heilt (fast) alle Wunden Immer wieder ist in Kommentaren zu den Finanzmärkten von der enormen Liquidität die Rede, die noch an der Seitenlinie steht. Je nach Ausrichtung des Kommentators wird das als Indiz für die enormes Kurspotenzial der Aktienmärkte oder aber als …