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    Fonds-Check  4265  0 Kommentare Nordcapital Schiffsportfolio Vorzug

    Neues Kapital für alte Schiffe: Auch Nordcapital zahlt Vorzugs-Ausschüttungen für die „Retter“

    Von den rund 1.500 Fonds-Schiffen deutscher Anleger haben zehn Prozent massive finanzielle Probleme. Sie benötigen frisches Kapital, um die Durststrecke an den Chartermärkten zu überstehen. Weil die Banken in der Regel keine zusätzlichen Darlehen zur Verfügung stellen, springen Altanleger ein oder Investoren, die Eigenkapital investieren und dafür eine bevorrechtigte Stellung bei der Verteilung von Gewinnen bekommen. So funktioniert auch das Konzept des aktuellen Schiffsfonds von Nordcapital. Zeichner des Schiffsportfolio „Vorzug“ finanzieren vor allem in Not geratene Schiffsfonds des selben Initiators.

    Markt:So schlimm wie die aktuelle war noch keine Krise. Die Einnahmemöglichkeiten vor allem von Containerschiffen reichen oft noch nicht einmal aus, die Betriebskosten zu bezahlen. Die Preise für Neubauten haben sich halbiert. An Ausschüttungen ist in der Regel nicht zu denken. Wer aus langfristigen Charterverträgen Erträge generiert, leistet lieber Sondertilgungen, um das Schiff so schnell wie möglich schuldenfrei zu bekommen. Doch das Gröbste scheint überstanden. Ende 2009 dümpelten noch mehr als 550 Containerschiffe weltweit ohne Beschäftigung herum. Diese Zahl hat sich inzwischen mehr als halbiert.

    Ausblick: Die Wirtschaftsleistung der wichtigsten Nationen wächst. Davon profitieren auch die Schiffsmärkte. Wurden im vergangenen Jahr 450 Millionen Container weltweit umgeschlagen, sollen es im Jahr 2015 bereits 650 Millionen sein – ein Plus von 45 Prozent. Weil aber trotz Stornierungen und Abbestellungen in den kommenden Jahren zusätzliche Neubauten vom Stapel laufen, gleicht die Prognose der Charterraten-Entwicklung dem Blick in die Glaskugel. Nordcapital geht in seiner Fondsprognose zurückhaltend vor. Am Beispiel des Containerfrachters MS „Lissy Schulte“ kalkuliert der Initiator in diesem Jahr mit Raten von 4.000 Dollar täglich – das liegt unter dem historischen Tiefststand vom November 2009 mit damals 4.200 Dollar. Bis 2014 steigen die prognostizierten Einnahmen sukzessive auf 14.000 Dollar und damit auf den Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Zur Orientierung: Der absolute Höchststand für ein Schiff dieser Klasse betrug im April 2005 rund 32.500 Dollar pro Tag.

    Konzept: Der „Vorzugs“-Fonds will das Kapital seiner Anleger auf rund 20 Schiffe verteilen. Es wird dazu genutzt, die Zahlungsunfähigkeit abzuwenden und Liquiditätsengpässe zu überbrücken, bis die Charterraten und damit verbunden die Preise für gebrauchte Schiffe wieder steigen. In Frage kommen ausschließlich Schiffe, die zum großen Teil entschuldet sind. Außerdem will Nordcapital bis zu 75 Prozent des Kapitals in eigene Altfonds investieren. Die Argumente des Initiators hierzu lauten Informationsvorsprung und direkter Zugang zu Investitionsmöglichkeiten. Damit wird jedoch automatisch der Weg zu einer Reihe von Schiffsfonds konkurrierender Anbieter versperrt.

    Kalkulation: Nordcapital will rund zehn Millionen Euro einsammeln und bietet den Anlegern Vorzugsausschüttungen von umgerechnet zehn Prozent jährlich plus einen Gewinnvorab in Höhe von 20 Prozent und die Rückzahlung der Einlage. Altanleger stehen im zweiten Glied. Sie müssen akzeptieren, dass die Zeichner des Vorzugs-Fonds zuerst an die Reihe kommen. Aber auch die müssen zunächst geduldig sein. Mit ersten Auszahlungen ist ab 2013 zu rechnen. Mehr als ein grober Plan ist die Kalkulation allerdings nicht. Das Angebot ist ein Blind-Pool. Lediglich eine Million Euro sind bislang in fünf Schiffsfonds geflossen.

    Weiche Kosten: Hier hält sich Nordcapital weitgehend zurück. Von 105 Prozent inklusive Agio bleiben rund 89 Prozent für die Investition in die Beteiligungen. Allerdings gönnt sich der Anbieter sechs Prozent der Ergebnisse und Auszahlungen, ist aber nur mit 1,25 Prozent des Kapitals beteiligt.

    Anbieter: Nordcapital ist ein erfahrenes Emissionshaus. Zum Stichtag Ende 2009 hat es knapp 100 Schiffsfonds mit 120 Schiffen betreut. Zur Nordcapital-Gruppe zählt unter anderem auch die Reederei E.R. Schifffahrt.

    Steuern: Auch die Einnahmen des Vorzugskapitals fallen unter die Tonnagesteuer und sind daher weitgehend abgabenfrei.

    Fazit: Nordcapital macht aus der Not eine Tugend – und einen Fonds. Hört sich an wie eine Win-Win-Situation. Nordcapital hält eigene Schieflage-Fonds über Wasser, und die Zeichner des „Vorzugs“-Fonds profitieren von bevorrechtigten Auszahlungen des finanzierten Schiffs-Portfolios. Wer darauf spekuliert, dass die Schiffsmärkte mittelfristig wieder anspringen, kann das Konzept in die engere Wahl nehmen. In die Röhre schauen die Altgesellschafter. Sie müssen noch länger warten, bis sie zum Zuge kommen. Allerdings wäre die Alternative häufig die Schiffsinsolvenz. In diesem Fall wäre ihr Einsatz wahrscheinlich komplett futsch.



    Markus Gotzi
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    Markus Gotzi ist Chefredakteur des Fachmediums "Der Fondsbrief", dem bundesweit auflagenstärksten Newsletter mit Schwerpunkt geschlossene Beteiligungsmodelle, der alle 14 Tage über Neuigkeiten aus der Branche berichtet sowie Rechts- und Steuerfragen analysiert.

    Außerdem verfasst der Diplom-Journalist regelmäßig Artikel zu allen Themen rund um die Immobilie und geschlossene Fonds zum Beispiel in der Financial Times Deutschland, der Welt am Sonntag und im Wirtschaftsmagazin Capital, für das er einige Jahre lang als Redakteur tätig war. Darüber hinaus produziert Gotzi Fernsehbeiträge für den Nachrichtensender n-tv, in denen er vor laufender Kamera als Experte für Beteiligungsmodelle aktuelle Angebote analysiert.
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    Verfasst von 2Markus Gotzi
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