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     3510  0 Kommentare Die Gier ist immer noch da

    Kurz nach der Rückkehr von Gordon Gekko auf die Leinwand (»Wall Street 2«) ist auch die Gier wieder da. Besser gesagt: sie war nie weg. 2010 wird ein neues Rekordjahr für die Angestellten und Manager der Finanzindustrie in den USA: Satte 144 Mrd. USD an Gehältern und Boni winken. Das geht aus einer Studie des »WallStreetJournal« hervor. Schon das Vorjahr war mit 139 Mrd. USD ein Rekord.

    Sie kennen mich nun wahrlich nicht als linken Klassenkampf-Polemiker, aber muss das sein? Der Staat – und damit alle Steuerzahler – hat die Finanzindustrie nach dem Lehman-Debakel durch riesige Summen an direkten Hilfen und Garantien vor dem fast sicheren Ende bewahrt. Damals hieß es, die Welt wird nach der Finanzkrise nicht mehr dieselbe sein.

    Wenn ich mich heute umschaue, frage ich mich, was sich geändert hat. Wir haben noch niedrigere Zinsen, noch mehr Liquidität, ganz offensichtlich ein wieder deutlich reduziertes Risikobewusstsein und weiterhin ganz überwiegend Führungspersonal, das kurzfristig denkt. Die Risiken werden der Allgemeinheit aufgebürdet, und die großen Boni kassieren diejenigen, die am Ende gar nicht bluten müssen, wenn ihre windigen Deals daneben gehen.

    Am skandalösesten finde ich, dass die Subventionierung der Finanzbranche trotz alledem munter weitergeht. Denn die quasi Nullzinspolitik der US-Notenbank Fed ist defacto nichts anderes als ein Geschenk an die Banken, Japan ist auch bei Null angelangt, Europa bei 1%. Da werden massivste Extragewinne eingefahren, die unter freien Marktbedingungen gar nicht zu erzielen wären.

    Tatsächlich sind die Banken ein Protektorat des Staates geworden. In manchen Fällen offen (Commerzbank, Hypo Real Estate), in den anderen Fällen verdeckt, durch implizite Garantien und natürlich die Politik der Notenbanken. Unter so einem Schutzschirm erwirtschaften sich hohe Gewinne und damit nette Extra-Zahlungen für Manager besonders bequem – wie sagte Gordon Gekko? Greed (Gier) is good!

    In einer Sache hat die Nullzinspolitik freilich auch ihr Gutes: Das Geld der normalen Anleger (Institutionelle, Kleinanleger) muss an die Börse zurück. Früher oder später! Die DAX-Entwicklung der letzten Wochen – wir haben den Vor-Lehman-Stand wieder erreicht – ist meiner Meinung nach nur ein Vorgeschmack. Wer jetzt bei diesen Miniaturzinsen Staatsanleihen kauft, verliert sogar, da die Inflation höher ist als der erhaltene. Es ist also letztendlich nur noch staatliche Geldverwaltung gegen Gebühr.

    Herzlichst
    Ihr Engelbert Hörmannsdorfer


    E. Hörmannsdorfer
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    Engelbert Hörmannsdorfer ist Chefredakteur und gemeinsam mit der BörseGo GmbH Herausgeber des Börsenbriefs BetaFaktor.info (http://www.betafaktor.info).
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    Verfasst von 2Engelbert Hörmannsdorfer
    Die Gier ist immer noch da Kurz nach der Rückkehr von Gordon Gekko auf die Leinwand (»Wall Street 2«) ist auch die Gier wieder da. Besser gesagt: sie war nie weg. 2010 wird ein neues Rekordjahr für die Angestellten und Manager der Finanzindustrie in den USA: Satte 144 …