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     2897  0 Kommentare Wöchentlicher Marktkommentar: Die EU-Gerüchteküche schickt die Märkte auch nach der EZB-Entscheidung auf Achterbahnfahrt

    Der Alleingang der Europäischen Zentralbank (EZB) ist beendet. Mit der gestrigen Zinssenkung um 25 Basispunkte ist der Leitzins in der Eurozone wieder zurück auf dem Krisenniveau von 1,0 Prozent.

    Als einzige der großen Zentralbanken hatten die Europäer ihren Leitzins Anfang des Jahres bereits wieder angehoben - um diesen Schritt mit der nun zweiten Zinssenkung unter Mario Draghi wieder rückgängig zu machen.

    Beruhigt hat dieses Ergebnis die Märkte nicht. Doch das Minus von DAX und Euro hat mit der Zinssenkung der EZB nur wenig zu tun. Offensichtlich hatten zahlreiche Marktteilnehmer sogar eine stärkere Zinssenkung eingepreist. Kurz nach der Bekanntgabe hatten sowohl der Leitindex als auch die Währung zunächst angezogen. Das Minus war erst gekommen, nachdem die EZB ihre Konjunkturprognose für das kommende Jahr veröffentlichte - und eine Rezession für Europa als wahrscheinlich bezeichnete.

    Die starken Ausschläge zeigen, dass die Gerüchteküche rund um den Euro die Märkte immer noch auf Achterbahnfahrt schickt. Euro-Bonds scheinen zumindest vorerst vom Tisch. Nun ist die nächste Möglichkeit für eine langfristige Lösung der Krise eine Änderung der EU-Verträge - und die lässt sich nicht von heute auf morgen bewerkstelligen. Das Problem ist, dass die Krise aber akut bleibt, obwohl die Lösung Zeit braucht.

    Diese Unsicherheit sorgt für einen tendenziell weiterhin schwachen Euro. Bemerkenswert ist, dass der Euro nach der reinen Zinssenkung zunächst gestiegen ist, obwohl ein solcher Schritt üblicherweise die Währung schwächt. Der Grund war, dass die Märkte bereits am Mittwoch angefangen hatten, eine mögliche Zinssenkung einzupreisen. Außerdem profitiert der Euro üblicherweise von steigenden Aktienmärkten - und die profitieren normalerweise von billigerem Geld.

    In den kommenden Tagen werden die Kurse sehr wahrscheinlich weiter stark schwanken. Der am Freitagmorgen geendete Gipfel, auf dem eigentlich die Euro-Rettung festgezurrt werden sollte, hat zunächst eher für weitere Verwirrung gesorgt. Ein Nein der Briten zu Änderungen in den EU-Verträgen und Spekulationen über einen Alleingang von 23 der 27 EU-Mitglieder hin zu härteren Haushaltskontrollen dürfte die Märkte eher weniger beruhigen.

    Und selbst dann, wenn alle 17 Euro-Staaten die Vertragsänderung mittragen und sich langfristig auf strengere Defizitgrenzen einzigen, wird das schon nach aktuellen Schätzungen mindestens bis März kommenden Jahres dauern. An den kurzfristigen Problemen der europäischen Leitwährung ändert das so gut wie nichts.

     




    Torsten Gellert
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    Torsten Gellert ist seit Januar 2015 Head of Germany/Austria bei CMC Markets. Schon von 2007 bis 2009 war er mitverantwortlich für die Geschäfte im deutschsprachigen Raum und etablierte in dieser Zeit CMC Markets als größten Anbieter von CFDs und Forex in Deutschland. Der studierte Diplom-Mathematiker startete seine berufliche Karriere 1997 bei der Allianz Versicherung. Nach zehn Jahren in der Versicherungsbranche wechselte er 2007 zu CMC Markets Deutschland in die Geschäftsleitung. 2010 zog es ihn in seine Heimatstadt zurück und er baute das Deutschland-Geschäft des internationalen Brokers FXCM auf.
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    Verfasst von 2Torsten Gellert
    Wöchentlicher Marktkommentar: Die EU-Gerüchteküche schickt die Märkte auch nach der EZB-Entscheidung auf Achterbahnfahrt Der Alleingang der Europäischen Zentralbank (EZB) ist beendet. Mit der gestrigen Zinssenkung um 25 Basispunkte ist der Leitzins in der Eurozone wieder zurück auf dem Krisenniveau von 1,0 Prozent.

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