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    Smart Investor Weekly 3/2012  1961  0 Kommentare Lob der Moderne – die Mauer heißt jetzt „Euro-Firewall“

     Fast muss man die Kollegen vom Boulevard ein wenig beneiden. Sie können (Dschungel-)Mücken zu veritablen Elefanten aufblasen, vorausgesetzt die Mücken sind bedeutungslos genug.

    „Euro-Firewall“
    Im Gegenzug können sie aber auch dort, wo es wirklich um etwas geht, die Dinge so sehr verniedlichen, vernebeln und verschleiern, dass man einen Elefanten nicht einmal mehr erkennen würde, wenn man mit ihm zusammen am Küchentisch säße. Gestern war es wieder mal so weit, die EU-Finanzminister haben sich geeinigt – auf den dauerhaften Transfer- und Umverteilungsmechanismus ESM. Die Bild-Zeitung nennt ihn in ihrer Online-Ausgabe „die Euro-Firewall“. Wie schon sein Vorgänger, der antifaschistische Schutzwall („Die Mauer“), hat die Euro-Firewall die Aufgabe, die Nomenklatura und ihre Träumereien vor niederträchtiger Spekulation, entfesselten Märkten und ganz besonders vor der Realität zu schützen. In der Unterüberschrift lesen wir weiter „500 Milliarden Euro für Wackel-Staaten +++ Deutschland zahlt 22 Milliarden“ – eine Darstellung, die dem flüchtigen Leser wohl nicht ganz unabsichtlich den Eindruck vermitteln soll, dass da richtig viel geholfen werde und es Deutschland doch erstaunlich wenig koste. Der „Wirtschaftsweise“ Peter Bofinger ist ohnehin der Meinung, dass damit noch lange nicht genug geholfen sei: „Wir brauchen mehr Geld“, womit er vermutlich Recht hat. Aber wer braucht das nicht? Jeder nach seinen Bedürfnissen, wie schon Karl Marx wusste. Maßnahmen müssten getroffen werden, jetzt wieder Bofinger, dass Italien und Spanien zu „vernünftigen“ Zinsen Geld bekämen. Schon mit dieser Fähigkeit, den vernünftigen Zins auszurechnen, dürfte sich Bofinger für eine künftig zu schaffende zentrale EU-Wirtschaftsplanungsbehörde empfehlen. Derart helle Köpfe werden dort besonders gefragt sein, und natürlich … mehr Geld.

    Erzwungene „Freiwilligkeit“?
    Verlassen wir die vernünftigen Zinssätze und wenden uns den unvernünftig unanständigen Zinssätzen zu, die derzeit für Griechenland-Anleihen gezahlt werden, wenn sie denn gezahlt werden. In den Medien wird ja derzeit der Eindruck erzeugt, als sei es bereits eine ausgemachte Sache, dass alle im selben Boot säßen, sobald die nötigen Schuldenverzichtsquoten erreicht würden. Ganz so einfach wird es wohl nicht sein. Zum einen ist relevant, ob die Anleihen nach britischem oder englischem Recht begeben wurden. Zum anderen würde bei einigen Anleihen das vom griechischen Premier Papademos angedrohte Gesetz zur Zwangsumschuldung direkt den gefürchteten Default auslösen, zumindest nach den Vertragsbedingungen dieser Anleihen. Allerdings hat der Verlauf der Krise auch gezeigt, dass Recht in der EU nicht immer dort ist, wo Vertrag und Gesetz sind, sondern da, wo die Macht ist. Lesen Sie mehr zu diesem spannenden Thema im aktuellen Smart Investor, Ausgabe 02/2012, der diese Woche erscheint.

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    Verfasst von 2Ralf Flierl
    Smart Investor Weekly 3/2012 Lob der Moderne – die Mauer heißt jetzt „Euro-Firewall“ Fast muss man die Kollegen vom Boulevard ein wenig beneiden. Sie können (Dschungel-)Mücken zu veritablen Elefanten aufblasen, vorausgesetzt die Mücken sind bedeutungslos genug.

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