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    Smart Investor Weekly 13/2012  1982  0 Kommentare Über die Ruhe – Nach dem Sturm ist vor dem Sturm

    Italienische Verhältnisse
    Lange Zeit wurde München mit einem Augenzwinkern als die nördlichste Stadt Italiens bezeichnet. Ein Titel den die Bayernmetropole nun an Frankfurt weiterreichen muss. Seit Mario Draghi die EZB in den Ausnahmezustand versetzt hat und dort mit der „Dicken Bertha“ wild um sich schießt, herrschen in Frankfurt „Italienische Verhältnisse“. Das allerdings hat wenig mit Dolce Vita zu tun. Wer glaubte, Amtsvorgänger Trichet habe sein Mandat schon ausgesprochen weit ausgelegt, etwa beim Ankauf von Schrottanleihen aus der „Südschiene“ bzw. Euro-Peripherie, dem zeigt Draghi, was noch so alles möglich ist. Natürlich war es wieder einmal höchste Eisenbahn, um eine Kernschmelze des Finanzsystems zu verhindern. Wer soll das eigentlich noch glauben?! Das europäische Bankunwesen darf eine weitere gelungene Erpressung und rund 1.000 Mrd. EUR für sich verbuchen. Nach der zweiten LTRO-Tranche (Long Term Refinancing Operation) in Höhe von rund 530 Mrd. EUR wurde es jedenfalls erst einmal ruhig und die Schuldenkrise verschwand für ein paar Tage von den Titelseiten des Mainstreams. Vermutlich heckt man gerade den nächsten Coup gegen die europäischen Steuerzahler aus.

    Von Sündern und Sündenböcken
    Diese Ruhe wird sich daher schon bald als trügerisch erweisen, denn gelöst wurde das Problem der weiter anschwellenden Staatsverschuldung nicht ansatzweise. Auch mit dem „freiwilligen“ griechischen Schuldenschnitt wurde nur ein wenig an den Symptomen herumgeschnipselt, was im Gegenzug natürlich auch zum Untergang der dazugehörigen Forderungen führte. Damit bestätigte sich eindrucksvoll, was die viel gescholtenen Finanzmärkte bereits zu Beginn der Griechenland-Krise richtig erahnt hatten und gegen das ständige Störfeuer aus Politik und EZB einzupreisen versuchten: Die bevorstehende Bankrotterklärung eines korrupten und hemmungslos überschuldeten Staates. Die eigentlichen Sünder saßen und sitzen an den Schalthebeln der politischen Macht und machten kurzerhand diejenigen Marktteilnehmer, die ihnen auf die Schliche gekommen waren, mit „Haltet den Dieb!“-Parolen zu Sündenböcken. Eine besonders hässliche Form des Populismus, mit der wir schon öfter traurige Bekanntschaft gemacht haben.

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    Verfasst von 2Ralf Flierl
    Smart Investor Weekly 13/2012 Über die Ruhe – Nach dem Sturm ist vor dem Sturm Die Schuldenkrise ist von den Titelseiten verschwunden. Wir meinen, zu Unrecht.

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