Meinung
Eine Euro-Weihnachtsgeschichte
Es begab sich aber zur der Zeit, daß ein Gebot von den Märkten ausging, daß alle Staatsschulden neu geschätzt würden. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da die große
Bankenkrise war. Und jedes Land ging, daß es sich schätzen ließe, ein jedes zu seinen Gläubigern.
Da machte sich auf auch Giorgos Andrea Papandreou, aus der Stadt Athen, in das brabantische Land zur Stadt der Union, die da heißt Brüssel, weil er Ministerpräsident Griechenlands war, damit er
dessen Schulden neu berechnen ließe mit Eurostat, der ihm geneigten Behörde; die war blind auf beiden Augen. Und als sie dort waren, kam die Zeit, daß sie die Wahrheit sagen sollten. Und Eurostat
gebar die Wahrheit und sie ward zur Staatsschuldenkrise und legte sie den Staats- und Regierungschefs vor; denn sie hatten sonst kein Geld mehr in Griechenland.
Und es waren Finanzminister in derselben Gegend, die hüteten des Nachts ihre Finanzen. Und der Trichet der EZB trat zu ihnen, und die Klarheit der EZB leuchtete um sie; und sie fürchteten sich
sehr. Und der Trichet sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allen Staaten und Banken widerfahren wird; denn euch ist heute das Ende der
Nichtbeistandsklausel geboren, welche ist Bestandteil des Paktes, aus der Stadt Maastricht. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden die Schulden beglichen und das Geld auf euren Konten liegen.
Und alsbald war da bei dem Trichet die Menge der Staats- und Regierungschefs, die lobten die EZB und sprachen:
Ehre sei der EZB in Frankfurt
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und Liquidität den Gläubigern
bei den Bankern ihres Wohlgefallens.
Und als der Trichet von ihnen zurück nach Frankfurt fuhr, sprachen die Finanzminister zum IWF und zur Kommission: Lasst uns nun gehen als Troika nach Athen und die Haushalte sehen, die da erfunden
sind, was uns die EZB kundgetan hat. Und sie kamen eilend und fanden beide, die leeren Kassen und die hohen Ausgaben, dazu die Staatsschuldenkrise. Als sie es aber gesehen hatten, fürchteten sie
sich, weil sie sahen, dass die Krise kein Ende hatte. Und alle, die davon hörten, wussten, dass die Finanzminister große Sorgen hatten. Die Märkte aber erkannten alle Sorgen und bewegten sie in
ihrem Herzen. Und die Finanzminister kehrten wieder um, priesen und lobten die EZB für alles, was sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war. Aber die Märkte glaubten ihnen nicht
mehr, weil sie zu oft die Unwahrheit gehört hatten. Die Staatsschuldenkrise gedeiht und wächst seitdem.