Deflation für Südeuropa
Deutscher Mittelstand auf verlorenem Posten - Seite 2
Dabei könnten Staatsanleihen Spaniens und Italiens mit ihren im Vergleich zu Bundesanleihen deutlich höheren Renditen eine Renaissance erleben: Sollten die Geldschleusen der Notenbanken weiter geöffnet werden, werde es bei den Bondsaus Ländern der Euro-Zone wie Spanien und Italien eine Rally geben, sagt Salman Ahmed, Stratege des Bankhauses Lombard Odier, voraus.
Die Autoren Michael Rasch und Michael Ferber haben in ihrem Buch „Die heimliche Enteignung” erläutert, welche Folgen eine Deflation auf die Wirtschaft eines betroffenen Landes hat:
Überkapazitäten und steigende Arbeitslosigkeit
Eine Deflation kann entstehen, wenn in einer Volkswirtschaft eine anhaltende, starke Flaute herrscht. In solchen Fällen haben die Unternehmen Überkapazitäten und versuchen, diese mittels
Preissenkungen abzubauen. Dies reicht allerdings nicht aus, und in der Folge senken die Firmen verstärkt ihre Kosten. Dies wiederum führt zu höheren Arbeitslosenraten.
Eine massive Vernichtung von Wohlstand
In einer Deflation geht der Wert des Vermögens zurück, Aktienkurse und Immobilienpreise fallen. So hat die deflationäre Entwicklung in Japan dafür gesorgt, dass die dortigen Häuserpreise seit dem
Platzen der Blase 1989 laut der Bank Sarasin um rund 80 Prozent gesunken sind. Der japanische Aktienleitindex Nikkei 225 erreichte Ende 1989, vor dem Ausbruch der
dortigen Krise und der anschließenden deflationären Entwicklung, ein Niveau von 38.916 Punkten. Ende Juni 2012 stand er immer noch beziehungsweise wieder auf einem Stand von 9.100 Zählern. Er hatte
also knapp 23 Jahre später nicht einmal mehr ein Viertel seines damaligen Höchstwerts.
Schuldenabbau von Unternehmen und Konsumenten
In einer Deflation bauen Unternehmen und Konsumenten Schulden ab – oder versuchen das zumindest. Die Tatsache, dass alle gleichzeitig zu sparen versuchen, schafft ein schwieriges Umfeld für
Unternehmen. Während einer Deflation kommt es im Allgemeinen zu vielen Insolvenzen und Restrukturierungen. Außerdem sind oft Notverkäufe von Vermögenswerten zu beobachten. Dies wird von einem
erheblichen Vertrauensverlust begleitet. In der Folge beginnen Wirtschaftsakteure damit, Geld zu horten.
Verstärktes Sparen der öffentlichen Hand
In einer Deflation sind Staaten zumeist stark verschuldet. Wird die Lage bedrohlich, sind Regierungen gezwungen, einen Teil ihrer Ausgaben zurückzufahren. Die an einen ausgabefreudigen Staat
gewöhnte Wirtschaft spürt dies ebenfalls.
Reduzierte Kreditvergabe der Banken
Aufgrund der schwierigen Lage der Unternehmen und der schwachen Konjunktur werden auch die Banken vorsichtig und vergeben weniger Kredite. Die Finanzhäuser sind selbst immens unter Druck,
beispielsweise weil sie zuvor die Bildung von Blasen mit der Vergabe billigen Geldes begünstigt haben.
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Geringe Umlaufgeschwindigkeit des Geldes
Während Geld bei einer starken Inflation sehr schnell herumgereicht wird, ist bei einer Deflation genau das Gegenteil der Fall. Die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes ist sehr niedrig. Während eine
Zentralbank die Inflation mit der Heraufsetzung des Leitzinses bekämpfen kann, ist der Fall bei einer Deflation komplizierter. Geldpolitische Maßnahmen können hier lange Zeit wirkungslos bleiben.
Die Strategie der EZB, den Staaten den Crash zu ersparen und ihnen weiter Kredite zuzuführen, geht also auf Kosten der Sparer und der Unternehmen in Deutschland.
Die Zentralbanken versuchen zu retten, was im Grunde nicht zu retten ist.
Bei der Deflation gilt die Faustregel: Staaten, die in die Deflation rutschen, müssen sich auf ein verlorenes Jahrzehnt einstellen.
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Der Text erschien ursprünglich auf der Seite der "Deutsche Wirtschafts Nachrichten": www.deutsche-wirtschafts-nachrichten.de