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     3611  0 Kommentare Summers: Säkulare Stagnation - Seite 2

    Summers sieht zwei Möglichkeiten – beide zielen darauf ab, die Nachfrage anzukurbeln: Die Fed könnte erstens zeitweilig ein höheres Inflationsziel ausgeben. Über selbst-erfüllende Prophezeihung würden die Realzinsen weiter in den negativen Bereich fallen und die Sparneigung senken. Die zweite Möglichkeit könnte darin bestehen, sich in Richtung Cash-loser Wirtschaft zu bewegen, in der alles Geld elektronisch ist. Dann könnte die Fed die Nominalzinsen sogar negativ machen, ohne Gefahr zu laufen, dass Geld außerhalb der Banken gehortet und das Geldsystem so destabilisiert wird.

    Martin Wolf sieht in der FT unter der Überschrift “Why the future looks sluggish” drei Optionen: Die erste deckt sich mit dem ersten Vorschlag von Summers und ist in den zurückliegenden Jahren des öfteren von mehr oder weniger renommierten Ökonomen gefordert worden. Die zweite Option besteht darin, Unternehmen anzuregen, mehr zu investieren. Dabei stört allerdings, dass das Management von Aktiengesellschaften zur Sicherung von Bonus-Zahlungen Aktienkurse leicht durch Aktienrückkäufe steuern kann und nicht den beschwerlichern Weg über produktivere Investitionen gehen muss. Wolf favorisiert getreu Keynes den dritten Weg, die überschüssigen Sparbeträge zu verwenden, um öffentliche Investitionen z.B. in Infrastruktur, Umwelt und Bildung zu steigern. Außerdem sollten Kapitalströme in die Emerging Markets erleichtert werden.

    Prof. Bofinger, Mitglied des Sachverständigenrats, hält es in diesem Zusammenhang für Unsinn, dass die EZB mit Tiefstzinsen Sparer enteignet und für fatal, dass Länder wie Deutschland nicht mehr investieren. In Deutschland sei der Anteil der Arbeitseinkommen am Volkseinkommen in den vergangenen 15 Jahren stetig zurückgegangen, während die Kapitaleinkommen stark gestiegen sind. Die Unternehmensgewinne werden gespart und (in Deutschland) nicht reinvestiert. Hinzu kommt, dass die Nettoinvestitionen des deutschen Staates derzeit negativ sind. Da wäre noch Potenzial, wenn nicht die in Europa vereinbarte, in dieser Form ökonomisch unsinnige Schuldenbremse dagegen stünde, sagt Bofinger.

    Keynes war der Auffassung, dass in Ermangelung privater Nachfrage der Staat als letztinstanzlicher Nachfrager auftreten muss, um ein neues Gleichgewicht zu schaffen, von dem aus es für Unternehmen wieder interessant ist, Arbeitsplätze zu schaffen und neu zu investieren.

    Summers weist nun darauf hin, dass das nicht genügen könnte. Es könnte nicht reichen, lediglich zum durch eine längere Phase verzögerten Wachstums ohnehin gedrückten Potenzial-Output zurückzukehren, weil die sich daraus ergebende Nachfrage zu schwach ist, um deflationären Druck auszuschalten. (Eine Konsequenz wäre z.B.: Die Zentralbanken müssten geradezu auf Vermögenspreisblasen versessen sein, weil deren Wohlstandseffekt zu zusätzlicher Nachfrage verhilft).

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    Klaus Singer
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    Verfasst von Klaus Singer
    Summers: Säkulare Stagnation - Seite 2 Die Zentralbanken der entwickelten Länder sind in Bewegung. Es wird über Diskussionen innerhalb der EZB berichtet, die Einlagen-Zinsen negativ zu machen. Die Fed überlegt offenbar ebenfalls, die Verzinsung auf Bank-Einlagen bei ihr zu reduzieren. …