Ruhig Blut - Seite 2
Wenn sich die Katze in den Schwanz beißt
Und jetzt kommt es mal wieder zu einem kleinen Kabinettstückchen der Börsen: Die Entwicklung des Kupferpreises gilt vielen Anlegern als Frühindikator für die weltwirtschaftliche Entwicklung - eben weil dieser Indikator in der Vergangenheit eine gute Prognosequalität gezeigt hat. Wenn also der Kupferpreis einbricht, dann muss dies doch ein Hinweis darauf sein, dass das Weltwirtschaftswachstum kurz vor einem derben Rücksetzer steht. Der geneigte Anleger gerät aufgrund des starken Kursrückgangs in Unruhe und verkauft. Hier haben wir wieder einmal eine sehr plausible Idee (siehe Steffens-Daily von gestern).
Wenn jedoch die oben beschriebene Sorge um die generelle Bedarfsmenge Chinas den Kupferpreis hat einbrechen lassen und nicht eine tatsächlich sinkende Nachfrage, kann man die Entwicklung des Kupferpreise als Frühindikator für die Weltwirtschaft in den kommenden Wochen nicht mehr nutzen. Der Indikator hätte vorübergehend diesbezüglich seine Aussagekraft verloren.
Zwischenfazit: Eigentlich bestätigt die heutige Nachrichtenentwicklung genau das, was ich gestern geschrieben habe. Die einzelnen Nachrichten sollten Sie nicht überbewerten. Man muss sich zwar damit beschäftigen, um ein Gesamtbild zu erhalten, aber tatsächlich ist es besser, sich einfach hinter den Markt zu stellen.
Nachrichten, Überzeugungen und ein Gesamtbild
Und damit muss ich auch einem Leser widersprechen, der zu dem gestrigen Text schrieb: "Herr Steffens, die heutige Analyse hätte man auch kürzer fassen können. Warum schreiben Sie nicht direkt: Nichts Genaues weiß man nicht?"
Ich wollte mit den Ausführungen gestern lediglich darstellen, dass man nicht den Fehler machen soll, aufgrund einzelner Nachrichten Überzeugungen zu entwickeln, die schlussendlich zu Fehlinvestitionen führen können. Wir nutzen bei Stockstreet sehr viele Prognosemittel, um uns einen Gesamtüberblick zu verschaffen. Aber wir bewerten nicht die alltägliche Hysterie der Börsen. Und das war der Sinn des Textes, wobei ich nun natürlich nicht weiß, ob die Intention des Textes angekommen ist. Aber das weiß man nie.
Fakt ist, wir befinden uns in einer Konsolidierung, die schon lange überfällig war. Diese Konsolidierung startete, wie auch erwartet, in Reichweite der psychologisch wichtigen Widerstandsmarke von 10.000 Punkten im DAX. Die auslösenden Nachrichten dazu waren perfekt geeignet, um Anleger von ihren Aktien zu trennen. Mehr ist aber noch nicht passiert.
Um abzuschätzen, ob aus dieser ganz normalen Konsolidierung vielleicht doch ein nachhaltiger Abwärtstrend entstehen wird, muss die gesamte Situation über die bekannten und seit Jahren erfolgreichen Prognosemittel im normalen Verlauf der wirtschaftlichen und geldpolitischen Entwicklungen analysiert werden. Das jedoch immer in dem Wissen, dass man so lediglich Wahrscheinlichkeiten berechnet und schlussendlich selbst nach einer umfassenden Analyse immer noch nichts wirklich „sicher“ weiß. Und so schreibe ich auch im Steffens Daily immer nur über Wahrscheinlichkeiten…
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Viele Grüße
Ihr
Jochen Steffens
(Quelle: www.stockstreet.de)