Geldpolitik der EZB
Sind Staatsanleihenkäufe überhaupt noch nötig?
Über die aktuell stattfindende Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB), deren Ergebnis morgen bekanntgegeben und von den Märkten sehnsüchtig erwartet wird, hatten wir bereits ausführlich berichtet.
Nicht mehr ob, sondern wie viel
Mittlerweile fragen sich die Anleger nicht mehr ob, sondern wie stark die Zentralbank die Märkte zusätzlich unterstützen wird. Erwartet wird ein großes Anleihekaufprogramm, wobei Bankanalysten im Durchschnitt ein Kaufvolumen von 550 Milliarden Euro prognostizieren. Dies ergab eine Umfrage der Nachrichtenagentur Bloomberg. Die Range reicht dabei allerdings hoch bis zu einer Billion Euro.
Negatives Überraschungspotential überwiegt
Mehrfach hatten wir vor diesem Hintergrund bereits betont, dass das Überraschungspotential auf der Unterseite liegt, weil neue geldpolitische Maßnahmen in beträchtlicher Höhe bereits eingepreist sind und diese Positionen aufgelöst werden, wenn die EZB die Markterwartungen enttäuscht. Entsprechende Kursbewegungen im DAX, im Euro oder auch im Bund Future wären die Folge. Aufgrund unserer Analysen sehen wir inzwischen eine deutliche Gefahr, dass die EZB nicht so stark in den Markt eingreift, wie es die Anleger gerne hätten.
Reicht das Inflations- bzw. Deflationsargument wirklich aus
So ist aktuell quasi das einzige Argument für Staatsanleihenkäufe oder sonstige neue Maßnahmen die rückläufige Inflationsrate, die im Dezember mit -0,2% sogar bereits deflationäre Tendenzen aufwies (wir berichteten). Doch diese ist besonders durch die gesunkenen Ölpreise beeinflusst, und diese haben keine negativen Auswirkungen auf die Wirtschaft. Entsprechend handelt es sich nicht um eine gefährliche Deflation, sondern eigentlich sogar um eine positive, zumal sie nur temporärer Natur sein dürfte.
Kreditgeschäft zieht deutlich an – Geldpolitik der EZB fruchtet bereits
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Alle anderen Anzeichen deuten inzwischen darauf hin, dass die bisher bereits beschlossenen Maßnahmen der EZB bereits Früchte tragen, wenn auch nur langsam. So ist laut der EZB-Umfrage zum Kreditgeschäft im Euro-Währungsgebiet (Bank Lending Survey) vom Januar 2015 die Nachfrage nach Krediten aller Kategorien gestiegen. Die über den gesamten Euro-Raum aggregierten Ergebnisse des zeigen, dass die Banken ihre Vergabestandards im Firmenkundengeschäft wie auch in abgeschwächter Form im Bereich der privaten Bau- und Konsumfinanzierung geringfügig gelockert haben.
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