Rohstoffe - Graphen
Im Osten viel Neues – mit Graphen
Im thüringischen Rudolstadt wird eifrig an Graphen, dem Stoff der Zukunft geforscht.
Graphen gehört zu den Zukunfts-Materialien schlechthin. In Rudolstadt, Dresden und Jena entsteht derzeit ein Zentrum der Graphen-Entwicklung, das weltweit eine Führungsrolle einnehmen könnte.
Im Thüringischen Rudolstadt baut das australische Unternehmen Talga Resources eine Pilotanlage zur Herstellung von Graphen. Das Rohmaterial Graphit kommt aus dem Norden Schwedens. Dort, nahe der
Eisenerz-Bergbaustadt Kiruna, besitzt Talga Gebiete und die dazugehörigen Lizenzen hochgradiges Graphen abzubauen. Aufgrund der Eigenschaften dieses Materials dürfte eine industrielle und
kostengünstige Fertigung von Graphen möglich sein. Das würde nicht nur Talga zu einem Vorreiter in der Graphen-Branche machen, sondern auch das Unternehmen und damit die Talga-Aktie deutlich
aufwerten.
In Zusammenarbeit mit Spezialisten von Universitäten wie Dr. Martin R. Lohe, Industrieprojektkoordinator am Lehrstuhl für Molekulare Funktionsmaterialien der TU Dresden, wird Graphen als
Zukunftsmaterial immer weiter erforscht. Wir danken Dr. Lohe für folgendes Interview, dass uns den noch sehr exotisch anmutenden Rohstoff Graphen näher bringt.
Dr. Lohe, Graphen wird als Rohstoff des 21. Jahrhundert gelobt. Was sind die besonderen Eigenschaften diese Materials?
Dr. Martin R. Lohe:
Zunächst einmal ist Graphen unglaublich dünn, es besteht ja nur aus einer einzigen Lage Kohlenstoffatome. Dennoch besitzt es eine extrem hohe mechanische Stabilität und leitet sowohl Wärme als auch
den elektrischen Strom sehr gut. Das macht es für viele Anwendungen interessant. Im Gegensatz zu anderen Materialien ist aber auch die nahezu unbegrenzte Verfügbarkeit zu nennen.
Haben Sie ein Beispiel für uns?
Dr. Lohe:
Nehmen Sie zum Beispiel einen Bleistift. Der ist nicht besonders groß. Aber wenn man das in der Mine enthaltene Graphit in seine einzelnen Graphen-Schichten aufspaltet, könnte man damit ein
Handball- oder sogar ein Fußballfeld komplett bedecken.
Wie wird Graphen eigentlich gewonnen?
Dr. Lohe:
Graphen wurde 2004 das erste Mal gezielt dargestellt. 2010 gab es dafür dann den Nobelpreis für Physik. Dementsprechend groß sind die Resonanz und das Interesse in der wissenschaftlichen
Gemeinschaft. Inzwischen gibt es bereits auch eine ganze Reihe von Prozessen. Generell kann zwischen aufbauenden Verfahren, wie der chemischen Gasphasenabscheidung aus molekularen Vorstufen und den
sogenannten Top-Down-Verfahren unterschieden werden. Wobei letztere im Prinzip immer eine physikalische oder chemische Zerkleinerung von Graphit zum Ziel haben.