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    Landeszeitung Lüneburg  1291  0 Kommentare Es läuft auf den Steuerzahler hinaus-Bankenexperte Prof. Dr. Burghof über die italienische Bankenkrise und Mario Draghis Rolle dabei - Seite 2


    europäischen Banken zu stecken. Reicht das aus?

    Burghof: Ob das ausreicht, ist schwer zu sagen. Es hängt davon ab,
    wie sich die Krise weiter verschärft. Aber ich finde es interessant,
    dass gerade der Chefökonom der Deutschen Bank sich so äußert. Denn
    natürlich arbeitet er damit auch pro domo: Die Deutsche Bank ist
    intensiv vernetzt mit anderen Banken. Und wenn eine allgemeine
    Bankenkrise kommt, wäre das auch ein Problem für die Deutsche Bank.
    Sie ist im Kapitalmarkt zwar gut aufgestellt, hätte aber wenig Freude
    daran, wenn zusätzliche Verluste ihre Bilanzen belasten würden.

    Vor allem die Traditionsbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) steht
    im Fokus. Es wird davon ausgegangen, dass die Bank ihre faulen
    Kredite im Wert von fast 44 Milliarden Euro nicht ohne staatliche
    Hilfe abbauen kann, wie von der Europäischen Zentralbank gefordert.
    Der neuen EU-Bankenrichtlinie zufolge dürfen staatliche Hilfen für
    angeschlagene Banken aber erst fließen, nachdem Aktionäre und private
    Gläubiger herangezogen wurden. Was hätte das für Auswirkungen für den
    gesamten Finanzsektor?

    Burghof: Dass man zunächst nicht auf staatliche Hilfen
    zurückgreift, wenn man eine Bank abwickelt, ist einer der
    wesentlichen Bausteine der europäischen Bankenunion. Man könnte auch
    sagen, dass es eine der Bedingungen war, die erfüllt sein mussten,
    damit sich die Länder mit besseren, solideren Banksystemen bereit
    erklärt haben, in diese doch gemeinschaftliche Haftung der
    Bankenunion hineinzugehen. Wenn man diese Regeln brechen würde, wäre
    damit die gesamte europäische Bankenunion infragezustellen. Deshalb
    ist es verständlich, dass die Europäische Zentralbank als europäische
    Bankenaufsichtsbehörde zunächst einmal fordert, dass es keine
    staatlichen Hilfen gibt. Dies erscheint aber leider politisch
    unrealistisch. Italien hat bereits bei mehreren kleineren
    Regionalbanken die vereinbarten Verfahren durchgezogen. Das hat zu
    erheblichen Protesten geführt, weil private Gläubiger mehrere hundert
    Millionen Euro verloren haben. Die Regierung will natürlich
    wiedergewählt werden. Da es in Italien mehrere alternative Parteien
    und Strömungen gibt, die eine teilweise sehr extreme Position
    gegenüber Europa einnehmen, wird man eine Wahlniederlage der
    aktuellen Regierung nicht riskieren wollen. Hier vermischt sich das
    Ökonomische und das Politische in einer sehr unerfreulichen Weise.
    Ich fürchte, am Ende wird man Italiens Bankensystem eben doch mit
    Steuergeld retten wollen.

    Auch bei der größten Bank des Landes, Unicredit, wachsen die
    Sorgen vor neuen Lücken. Sie gilt als global systemrelevant.
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    Landeszeitung Lüneburg Es läuft auf den Steuerzahler hinaus-Bankenexperte Prof. Dr. Burghof über die italienische Bankenkrise und Mario Draghis Rolle dabei - Seite 2 Die Banken in Italien stecken in einer schweren Krise. Faule Kredite in Milliardenhöhe und eine lahmende Wirtschaft bilden einen Teufelskreis, den die italienische Regierung mit einem Rettungspaket für die Banken durchbrechen will. Allerdings …

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