Landeszeitung Lüneburg
Es läuft auf den Steuerzahler hinaus-Bankenexperte Prof. Dr. Burghof über die italienische Bankenkrise und Mario Draghis Rolle dabei - Seite 2
europäischen Banken zu stecken. Reicht das aus?
Burghof: Ob das ausreicht, ist schwer zu sagen. Es hängt davon ab,
wie sich die Krise weiter verschärft. Aber ich finde es interessant,
dass gerade der Chefökonom der Deutschen Bank sich so äußert. Denn
natürlich arbeitet er damit auch pro domo: Die Deutsche Bank ist
intensiv vernetzt mit anderen Banken. Und wenn eine allgemeine
Bankenkrise kommt, wäre das auch ein Problem für die Deutsche Bank.
Sie ist im Kapitalmarkt zwar gut aufgestellt, hätte aber wenig Freude
daran, wenn zusätzliche Verluste ihre Bilanzen belasten würden.
Vor allem die Traditionsbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) steht
im Fokus. Es wird davon ausgegangen, dass die Bank ihre faulen
Kredite im Wert von fast 44 Milliarden Euro nicht ohne staatliche
Hilfe abbauen kann, wie von der Europäischen Zentralbank gefordert.
Der neuen EU-Bankenrichtlinie zufolge dürfen staatliche Hilfen für
angeschlagene Banken aber erst fließen, nachdem Aktionäre und private
Gläubiger herangezogen wurden. Was hätte das für Auswirkungen für den
gesamten Finanzsektor?
Burghof: Dass man zunächst nicht auf staatliche Hilfen
zurückgreift, wenn man eine Bank abwickelt, ist einer der
wesentlichen Bausteine der europäischen Bankenunion. Man könnte auch
sagen, dass es eine der Bedingungen war, die erfüllt sein mussten,
damit sich die Länder mit besseren, solideren Banksystemen bereit
erklärt haben, in diese doch gemeinschaftliche Haftung der
Bankenunion hineinzugehen. Wenn man diese Regeln brechen würde, wäre
damit die gesamte europäische Bankenunion infragezustellen. Deshalb
ist es verständlich, dass die Europäische Zentralbank als europäische
Bankenaufsichtsbehörde zunächst einmal fordert, dass es keine
staatlichen Hilfen gibt. Dies erscheint aber leider politisch
unrealistisch. Italien hat bereits bei mehreren kleineren
Regionalbanken die vereinbarten Verfahren durchgezogen. Das hat zu
erheblichen Protesten geführt, weil private Gläubiger mehrere hundert
Millionen Euro verloren haben. Die Regierung will natürlich
wiedergewählt werden. Da es in Italien mehrere alternative Parteien
und Strömungen gibt, die eine teilweise sehr extreme Position
gegenüber Europa einnehmen, wird man eine Wahlniederlage der
aktuellen Regierung nicht riskieren wollen. Hier vermischt sich das
Ökonomische und das Politische in einer sehr unerfreulichen Weise.
Ich fürchte, am Ende wird man Italiens Bankensystem eben doch mit
Steuergeld retten wollen.
Auch bei der größten Bank des Landes, Unicredit, wachsen die
Sorgen vor neuen Lücken. Sie gilt als global systemrelevant.
zurückgreift, wenn man eine Bank abwickelt, ist einer der
wesentlichen Bausteine der europäischen Bankenunion. Man könnte auch
sagen, dass es eine der Bedingungen war, die erfüllt sein mussten,
damit sich die Länder mit besseren, solideren Banksystemen bereit
erklärt haben, in diese doch gemeinschaftliche Haftung der
Bankenunion hineinzugehen. Wenn man diese Regeln brechen würde, wäre
damit die gesamte europäische Bankenunion infragezustellen. Deshalb
ist es verständlich, dass die Europäische Zentralbank als europäische
Bankenaufsichtsbehörde zunächst einmal fordert, dass es keine
staatlichen Hilfen gibt. Dies erscheint aber leider politisch
unrealistisch. Italien hat bereits bei mehreren kleineren
Regionalbanken die vereinbarten Verfahren durchgezogen. Das hat zu
erheblichen Protesten geführt, weil private Gläubiger mehrere hundert
Millionen Euro verloren haben. Die Regierung will natürlich
wiedergewählt werden. Da es in Italien mehrere alternative Parteien
und Strömungen gibt, die eine teilweise sehr extreme Position
gegenüber Europa einnehmen, wird man eine Wahlniederlage der
aktuellen Regierung nicht riskieren wollen. Hier vermischt sich das
Ökonomische und das Politische in einer sehr unerfreulichen Weise.
Ich fürchte, am Ende wird man Italiens Bankensystem eben doch mit
Steuergeld retten wollen.
Auch bei der größten Bank des Landes, Unicredit, wachsen die
Sorgen vor neuen Lücken. Sie gilt als global systemrelevant.