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    Landeszeitung Lüneburg  1291  0 Kommentare Es läuft auf den Steuerzahler hinaus-Bankenexperte Prof. Dr. Burghof über die italienische Bankenkrise und Mario Draghis Rolle dabei - Seite 3



    Burghof: Die einzige wirklich große international tätige Bank
    Italiens hat schon mehr getan im Abbau alter Probleme. Aber
    letztendlich trifft natürlich auch die Unicredit die Tatsache, dass
    sich die Bewertung italienischer Kredite massiv verschlechtert hat -
    auch weil sich die gesamtwirtschaftliche Situation Italiens so
    verschlechtert hat. Die ganzen aufgeschobenen Reformen, die
    Unfähigkeit des politischen Systems, sich zu reformieren, die ganze
    damit verbundene Ineffizienz ist über eine Schwelle gestiegen,
    jenseits derer es den Unternehmen nicht mehr möglich ist, sich
    dagegen zu wehren. Das trifft jede Bank, die in Italien in
    erheblichem Umfang Geschäfte macht.

    Deutsche und französische Banken sind auch stark in Italien
    engagiert. Befürchten Sie auch hier Ausfälle?

    Burghof: Ich würde mal vermuten, dass die Kredite, die eine
    ausländische Bank gibt, nicht per se besser sind als die, die eine
    inländische Bank vergibt.

    Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem hat ein neues
    milliardenschweres Banken-Rettungsprogramm aus Steuergeldern
    abgelehnt. EU-Chef Jean-Claude Juncker ist hingegen bekannt dafür,
    dass er immer mal wieder politische Lösungen abseits von vereinbarten
    starren Regeln anstrebt. Glauben Sie, dass es eine Art "Lex Italia"
    geben wird?

    Burghof: Ja, das würde ich sehr stark vermuten. Es gibt auch noch
    andere Gründe, die dafür sprechen, wie eben die Gefahr der
    politischen Destabilisierung Italiens. Außerdem war der heutige
    Präsident der Europäischen Zentralbank Mario Draghi von 2006 bis 2011
    Chef der italienischen Zentralbank, und gerade in diesen Jahren und
    damit unter seiner Verantwortung wurden die Probleme des
    italienischen Bankensystems eben nicht angegangen, sondern auf die
    lange Bank geschoben. Dies hat im Ergebnis zu der Verschärfung der
    Lage geführt, mit der wir heute konfrontiert sind. Mario Draghi wird
    dieses Versagen nicht bloßstellen wollen. Er wird daher nach einer
    Lösung suchen, bei der die Probleme möglichst unauffällig beseitigt
    werden, ohne dass man einen genaueren Blick auf die Ursachen und die
    Rolle der italienischen Zentralbank dabei werfen muss. Dafür braucht
    er aber viel Geld - und die Frage ist, wo er dieses Geld herbekommt.

    Was sagen Sie denn generell zur Null-Zins-Politik Draghis?

    Burghof: Ganz allgemein ist diese Null-Zins-Politik sehr
    unerfreulich für jene Länder, die eine solche Politik zur Förderung
    ihres Wirtschaftswachstums gar nicht benötigen. Sie ist aber auch
    unwirksam, denn wir befinden uns eigentlich in einer Art
    keynsianischer Liquiditätsfalle: Das Geld, das in den Markt gepumpt
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    Landeszeitung Lüneburg Es läuft auf den Steuerzahler hinaus-Bankenexperte Prof. Dr. Burghof über die italienische Bankenkrise und Mario Draghis Rolle dabei - Seite 3 Die Banken in Italien stecken in einer schweren Krise. Faule Kredite in Milliardenhöhe und eine lahmende Wirtschaft bilden einen Teufelskreis, den die italienische Regierung mit einem Rettungspaket für die Banken durchbrechen will. Allerdings …

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