Landeszeitung Lüneburg
Es läuft auf den Steuerzahler hinaus-Bankenexperte Prof. Dr. Burghof über die italienische Bankenkrise und Mario Draghis Rolle dabei - Seite 3
Burghof: Die einzige wirklich große international tätige Bank
Italiens hat schon mehr getan im Abbau alter Probleme. Aber
letztendlich trifft natürlich auch die Unicredit die Tatsache, dass
sich die Bewertung italienischer Kredite massiv verschlechtert hat -
auch weil sich die gesamtwirtschaftliche Situation Italiens so
verschlechtert hat. Die ganzen aufgeschobenen Reformen, die
Unfähigkeit des politischen Systems, sich zu reformieren, die ganze
damit verbundene Ineffizienz ist über eine Schwelle gestiegen,
jenseits derer es den Unternehmen nicht mehr möglich ist, sich
dagegen zu wehren. Das trifft jede Bank, die in Italien in
erheblichem Umfang Geschäfte macht.
Deutsche und französische Banken sind auch stark in Italien
engagiert. Befürchten Sie auch hier Ausfälle?
Burghof: Ich würde mal vermuten, dass die Kredite, die eine
ausländische Bank gibt, nicht per se besser sind als die, die eine
inländische Bank vergibt.
Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem hat ein neues
milliardenschweres Banken-Rettungsprogramm aus Steuergeldern
abgelehnt. EU-Chef Jean-Claude Juncker ist hingegen bekannt dafür,
dass er immer mal wieder politische Lösungen abseits von vereinbarten
starren Regeln anstrebt. Glauben Sie, dass es eine Art "Lex Italia"
geben wird?
Burghof: Ja, das würde ich sehr stark vermuten. Es gibt auch noch
andere Gründe, die dafür sprechen, wie eben die Gefahr der
politischen Destabilisierung Italiens. Außerdem war der heutige
Präsident der Europäischen Zentralbank Mario Draghi von 2006 bis 2011
Chef der italienischen Zentralbank, und gerade in diesen Jahren und
damit unter seiner Verantwortung wurden die Probleme des
italienischen Bankensystems eben nicht angegangen, sondern auf die
lange Bank geschoben. Dies hat im Ergebnis zu der Verschärfung der
Lage geführt, mit der wir heute konfrontiert sind. Mario Draghi wird
dieses Versagen nicht bloßstellen wollen. Er wird daher nach einer
Lösung suchen, bei der die Probleme möglichst unauffällig beseitigt
werden, ohne dass man einen genaueren Blick auf die Ursachen und die
Rolle der italienischen Zentralbank dabei werfen muss. Dafür braucht
er aber viel Geld - und die Frage ist, wo er dieses Geld herbekommt.
Was sagen Sie denn generell zur Null-Zins-Politik Draghis?
Burghof: Ganz allgemein ist diese Null-Zins-Politik sehr
unerfreulich für jene Länder, die eine solche Politik zur Förderung
ihres Wirtschaftswachstums gar nicht benötigen. Sie ist aber auch
unwirksam, denn wir befinden uns eigentlich in einer Art
keynsianischer Liquiditätsfalle: Das Geld, das in den Markt gepumpt
ausländische Bank gibt, nicht per se besser sind als die, die eine
inländische Bank vergibt.
Eurogruppenchef Jeroen Dijsselbloem hat ein neues
milliardenschweres Banken-Rettungsprogramm aus Steuergeldern
abgelehnt. EU-Chef Jean-Claude Juncker ist hingegen bekannt dafür,
dass er immer mal wieder politische Lösungen abseits von vereinbarten
starren Regeln anstrebt. Glauben Sie, dass es eine Art "Lex Italia"
geben wird?
Burghof: Ja, das würde ich sehr stark vermuten. Es gibt auch noch
andere Gründe, die dafür sprechen, wie eben die Gefahr der
politischen Destabilisierung Italiens. Außerdem war der heutige
Präsident der Europäischen Zentralbank Mario Draghi von 2006 bis 2011
Chef der italienischen Zentralbank, und gerade in diesen Jahren und
damit unter seiner Verantwortung wurden die Probleme des
italienischen Bankensystems eben nicht angegangen, sondern auf die
lange Bank geschoben. Dies hat im Ergebnis zu der Verschärfung der
Lage geführt, mit der wir heute konfrontiert sind. Mario Draghi wird
dieses Versagen nicht bloßstellen wollen. Er wird daher nach einer
Lösung suchen, bei der die Probleme möglichst unauffällig beseitigt
werden, ohne dass man einen genaueren Blick auf die Ursachen und die
Rolle der italienischen Zentralbank dabei werfen muss. Dafür braucht
er aber viel Geld - und die Frage ist, wo er dieses Geld herbekommt.
Was sagen Sie denn generell zur Null-Zins-Politik Draghis?
Burghof: Ganz allgemein ist diese Null-Zins-Politik sehr
unerfreulich für jene Länder, die eine solche Politik zur Förderung
ihres Wirtschaftswachstums gar nicht benötigen. Sie ist aber auch
unwirksam, denn wir befinden uns eigentlich in einer Art
keynsianischer Liquiditätsfalle: Das Geld, das in den Markt gepumpt