checkAd

    Landeszeitung Lüneburg  1291  0 Kommentare Es läuft auf den Steuerzahler hinaus-Bankenexperte Prof. Dr. Burghof über die italienische Bankenkrise und Mario Draghis Rolle dabei - Seite 4


    wird, kommt nicht da an, wo es ankommen soll. Damit bleiben nur die
    negativen Effekte, und die sind für Deutschland besonders drastisch.
    Die Null-Zins-Politik schneidet vor allem kleinen und regionalen
    Banken eine wesentliche Ertragsquelle ab, nämlich die der günstigen
    Refinanzierung über Kundeneinlagen. Unter den aktuellen
    Marktbedingungen müssten sie anstelle einer Zinszahlung an die Kunden
    von den Kunden eine Aufbewahrungsgebühr fordern. Im Massengeschäft
    ist aber ein solcher Negativzins kaum durchsetzbar, da er die Kunden
    sehr verärgern würde, vor allem aber, weil die Kunden das Geld
    einfach in bar abheben könnten, was im Ergebnis zu einem Run auf das
    Bankensystem und damit zu hohem Schaden für Staat und Gesellschaft
    führen würde. Die meisten Banken machen daher mit ihrer
    Einlagenfinanzierung schlichtweg Verlust. Dies trifft vor allem die
    kleinen, kundenorientierten Institute mit vielen Zweigstellen,
    während die großen, am Kapitalmarkt orientierten Banken den
    Negativ-Zins durchaus an ihre Finanziers weitergeben können.
    Langfristig bewirkt daher die Null-Zins-Politik eine
    Strukturveränderung des deutschen Bankensystems, die überhaupt nicht
    in unserem Sinne ist: weg von der Dezentralität, weg von der
    Mittelstands- und Kunden-Orientierung, hin zu großen Instituten, hin
    zu am Ende weniger Wettbewerb in der Fläche.

    Konterkariert die Null-Zins-Politik am Ende auch die
    Sparbemühungen der Staaten?

    Burghof: Rein buchhalterisch stärkt diese Politik die
    Sparbemühungen, weil die Staaten keine oder nur geringe Zinsen zahlen
    müssen. Aber aus ökonomischer Perspektive muss man auch Politikern
    Anreize setzen, das Richtige zu tun. Ein ordentlicher, solider Zins
    ist ein solcher Anreiz, weil er den Politikern klarmacht: Wenn du
    heute einen Kredit aufnimmst, ist dein finanzieller Spielraum morgen
    kleiner. Diesen Anreiz gibt es heute nicht. Manche Politiker und
    Journalisten träumen sogar davon, mit der zusätzlichen Kreditaufnahme
    Geld zu verdienen.

    Die Euro-Gruppe treibt auf der einen Seite die Defizitverfahren
    gegen Spanien und Portugal voran, auf der anderen Seite scheint sie
    Italien an der langen Leine zu lassen, Haben Sie dafür noch
    Verständnis?

    Burghof: Nein, denn es ist eine rein politische Geschichte. Die
    Defizitverfahren per se sind viel zu langsam. Eine Bestrafung durch
    den Kapitalmarkt wäre viel unmittelbarer wirksam, ist aber nicht mehr
    erwünscht. Anders ausgedrückt: Was in Europa gemacht wird, ist
    asymmetrisch statt ökonomisch - und hängt vor allem vom politischen
    Einfluss der jeweiligen Akteure ab.

    Das Interview führte

    Werner Kolbe

    OTS: Landeszeitung Lüneburg
    newsroom: http://www.presseportal.de/nr/65442
    newsroom via RSS: http://www.presseportal.de/rss/pm_65442.rss2

    Pressekontakt:
    Landeszeitung Lüneburg
    Werner Kolbe
    Telefon: +49 (04131) 740-282
    werner.kolbe@landeszeitung.de
    Seite 4 von 4



    news aktuell
    0 Follower
    Autor folgen
    Verfasst von news aktuell
    Landeszeitung Lüneburg Es läuft auf den Steuerzahler hinaus-Bankenexperte Prof. Dr. Burghof über die italienische Bankenkrise und Mario Draghis Rolle dabei - Seite 4 Die Banken in Italien stecken in einer schweren Krise. Faule Kredite in Milliardenhöhe und eine lahmende Wirtschaft bilden einen Teufelskreis, den die italienische Regierung mit einem Rettungspaket für die Banken durchbrechen will. Allerdings …

    Schreibe Deinen Kommentar

    Disclaimer