Japan mit neuen Experimenten? - Seite 2
Japan ist bei einer solchen Entwicklung Vorreiter, genauso wie das Land bei der Implementation geldpolitischer Experimente zur Ankurbelung der Realwirtschaft seit zwei Dekaden führend ist. Unter Regierungschef Abe wurde 2013 mit dem bezogen auf das BIP größten Kaufprogramm begonnen, das je eine Notenbank aufgelegt hat. Konjunkturprogramme und Geldschwemme waren bisher jedoch nicht in der Lage, die wirtschaftliche Lähmung dauerhaft zu überwinden, die das Land nach dem Platzen der Blasen am Aktien- und Immobilienmarkt Anfang der 1990er Jahre erfasst hat (Chartquelle).
Im Januar hatte Notenbankchef Kuroda die Wirkungslosigkeit der bisher eingeleiteten Maßnahmen beklagt, kurz darauf hatte die BoJ die Tür in Richtung negativer Leitzinsen aufgestoßen. Der Yen reagierte darauf, für viele überraschend, mit anhaltender Stärke. Gegen Dollar hatte sich das Währungspaar seit der Ankündigung der Abenomics von 78 auf in der Spitze auf 125 entwickelt, aktuell notiert es nach einem kürzlich erreichten Tief nahe 100 bei 105. Man muss kein Hellseher sein, das Währungspaar ist eine Widerstandszone hineingelaufen, die bis oberhalb von 106 reicht (Chartquelle).
Das G7-Treffen vor einigen Wochen ging ohne Freibrief für Japan zu Ende, seine Währung durch direkte Interventionen zu schwächen. Das US-Finanzministerium warnte Japan ausdrücklich vor Manipulationen und forderte stattdessen, die japanische Binnennachfrage zu steigern. Da kam am zurückliegenden Wochenende die Wiederwahl Abes gerade recht, der umgehend weitere staatliche Anreizmaßnahmen ankündigte. Das schwächte den Yen schnell und deutlich, jetzt müssen aber erst einmal Taten der Regierung folgen.
Der ehemalige Fed-Chef Bernanke weilte in der zurückliegenden Woche in Japan. Gerüchte wollen wissen, dass er Abe bei der Einführung neuer, kreativer Maßnahmen in Richtung Wirtschafts- und Finanzpoltik berät. Bernanke war es seinerzeit, der ein Wort von Milton Friedman aufgriff und sagte, notfalls müsse die Notenbank als allerletzte Maßnahme zum Helikopter-Geld greifen.
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Helikopter-Geld ist eine Metapher u.a. für einen Anstieg der Staatsausgaben oder eine Steuersenkung, die durch eine permanente Ausweitung der Geldmenge finanziert wird. Man verspricht sich davon eine Zunahme der Inflation, eine Abwertung der Währung und einen Anstieg der Verbraucherausgaben.