Deutsche Industrie zwischen Trumpophobie und Trumpophilie - Seite 2
Es ist naiv anzunehmen, dass ein Freihandel zwischen Europa und Asien ohne die USA die klare Alternative ist. Auch China fürchtet sich vor amerikanischen Strafzöllen. Das spräche zwar für eurasische Zusammenarbeit. Zunächst sind jedoch Rechtssicherheit und Urheberschutz in China sicherlich nicht so ausgeprägt wie in den USA. Und Peking wird sicherlich nicht den barmherzigen handelspolitischen Samariter für Europa ohne üppige Gegenleistung spielen. Dieser Preis wird z.B. ein möglichst bedingungsloser Zugriff auf deutsche vor allem mittelständische Industrieunternehmen sein. China ist im Rahmen seiner Technologie- und Digitalisierungsoffensive dringend auf Zukäufe angewiesen, da die eigene Entwicklung zu zeit- und kostenaufwendig wäre. Das Beispiel Kuka zeigt, dass hier mit harten chinesischen Bandagen gekämpft wird. Ohnehin sollte die Lobrede des chinesischen Präsident Xi Jinping über den weltweiten Freihandel auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos nicht überschätzt werden. Der Handelsprotektionismus spricht nicht nur englisch, sondern auch fließend chinesisch.
…die deutsche Industrie und ihre Aktien haben dennoch ihre Chancen
Grundsätzlich stellt sich die Frage, inwiefern amerikanischer Handelsprotektionismus die deutsche Exportindustrie trifft. Blufft Trump mit seiner harten handelspolitischen Rhetorik, um Angst und Schrecken zu verbreiten, um einen guten „Deal“ zu machen, um Entgegenkommen von deutscher auch politischer Seite zu erreichen?
Warum sollte Amerika den Export deutscher Produkte und Dienstleistungen beeinträchtigen, wenn die deutsche Industrie ihre „Hausaufgaben“ erledigt und in den USA arbeitsplatzaufbauende Investitionen tätigt? Ohnehin sind die großen deutschen Autobauer schon aktuell auch große US-Arbeitgeber. Im Übrigen fahren in den USA deutlich mehr Autos aus Asien als aus Deutschland umher.
Und hinter vorgehaltener Hand weiß auch die wirtschaftsintelligente Fraktion der US-Regierung um die Bedeutung amerikanischer Exporte nach Europa und Deutschland. Arbeitsplatzrisiken in der amerikanischen Exportindustrie werden nicht unberücksichtigt bleiben.
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Vor diesem Hintergrund zeichnet der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe in Deutschland mit 56,5 – dem höchsten Wert seit Mitte 2011 – ein wesentlich freundlicheres Bild als die ifo Daten. Trotz handelsprotektionistischer Befürchtungen – so ist man in der deutschen Export- und Maschinenbauindustrie überzeugt – kommt ein sich reindustrialisierendes Amerika an deutschem Industrie-Know How nicht vorbei. Davon profitieren insbesondere mittelständische Werte, die mit ihren Qualitätsprodukten und Patenten Weltmarktführer auch in industriellen und technologischen Nischenmärkten sind. Vor diesem Hintergrund dürfte die seit Juni 2016 zu beobachtende, relative Schwäche von Titeln des MDAX und SDAX zum DAX auslaufen und sich ein Trendwechsel einstellen.